Kuhnow, Anna: Gedanken und Erfahrungen über Frauenbildung und Frauenberuf. Leipzig, 1896.Körper erst durch eine naturgemässe Entwicklung hindurch- Es giebt auch jetzt schon eine ganze Reihe deutscher Nach anderen Ausführungen fährt G. Cohn fort: "Es *) Deutsche Rundschau (Heft 7. 1896.) Gustav Cohn: Die deutsche
Frauenbewegung. S. 77. Körper erst durch eine naturgemässe Entwicklung hindurch- Es giebt auch jetzt schon eine ganze Reihe deutscher Nach anderen Ausführungen fährt G. Cohn fort: „Es *) Deutsche Rundschau (Heft 7. 1896.) Gustav Cohn: Die deutsche
Frauenbewegung. S. 77. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0028" n="27"/> Körper erst durch eine naturgemässe Entwicklung hindurch-<lb/> gehen darf, wenn Mode und Vorurtheil sich mit ihren Thor-<lb/> heiten nicht mehr an ihm versündigen.</p><lb/> <p>Es giebt auch jetzt schon eine ganze Reihe deutscher<lb/> Frauen, welche nicht nur allen wissenschaftlichen Anforde-<lb/> rungen genügt und die Universitätsexamen bestanden haben,<lb/> sondern die auch in der Praxis, besonders in der ärztlichen<lb/> sich körperlich bewährt haben. Man erzählt besonders gern<lb/> von den körperlichen Riesenleistungen im Publikum, welche<lb/> die Geburtshülfe erfordere, ich wünschte nur, man erzählte<lb/> auch einmal von dem grossen, grossen Elend, das nicht gar<lb/> so selten die männlichen Riesenkräfte im Frauenkörper dabei<lb/> angerichtet haben! Die medicinische Praxis verlangt in der<lb/> Mehrzahl der Fälle viel mehr Geschicklichkeit als Kraft,<lb/> meist letztere nur in dem Umfange, wie sie der Durch-<lb/> schnittsfrau vollkommen zu eigen ist, und bei wirklich<lb/> schwierigen Fällen, bei denen die eigene Kraft nicht aus-<lb/> reicht, wird sich die gewissenhafte Aerztin der Hülfe einer<lb/> Collegin versichern, und sie werden vereint, wenn wirklich<lb/> einmal einer von jenen seltenen Fällen kommt, die Riesen-<lb/> leistungen des Mannes vollbringen. Ehe ich über diesen<lb/> Punkt weiter meine eigenen Ansichten ausspreche, will ich<lb/> statt vieler anderen einen Mann reden lassen, der besonders<lb/> sein Wort zu der vielumstrittenen Frage ergreift: „Kann<lb/> resp. soll eine Frau Medicin studiren.“<note place="foot" n="*)">Deutsche Rundschau (Heft 7. 1896.) Gustav Cohn: Die deutsche<lb/> Frauenbewegung. S. 77.</note> Gerade deshalb lasse<lb/> ich diesen Mann sprechen, weil er, meines Erachtens, in<lb/> vielen Punkten dieser Frage den Nagel auf den Kopf trifft,<lb/> obgleich ich in Einzelheiten über die Sache nicht ganz mit<lb/> ihm gehen kann, was ich später ausführen will.</p><lb/> <p>Nach anderen Ausführungen fährt G. Cohn fort: „Es<lb/> liegt nahe, von der Ausübung des ärztlichen Berufes zu<lb/> sprechen, wovon in den Erörterungen der Frauenfrage so<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0028]
Körper erst durch eine naturgemässe Entwicklung hindurch-
gehen darf, wenn Mode und Vorurtheil sich mit ihren Thor-
heiten nicht mehr an ihm versündigen.
Es giebt auch jetzt schon eine ganze Reihe deutscher
Frauen, welche nicht nur allen wissenschaftlichen Anforde-
rungen genügt und die Universitätsexamen bestanden haben,
sondern die auch in der Praxis, besonders in der ärztlichen
sich körperlich bewährt haben. Man erzählt besonders gern
von den körperlichen Riesenleistungen im Publikum, welche
die Geburtshülfe erfordere, ich wünschte nur, man erzählte
auch einmal von dem grossen, grossen Elend, das nicht gar
so selten die männlichen Riesenkräfte im Frauenkörper dabei
angerichtet haben! Die medicinische Praxis verlangt in der
Mehrzahl der Fälle viel mehr Geschicklichkeit als Kraft,
meist letztere nur in dem Umfange, wie sie der Durch-
schnittsfrau vollkommen zu eigen ist, und bei wirklich
schwierigen Fällen, bei denen die eigene Kraft nicht aus-
reicht, wird sich die gewissenhafte Aerztin der Hülfe einer
Collegin versichern, und sie werden vereint, wenn wirklich
einmal einer von jenen seltenen Fällen kommt, die Riesen-
leistungen des Mannes vollbringen. Ehe ich über diesen
Punkt weiter meine eigenen Ansichten ausspreche, will ich
statt vieler anderen einen Mann reden lassen, der besonders
sein Wort zu der vielumstrittenen Frage ergreift: „Kann
resp. soll eine Frau Medicin studiren.“ *) Gerade deshalb lasse
ich diesen Mann sprechen, weil er, meines Erachtens, in
vielen Punkten dieser Frage den Nagel auf den Kopf trifft,
obgleich ich in Einzelheiten über die Sache nicht ganz mit
ihm gehen kann, was ich später ausführen will.
Nach anderen Ausführungen fährt G. Cohn fort: „Es
liegt nahe, von der Ausübung des ärztlichen Berufes zu
sprechen, wovon in den Erörterungen der Frauenfrage so
*) Deutsche Rundschau (Heft 7. 1896.) Gustav Cohn: Die deutsche
Frauenbewegung. S. 77.
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