"Ah! rendez-moi mon cour, Maman me le demande." ""Il est a vous, si vous pouvez le reprendre. Il est confondu dans le mien Je ne saurais lequel est le tien.""
Der Sturm pfiff, der See brandete, die Waldwipfel brausten, die Nacht lag undurchdringlich auf jeder Fußbreite Weges und durch diesen Tartarus sang sich dieser Amor, als wäre Cerberus nur ein Wachtel¬ hündchen seiner Iris!
Werden wir heute unseren armen Irrenden bei diesem Franzosen besser betten, als gestern bei dem Indianer?
Moorfeld hörte Baumäste knattern, Büsche rauschen, Fußschritte schreiten, springen, im Sumpfwasser quitschen und mit einem bon soir, Monsieur! traten die Umrisse eines Menschen aus der Waldfinsterniß.
Die Kienfackel beleuchtete den beiden Begegnenden ihr tete a tete.
Was für ein anderes Bild hatte sich Moorfeld von dem Schäfer der schönen Iris gemacht!
Es war ein Mann von mittlerem, ja späterem Lebensalter, seine Stirne gefurcht, wir möchten sagen gekerbt, sein Teint tief dunkel¬ braun, sei's von der Sonne und Luft, oder von einem starken Zusatz indianischen Blutes, -- kurz der ganze Kopf, hart und erzfarbig wie eine Büste aus Bronce. Sein Auge, klein und schwarz, blickte fast hohl und nichts weniger als sorglos; seine stark hervortretenden Backen¬ knochen, gleichfalls der indianischen Abstammung verdächtig, verliehen ihm sogar etwas Abschreckendes; nur um Kinn und Mund spielte ein Abglanz des feinen, sinnlichen Frankreichs. Seine Tracht war äußerst roh und wild; er trug ein Hemd von Hirschleder, mit eben solchen Beinkleidern, beide Stücke durch lange Abnutzung fast unkenntlich, die Füße standen in indianischen Mocassins, um die Schultern hing ein gräulicher Mantel von Büffelhaut. Als er Moorfelden die Hand zum Gruß reichte, glaubte dieser, er habe ihm einen Kieselstein in die seinige gelegt.
Nun will ich Sie in mein Pavillon führen, sagte der Halbwilde, und Moorfeld empfand erst jetzt die ganze Heiterkeit des Contrastes der belle France mit dem sauvage de Canada.
„Ah! rendez-moi mon cour, Maman me le demande.“ „„Il est à vous, si vous pouvez le reprendre. Il est confondu dans le mien Je ne saurais lequel est le tien.““
Der Sturm pfiff, der See brandete, die Waldwipfel brauſten, die Nacht lag undurchdringlich auf jeder Fußbreite Weges und durch dieſen Tartarus ſang ſich dieſer Amor, als wäre Cerberus nur ein Wachtel¬ hündchen ſeiner Iris!
Werden wir heute unſeren armen Irrenden bei dieſem Franzoſen beſſer betten, als geſtern bei dem Indianer?
Moorfeld hörte Baumäſte knattern, Büſche rauſchen, Fußſchritte ſchreiten, ſpringen, im Sumpfwaſſer quitſchen und mit einem bon soir, Monsieur! traten die Umriſſe eines Menſchen aus der Waldfinſterniß.
Die Kienfackel beleuchtete den beiden Begegnenden ihr tête à tête.
Was für ein anderes Bild hatte ſich Moorfeld von dem Schäfer der ſchönen Iris gemacht!
Es war ein Mann von mittlerem, ja ſpäterem Lebensalter, ſeine Stirne gefurcht, wir möchten ſagen gekerbt, ſein Teint tief dunkel¬ braun, ſei’s von der Sonne und Luft, oder von einem ſtarken Zuſatz indianiſchen Blutes, — kurz der ganze Kopf, hart und erzfarbig wie eine Büſte aus Bronce. Sein Auge, klein und ſchwarz, blickte faſt hohl und nichts weniger als ſorglos; ſeine ſtark hervortretenden Backen¬ knochen, gleichfalls der indianiſchen Abſtammung verdächtig, verliehen ihm ſogar etwas Abſchreckendes; nur um Kinn und Mund ſpielte ein Abglanz des feinen, ſinnlichen Frankreichs. Seine Tracht war äußerſt roh und wild; er trug ein Hemd von Hirſchleder, mit eben ſolchen Beinkleidern, beide Stücke durch lange Abnutzung faſt unkenntlich, die Füße ſtanden in indianiſchen Mocaſſins, um die Schultern hing ein gräulicher Mantel von Büffelhaut. Als er Moorfelden die Hand zum Gruß reichte, glaubte dieſer, er habe ihm einen Kieſelſtein in die ſeinige gelegt.
Nun will ich Sie in mein Pavillon führen, ſagte der Halbwilde, und Moorfeld empfand erſt jetzt die ganze Heiterkeit des Contraſtes der belle France mit dem sauvage de Canada.
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„Ah! rendez-moi mon cour,
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Il est confondu dans le mien
Je ne saurais lequel est le tien.““
Der Sturm pfiff, der See brandete, die Waldwipfel brauſten, die
Nacht lag undurchdringlich auf jeder Fußbreite Weges und durch dieſen
Tartarus ſang ſich dieſer Amor, als wäre Cerberus nur ein Wachtel¬
hündchen ſeiner Iris!
Werden wir heute unſeren armen Irrenden bei dieſem Franzoſen
beſſer betten, als geſtern bei dem Indianer?
Moorfeld hörte Baumäſte knattern, Büſche rauſchen, Fußſchritte
ſchreiten, ſpringen, im Sumpfwaſſer quitſchen und mit einem bon soir,
Monsieur! traten die Umriſſe eines Menſchen aus der Waldfinſterniß.
Die Kienfackel beleuchtete den beiden Begegnenden ihr tête à tête.
Was für ein anderes Bild hatte ſich Moorfeld von dem Schäfer
der ſchönen Iris gemacht!
Es war ein Mann von mittlerem, ja ſpäterem Lebensalter, ſeine
Stirne gefurcht, wir möchten ſagen gekerbt, ſein Teint tief dunkel¬
braun, ſei’s von der Sonne und Luft, oder von einem ſtarken Zuſatz
indianiſchen Blutes, — kurz der ganze Kopf, hart und erzfarbig wie
eine Büſte aus Bronce. Sein Auge, klein und ſchwarz, blickte faſt
hohl und nichts weniger als ſorglos; ſeine ſtark hervortretenden Backen¬
knochen, gleichfalls der indianiſchen Abſtammung verdächtig, verliehen
ihm ſogar etwas Abſchreckendes; nur um Kinn und Mund ſpielte ein
Abglanz des feinen, ſinnlichen Frankreichs. Seine Tracht war äußerſt
roh und wild; er trug ein Hemd von Hirſchleder, mit eben ſolchen
Beinkleidern, beide Stücke durch lange Abnutzung faſt unkenntlich, die
Füße ſtanden in indianiſchen Mocaſſins, um die Schultern hing ein
gräulicher Mantel von Büffelhaut. Als er Moorfelden die Hand
zum Gruß reichte, glaubte dieſer, er habe ihm einen Kieſelſtein in die
ſeinige gelegt.
Nun will ich Sie in mein Pavillon führen, ſagte der Halbwilde,
und Moorfeld empfand erſt jetzt die ganze Heiterkeit des Contraſtes
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/428>, abgerufen am 08.07.2024.
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