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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von der Glaßmacher-Kunst.
nau in acht nimmt/ auff der Blätter-Fläche ein Schnee-weisses Saltz
haben. Matthiolus in Dioscoridem nennet dieses Kraut/ das gemeine
Meergras der Venetier/ und solches nicht allein wegen besagter Ursach
halben/ sondern auch darumb/ dieweil die Venetier ihre Gläser/ welche
sie in frembde Länder versenden/ mit diesen Meergraß/ so auch von eini-
gen Kammel-Heu genennet wird/ einpacken.

Dieses Meergraß wird/ wie Virgilius bezeuget/ von dem unge-
stimmen Meer/ ausgerissen/ auff die Klippen zerstreuet/ und an das U-
fer geworffen/ da es alsdann von den Einwohnern des Orts zur Som-
mers-Zeit gesammlet/ und nach Beschaffenheit der Sachen/ gleich als
ein ander Heu/ an der Sonnen oder bey den Winden gedörret wird;
Und wann es verbrennet wird/ so dienet die Asche so wohl zum Alann/
als auch zum Glas/ welches wir Kelp zu nennen pflegen. Nicht allein
aber dieses Kraut/ welches in unserer See überall häuffig ausgestreuet/
gefunden wird/ sondern das Meergras von allerley Sorten; Jtem die
Meer-Eiche/ und andere dergleichen Meer-Pflantzen/ haben des Sal-
tzes viel bey sich.

Die Seiffensieder-Asche wird aus Polen/ Reussen und Neu-En-
gelland gebracht/ und mehrentheils aus der Asche des Thänen-Holtzes
und der Thann-Zapffen bereitet: Allhier bey uns in Engelland wird
allerley Asche zu der Bereitung des gemeinen Glases zusammen gelesen/
und auffgekochet von denenjenigen/ welche/ zu dem Ende/ durch gantz
Engelland reisen.

Jedoch werden in Engelland die allerbesten Aschen/ aus den ge-
meinen Disteln bereitet; nach diesen folgen die Hopffen-Sprossen oder
Stengel/ nach deme die Blumen davon abgebladet sind worden. Dieses
alles aber ist erst kürtzlich erfunden worden.

Unter den Bäumen giebt der Maulbeer-Baum das beste Saltz/
wie auch die spitzigen Kuhnschroten/ und nach diesem der Saurdorn/
und das spitzigte Kali, unter den Meer-Pflantzen.

Jngleichen befindet man ietzo/ daß alle dornichte und spitzigte Pflan-
tzen/ in ihrer Art ein sehr gutes Saltz/ und zwar in grosser Menge ge-
ben: Hierher gehören auch alle bittere Kräuter/ nehmlich der Hopffen/
Wermuth/ Cardobenedict/ Tausendgülden-Kraut/ Gentian/ Stab-
Wurtz/ Reinforn oder Reinfall-Kraut/ Glastum und dergleichen; als
deren Aschen man leichtlich/ und mit wenigen Unkosten bereiten kan; zu
diesen obgedachten Kräutern fügen wir noch den Taback; denn dessen

Stän-
Ji iij

Von der Glaßmacher-Kunſt.
nau in acht nimmt/ auff der Blaͤtter-Flaͤche ein Schnee-weiſſes Saltz
haben. Matthiolus in Dioſcoridem nennet dieſes Kraut/ das gemeine
Meergras der Venetier/ und ſolches nicht allein wegen beſagter Urſach
halben/ ſondern auch darumb/ dieweil die Venetier ihre Glaͤſer/ welche
ſie in frembde Laͤnder verſenden/ mit dieſen Meergraß/ ſo auch von eini-
gen Kammel-Heu genennet wird/ einpacken.

Dieſes Meergraß wird/ wie Virgilius bezeuget/ von dem unge-
ſtimmen Meer/ ausgeriſſen/ auff die Klippen zerſtreuet/ und an das U-
fer geworffen/ da es alsdann von den Einwohnern des Orts zur Som-
mers-Zeit geſammlet/ und nach Beſchaffenheit der Sachen/ gleich als
ein ander Heu/ an der Sonnen oder bey den Winden gedoͤrret wird;
Und wann es verbrennet wird/ ſo dienet die Aſche ſo wohl zum Alann/
als auch zum Glas/ welches wir Kelp zu nennen pflegen. Nicht allein
aber dieſes Kraut/ welches in unſerer See uͤberall haͤuffig ausgeſtreuet/
gefunden wird/ ſondern das Meergras von allerley Sorten; Jtem die
Meer-Eiche/ und andere dergleichen Meer-Pflantzen/ haben des Sal-
tzes viel bey ſich.

Die Seiffenſieder-Aſche wird aus Polen/ Reuſſen und Neu-En-
gelland gebracht/ und mehrentheils aus der Aſche des Thaͤnen-Holtzes
und der Thann-Zapffen bereitet: Allhier bey uns in Engelland wird
allerley Aſche zu der Bereitung des gemeinen Glaſes zuſammen geleſen/
und auffgekochet von denenjenigen/ welche/ zu dem Ende/ durch gantz
Engelland reiſen.

Jedoch werden in Engelland die allerbeſten Aſchen/ aus den ge-
meinen Diſteln bereitet; nach dieſen folgen die Hopffen-Sproſſen oder
Stengel/ nach deme die Blumen davon abgebladet ſind worden. Dieſes
alles aber iſt erſt kuͤrtzlich erfunden worden.

Unter den Baͤumen giebt der Maulbeer-Baum das beſte Saltz/
wie auch die ſpitzigen Kuhnſchroten/ und nach dieſem der Saurdorn/
und das ſpitzigte Kali, unter den Meer-Pflantzen.

Jngleichen befindet man ietzo/ daß alle dornichte und ſpitzigte Pflan-
tzen/ in ihrer Art ein ſehr gutes Saltz/ und zwar in groſſer Menge ge-
ben: Hierher gehoͤren auch alle bittere Kraͤuter/ nehmlich der Hopffen/
Wermuth/ Cardobenedict/ Tauſendguͤlden-Kraut/ Gentian/ Stab-
Wurtz/ Reinforn oder Reinfall-Kraut/ Glaſtum und dergleichen; als
deren Aſchen man leichtlich/ und mit wenigen Unkoſten bereiten kan; zu
dieſen obgedachten Kraͤutern fuͤgen wir noch den Taback; denn deſſen

Staͤn-
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[255/0299] Von der Glaßmacher-Kunſt. nau in acht nimmt/ auff der Blaͤtter-Flaͤche ein Schnee-weiſſes Saltz haben. Matthiolus in Dioſcoridem nennet dieſes Kraut/ das gemeine Meergras der Venetier/ und ſolches nicht allein wegen beſagter Urſach halben/ ſondern auch darumb/ dieweil die Venetier ihre Glaͤſer/ welche ſie in frembde Laͤnder verſenden/ mit dieſen Meergraß/ ſo auch von eini- gen Kammel-Heu genennet wird/ einpacken. Dieſes Meergraß wird/ wie Virgilius bezeuget/ von dem unge- ſtimmen Meer/ ausgeriſſen/ auff die Klippen zerſtreuet/ und an das U- fer geworffen/ da es alsdann von den Einwohnern des Orts zur Som- mers-Zeit geſammlet/ und nach Beſchaffenheit der Sachen/ gleich als ein ander Heu/ an der Sonnen oder bey den Winden gedoͤrret wird; Und wann es verbrennet wird/ ſo dienet die Aſche ſo wohl zum Alann/ als auch zum Glas/ welches wir Kelp zu nennen pflegen. Nicht allein aber dieſes Kraut/ welches in unſerer See uͤberall haͤuffig ausgeſtreuet/ gefunden wird/ ſondern das Meergras von allerley Sorten; Jtem die Meer-Eiche/ und andere dergleichen Meer-Pflantzen/ haben des Sal- tzes viel bey ſich. Die Seiffenſieder-Aſche wird aus Polen/ Reuſſen und Neu-En- gelland gebracht/ und mehrentheils aus der Aſche des Thaͤnen-Holtzes und der Thann-Zapffen bereitet: Allhier bey uns in Engelland wird allerley Aſche zu der Bereitung des gemeinen Glaſes zuſammen geleſen/ und auffgekochet von denenjenigen/ welche/ zu dem Ende/ durch gantz Engelland reiſen. Jedoch werden in Engelland die allerbeſten Aſchen/ aus den ge- meinen Diſteln bereitet; nach dieſen folgen die Hopffen-Sproſſen oder Stengel/ nach deme die Blumen davon abgebladet ſind worden. Dieſes alles aber iſt erſt kuͤrtzlich erfunden worden. Unter den Baͤumen giebt der Maulbeer-Baum das beſte Saltz/ wie auch die ſpitzigen Kuhnſchroten/ und nach dieſem der Saurdorn/ und das ſpitzigte Kali, unter den Meer-Pflantzen. Jngleichen befindet man ietzo/ daß alle dornichte und ſpitzigte Pflan- tzen/ in ihrer Art ein ſehr gutes Saltz/ und zwar in groſſer Menge ge- ben: Hierher gehoͤren auch alle bittere Kraͤuter/ nehmlich der Hopffen/ Wermuth/ Cardobenedict/ Tauſendguͤlden-Kraut/ Gentian/ Stab- Wurtz/ Reinforn oder Reinfall-Kraut/ Glaſtum und dergleichen; als deren Aſchen man leichtlich/ und mit wenigen Unkoſten bereiten kan; zu dieſen obgedachten Kraͤutern fuͤgen wir noch den Taback; denn deſſen Staͤn- Ji iij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/299>, abgerufen am 22.11.2024.