brachte er endlich den letzten Sack. Nachdem das nächtliche Geschäft beendigt war, gab er Jerg einen Wink, mit dem Wagen umzukehren, wobei er die in Eile geladenen Säcke hielt, damit keiner herunterfiel. Vorwärts, marsch! commandirte er dann und der Wagen setzte sich wieder in Bewegung.
Christine, die sich in das Unternehmen gefunden zu haben schien und dem seltsamen Tone Friedrich's entgegenwirken zu müssen meinte, bemerkte scherzend: du kommst mir vor, wie ein Räuberhauptmann, der über seine Bande hinein befiehlt.
Was nicht ist, kann noch werden, murmelte er dumpf.
Als sie den Wagen abluden, überzählte er die ungleich gefüllten Säcke. Es werden circa sechs, sieben Scheffel sein, sagte er mit der Sicherheit des Kenners.
Was ist's für Frucht? fragte Jerg.
Dinkel und Haber.
Da wär' ja für Menschen und Vieh gesorgt.
Es ist an dem für die Menschen genug. Den Haber betracht' ich als baar Geld.
Hab' mir's wohl vorgestellt.
Wollen's gleich aus einander thun. Die Säcke da enthalten Dinkel, die schlachtet ihr in's Haus, ihr brauchet nicht alle, könnt mir noch ein' oder zwei davon lassen.
Ja, ist denn die Frucht für uns? fragte Jerg.
Nein, aber für eure Mäuler. Zu was meinst denn, daß ich sie da 'rausgeführt hab'? Mach' mir nur keine Umständ'. Den Rest davon und den Haber will ich in etwas Anders verwandeln, das noch mehr Brod geben soll.
Jerg lachte verschmitzt.
Merkst was? fragte Friedrich.
Mir ist's immer, als müßt' ich wieder einen Gang für dich nach Rechberghausen thun, sagte Jerg.
Hast's troffen.
Zufällig weiß ich, daß der Christle morgen 'runter kommt.
So nimm ihn zu dir da 'raus. Ich will dann auch kommen, daß wir mit ihm Handels eins werden.
brachte er endlich den letzten Sack. Nachdem das nächtliche Geſchäft beendigt war, gab er Jerg einen Wink, mit dem Wagen umzukehren, wobei er die in Eile geladenen Säcke hielt, damit keiner herunterfiel. Vorwärts, marſch! commandirte er dann und der Wagen ſetzte ſich wieder in Bewegung.
Chriſtine, die ſich in das Unternehmen gefunden zu haben ſchien und dem ſeltſamen Tone Friedrich's entgegenwirken zu müſſen meinte, bemerkte ſcherzend: du kommſt mir vor, wie ein Räuberhauptmann, der über ſeine Bande hinein befiehlt.
Was nicht iſt, kann noch werden, murmelte er dumpf.
Als ſie den Wagen abluden, überzählte er die ungleich gefüllten Säcke. Es werden circa ſechs, ſieben Scheffel ſein, ſagte er mit der Sicherheit des Kenners.
Was iſt's für Frucht? fragte Jerg.
Dinkel und Haber.
Da wär' ja für Menſchen und Vieh geſorgt.
Es iſt an dem für die Menſchen genug. Den Haber betracht' ich als baar Geld.
Hab' mir's wohl vorgeſtellt.
Wollen's gleich aus einander thun. Die Säcke da enthalten Dinkel, die ſchlachtet ihr in's Haus, ihr brauchet nicht alle, könnt mir noch ein' oder zwei davon laſſen.
Ja, iſt denn die Frucht für uns? fragte Jerg.
Nein, aber für eure Mäuler. Zu was meinſt denn, daß ich ſie da 'rausgeführt hab'? Mach' mir nur keine Umſtänd'. Den Reſt davon und den Haber will ich in etwas Anders verwandeln, das noch mehr Brod geben ſoll.
Jerg lachte verſchmitzt.
Merkſt was? fragte Friedrich.
Mir iſt's immer, als müßt' ich wieder einen Gang für dich nach Rechberghauſen thun, ſagte Jerg.
Haſt's troffen.
Zufällig weiß ich, daß der Chriſtle morgen 'runter kommt.
So nimm ihn zu dir da 'raus. Ich will dann auch kommen, daß wir mit ihm Handels eins werden.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0236"n="220"/>
brachte er endlich den letzten Sack. Nachdem das nächtliche Geſchäft<lb/>
beendigt war, gab er Jerg einen Wink, mit dem Wagen umzukehren,<lb/>
wobei er die in Eile geladenen Säcke hielt, damit keiner herunterfiel.<lb/>
Vorwärts, marſch! commandirte er dann und der Wagen ſetzte ſich<lb/>
wieder in Bewegung.</p><lb/><p>Chriſtine, die ſich in das Unternehmen gefunden zu haben ſchien<lb/>
und dem ſeltſamen Tone Friedrich's entgegenwirken zu müſſen meinte,<lb/>
bemerkte ſcherzend: du kommſt mir vor, wie ein Räuberhauptmann,<lb/>
der über ſeine Bande hinein befiehlt.</p><lb/><p>Was nicht iſt, kann noch werden, murmelte er dumpf.</p><lb/><p>Als ſie den Wagen abluden, überzählte er die ungleich gefüllten<lb/>
Säcke. Es werden circa ſechs, ſieben Scheffel ſein, ſagte er mit der<lb/>
Sicherheit des Kenners.</p><lb/><p>Was iſt's für Frucht? fragte Jerg.</p><lb/><p>Dinkel und Haber.</p><lb/><p>Da wär' ja für Menſchen und Vieh geſorgt.</p><lb/><p>Es iſt an dem für die Menſchen genug. Den Haber betracht' ich<lb/>
als baar Geld.</p><lb/><p>Hab' mir's wohl vorgeſtellt.</p><lb/><p>Wollen's gleich aus einander thun. Die Säcke da enthalten Dinkel,<lb/>
die ſchlachtet ihr in's Haus, ihr brauchet nicht alle, könnt mir noch<lb/>
ein' oder zwei davon laſſen.</p><lb/><p>Ja, iſt denn die Frucht für uns? fragte Jerg.</p><lb/><p>Nein, aber für eure Mäuler. Zu was meinſt denn, daß ich ſie<lb/>
da 'rausgeführt hab'? Mach' mir nur keine Umſtänd'. Den Reſt<lb/>
davon und den Haber will ich in etwas Anders verwandeln, das noch<lb/>
mehr Brod geben ſoll.</p><lb/><p>Jerg lachte verſchmitzt.</p><lb/><p>Merkſt was? fragte Friedrich.</p><lb/><p>Mir iſt's immer, als müßt' ich wieder einen Gang für dich nach<lb/>
Rechberghauſen thun, ſagte Jerg.</p><lb/><p>Haſt's troffen.</p><lb/><p>Zufällig weiß ich, daß der Chriſtle morgen 'runter kommt.</p><lb/><p>So nimm ihn zu dir da 'raus. Ich will dann auch kommen,<lb/>
daß wir mit ihm Handels eins werden.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[220/0236]
brachte er endlich den letzten Sack. Nachdem das nächtliche Geſchäft
beendigt war, gab er Jerg einen Wink, mit dem Wagen umzukehren,
wobei er die in Eile geladenen Säcke hielt, damit keiner herunterfiel.
Vorwärts, marſch! commandirte er dann und der Wagen ſetzte ſich
wieder in Bewegung.
Chriſtine, die ſich in das Unternehmen gefunden zu haben ſchien
und dem ſeltſamen Tone Friedrich's entgegenwirken zu müſſen meinte,
bemerkte ſcherzend: du kommſt mir vor, wie ein Räuberhauptmann,
der über ſeine Bande hinein befiehlt.
Was nicht iſt, kann noch werden, murmelte er dumpf.
Als ſie den Wagen abluden, überzählte er die ungleich gefüllten
Säcke. Es werden circa ſechs, ſieben Scheffel ſein, ſagte er mit der
Sicherheit des Kenners.
Was iſt's für Frucht? fragte Jerg.
Dinkel und Haber.
Da wär' ja für Menſchen und Vieh geſorgt.
Es iſt an dem für die Menſchen genug. Den Haber betracht' ich
als baar Geld.
Hab' mir's wohl vorgeſtellt.
Wollen's gleich aus einander thun. Die Säcke da enthalten Dinkel,
die ſchlachtet ihr in's Haus, ihr brauchet nicht alle, könnt mir noch
ein' oder zwei davon laſſen.
Ja, iſt denn die Frucht für uns? fragte Jerg.
Nein, aber für eure Mäuler. Zu was meinſt denn, daß ich ſie
da 'rausgeführt hab'? Mach' mir nur keine Umſtänd'. Den Reſt
davon und den Haber will ich in etwas Anders verwandeln, das noch
mehr Brod geben ſoll.
Jerg lachte verſchmitzt.
Merkſt was? fragte Friedrich.
Mir iſt's immer, als müßt' ich wieder einen Gang für dich nach
Rechberghauſen thun, ſagte Jerg.
Haſt's troffen.
Zufällig weiß ich, daß der Chriſtle morgen 'runter kommt.
So nimm ihn zu dir da 'raus. Ich will dann auch kommen,
daß wir mit ihm Handels eins werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/236>, abgerufen am 08.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.