Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.Von der Glasmacher-Kunst. nen Gold heissen/ was gewichtig ist/ und sich doch nicht hämmern läst/als man dasjenige Glas heissen wolte/ welches sich hämmern ließ/ aber nicht durchsichtig wäre. Hierzu kommet noch/ daß die Natur und Eigenschafft des Häm- Solche Figur oder Gestält ist alsdann mancherley/ je/ nachdem das Es sind auch von dieser Vereinigung in dem Glas solche Durch- Uber dieses/ so ist und bleibet/ gleich wie wir vorhero schon erweh- Von Gg ij
Von der Glasmacher-Kunſt. nen Gold heiſſen/ was gewichtig iſt/ und ſich doch nicht haͤmmern laͤſt/als man dasjenige Glas heiſſen wolte/ welches ſich haͤmmern ließ/ aber nicht durchſichtig waͤre. Hierzu kommet noch/ daß die Natur und Eigenſchafft des Haͤm- Solche Figur oder Geſtaͤlt iſt alsdann mancherley/ je/ nachdem das Es ſind auch von dieſer Vereinigung in dem Glas ſolche Durch- Uber dieſes/ ſo iſt und bleibet/ gleich wie wir vorhero ſchon erweh- Von Gg ij
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Von der Glasmacher-Kunſt.
nen Gold heiſſen/ was gewichtig iſt/ und ſich doch nicht haͤmmern laͤſt/
als man dasjenige Glas heiſſen wolte/ welches ſich haͤmmern ließ/ aber
nicht durchſichtig waͤre.
Hierzu kommet noch/ daß die Natur und Eigenſchafft des Haͤm-
merns beſtehe/ in der genauen Zuſammenhaltung der Theile/ und in der
Vermoͤgenheit allerley Geſtalten/ nach den kleineſten Theilen anzuneh-
men; welches mit der Natur des Glaſes nicht uͤbereinſtimmet: Denn
es haben die Materialien des Glaſes/ nemlich Saltz und Sand/ eine
ſolche Geſtalt/ welche zu einer ſolchen feſten Verknuͤpffung untuͤchtig
ſind: Das Saltz hat fuͤr allen andern Dingen ſeine eigentliche und um-
ſchrenckte Figur oder Geſtalt/ welche es auch unveraͤnderlich behaͤlt/ un-
geachtet mans ſolviret oder im Feuer tractiret/ es waͤre denn/ daß es
gantz und gar deſtruiret wuͤrde/ welches man mit vielen Beweißgruͤn-
den behaupten koͤnte.
Solche Figur oder Geſtaͤlt iſt alsdann mancherley/ je/ nachdem das
Saltz iſt: der Salpeter und ein iedes Alkoliſirtes Saltz iſt eckicht/ und
weil ſolches eckicht/ und als eine Pyramide ſpitzig iſt/ ſo ſcheinet es/ als ob
ſolches von unzehligen vielen ſpitzigen Nadeln beſtuͤnde. Die Geſtalt oder
Figur des Sandes iſt auch mancherley/ ja/ wie man durch die Vergroͤſ-
ſerungs-Glaͤſer obſerviret/ faſt unendlich: Wer wolte ſich wol anietzo be-
reden/ daß dieſe groſſe Mannigfaltigkeit dergeſtalt in dem Sande/ ſich ſo
eigentlich und genau zu der determinirten Geſtalt des Glaſes ſchicken ſol-
te/ daß ſie ſich beyde in den allerkleineſten Theilon vereinigten/ und an
einander hingen/ welches aber/ die Haͤmmerung werckſtellig zu machen/
nothwendig erfordert wird; da es im Gegentheil das Glas zu bereiten
genug iſt/ wann die Theile des Saltzes und Sandes/ſich nur in dieſem
oder jenem Punct/ an einander beruͤhren/ aus welchen Befaſſen eine
ſolche Vereinigung geſchiehet/ die da erlanget die Form eines Glaſes/
und aber zum Haͤmmern gantz und gar untuͤchtig iſt.
Es ſind auch von dieſer Vereinigung in dem Glas ſolche Durch-
gaͤnge/ durch deſſen Vermittelung/ wie wir von dem Lucretio erlernet
haben/ die Durchſichtigkeit herkommet.
Uber dieſes/ ſo iſt und bleibet/ gleich wie wir vorhero ſchon erweh-
net haben/ ein iedes Ding in ſeiner Zuſammenſetzung dasjenige/ was es
zuvor war. Derohalben will ich dieſe Sache beſchlieſſen/ und ſagen was
meine Meinuug ſey: nemlich/ ich halte darfuͤr/ ſolcher Effect von der
Haͤmmerung des Glaſes ſey nur eintzig und allein von dem Elixir zu hof-
fen/ dieſe beyde Stuͤcke aber werden zu gleicher Zeit mit einander an das
Tage-Licht kommen.
Von
Gg ij
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