Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987.

Bild:
<< vorherige Seite

N001
wobei natürlich zu beachten ist, daß das erstens kein Kampf N002
zwischen Klassen ist, sondern ein Kampf aller Werktätigen, die N003
alle Klassen und Schichten vertreten, gegen einzelne gesell- N004
schaftsfeindliche Elemente, und daß dieser Kampf zweitens nicht N005
mehr, wie in der Vergangenheit, Ausdruck heftiger sozialer Kol- N006
lisionen in der Gesellschaft ist, sondern ein Prozeß der sozialen N007
Säuberung der einheitlichen sozialistischen Gesellschaft von den N008
negativen Erscheinungen und Elementen, die deren Fortschritt N009
behindern."1

N001
Grundfalsch wäre es nun, solche Erscheinungen wie Arbeits- N002
disziplinlosigkeit, Verstöße gegen das Recht usw. als unbedeu- N003
tende Nebenerscheinungen, also nicht ernsthaft zur Kenntnis zu N004
nehmende Erscheinungen im realen Sozialismus, zu betrachten. In N005
seiner Rede vom 22. Februar 1985 auf einer Versammlung im Moskauer N006
Kreml sagte Tschernenko Uber den Kampf des Zentralkomitees und des N007
Politbüros des ZK gegen solche Erscheinungen: bekanntlich wurden N008
ernsthafte Maßnahmen zur Festigung der Disziplin, Gesetzlichkeit N009
und Ordnung getroffen. Doch sie reichen, um es offen zu sagen, N010
noch nicht aus."12^

N001
Sem^onows Auffassungen von den antagonistischen Widersprüchen N002
in der Anfangsphase des entwickelten Sozialismus sind im Grunde N003
die, die ich seit meinem Artikel "Gesellschaftliche Widersprüche" N004
in der "Deutschen Zeitschrift für Philosophie", Heft 10, 1972, N005
vertreten habe. Bei meinen Untersuchungen (auch in meinem von N006
Kosing zitierten "Dialog mit meinem Urenkel") habe ich mich

[footnote reference] [footnote reference]
[footnote reference] N001
11) W.S.Sem.ionow. Zur theoretischen Vertiefung und Konkretisierung N002
des Widerspruchsproblems im entwickelten Sozialismus, ebendort, N003
S.371 und 377.
[footnote reference] N001
12) "Neues Deutschland", 23./24.Februar 1985.

N001
wobei natürlich zu beachten ist, daß das erstens kein Kampf N002
zwischen Klassen ist, sondern ein Kampf aller Werktätigen, die N003
alle Klassen und Schichten vertreten, gegen einzelne gesell- N004
schaftsfeindliche Elemente, und daß dieser Kampf zweitens nicht N005
mehr, wie in der Vergangenheit, Ausdruck heftiger sozialer Kol- N006
lisionen in der Gesellschaft ist, sondern ein Prozeß der sozialen N007
Säuberung der einheitlichen sozialistischen Gesellschaft von den N008
negativen Erscheinungen und Elementen, die deren Fortschritt N009
behindern.”1

N001
Grundfalsch wäre es nun, solche Erscheinungen wie Arbeits- N002
disziplinlosigkeit, Verstöße gegen das Recht usw. als unbedeu- N003
tende Nebenerscheinungen, also nicht ernsthaft zur Kenntnis zu N004
nehmende Erscheinungen im realen Sozialismus, zu betrachten. In N005
seiner Rede vom 22. Februar 1985 auf einer Versammlung im Moskauer N006
Kreml sagte Tschernenko Uber den Kampf des Zentralkomitees und des N007
Politbüros des ZK gegen solche Erscheinungen: bekanntlich wurden N008
ernsthafte Maßnahmen zur Festigung der Disziplin, Gesetzlichkeit N009
und Ordnung getroffen. Doch sie reichen, um es offen zu sagen, N010
noch nicht aus."12^

N001
Sem^onows Auffassungen von den antagonistischen Widersprüchen N002
in der Anfangsphase des entwickelten Sozialismus sind im Grunde N003
die, die ich seit meinem Artikel "Gesellschaftliche Widersprüche" N004
in der "Deutschen Zeitschrift für Philosophie", Heft 10, 1972, N005
vertreten habe. Bei meinen Untersuchungen (auch in meinem von N006
Kosing zitierten "Dialog mit meinem Urenkel") habe ich mich

[footnote reference] [footnote reference]
[footnote reference] N001
11) W.S.Sem.ionow. Zur theoretischen Vertiefung und Konkretisierung N002
des Widerspruchsproblems im entwickelten Sozialismus, ebendort, N003
S.371 und 377.
[footnote reference] N001
12) "Neues Deutschland", 23./24.Februar 1985.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter">
        <pb facs="#f0912"/>
        <p><lb n="N001"/>
wobei natürlich zu beachten ist, daß das erstens kein Kampf     <lb n="N002"/>
zwischen Klassen ist, sondern ein Kampf aller Werktätigen, die     <lb n="N003"/>
alle Klassen und Schichten vertreten, gegen einzelne gesell-     <lb n="N004"/>
schaftsfeindliche Elemente, und daß dieser Kampf zweitens nicht     <lb n="N005"/>
mehr, wie in der Vergangenheit, Ausdruck heftiger sozialer Kol-     <lb n="N006"/>
lisionen in der Gesellschaft ist, sondern ein Prozeß der sozialen     <lb n="N007"/>
Säuberung der einheitlichen sozialistischen Gesellschaft von den     <lb n="N008"/>
negativen Erscheinungen und Elementen, die deren Fortschritt     <lb n="N009"/>
behindern.&#x201D;1</p>
        <p><lb n="N001"/>
Grundfalsch wäre es nun, solche Erscheinungen wie Arbeits-     <lb n="N002"/>
disziplinlosigkeit, Verstöße gegen das Recht usw. als unbedeu-     <lb n="N003"/>
tende Nebenerscheinungen, also nicht ernsthaft zur Kenntnis zu     <lb n="N004"/>
nehmende Erscheinungen im realen Sozialismus, zu betrachten. In     <lb n="N005"/>
seiner Rede vom 22. Februar 1985 auf einer Versammlung im Moskauer     <lb n="N006"/>
Kreml sagte Tschernenko Uber den Kampf des Zentralkomitees und des     <lb n="N007"/>
Politbüros des ZK gegen solche Erscheinungen: bekanntlich wurden     <lb n="N008"/>
ernsthafte Maßnahmen zur Festigung der Disziplin, Gesetzlichkeit     <lb n="N009"/>
und Ordnung getroffen. Doch sie reichen, um es offen zu sagen,     <lb n="N010"/>
noch nicht aus."12^</p>
        <p><lb n="N001"/>
Sem^onows Auffassungen von den antagonistischen Widersprüchen     <lb n="N002"/>
in der Anfangsphase des entwickelten Sozialismus sind im Grunde     <lb n="N003"/>
die, die ich seit meinem Artikel "Gesellschaftliche Widersprüche"     <lb n="N004"/>
in der "Deutschen Zeitschrift für Philosophie", Heft 10, 1972,     <lb n="N005"/>
vertreten habe. Bei meinen Untersuchungen (auch in meinem von     <lb n="N006"/>
Kosing zitierten "Dialog mit meinem Urenkel") habe ich mich</p>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
11) W.S.Sem.ionow. Zur theoretischen Vertiefung und Konkretisierung     <lb n="N002"/>
des Widerspruchsproblems im entwickelten Sozialismus, ebendort,     <lb n="N003"/>
S.371 und 377.</note>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
12) "Neues Deutschland", 23./24.Februar 1985.</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0912] N001 wobei natürlich zu beachten ist, daß das erstens kein Kampf N002 zwischen Klassen ist, sondern ein Kampf aller Werktätigen, die N003 alle Klassen und Schichten vertreten, gegen einzelne gesell- N004 schaftsfeindliche Elemente, und daß dieser Kampf zweitens nicht N005 mehr, wie in der Vergangenheit, Ausdruck heftiger sozialer Kol- N006 lisionen in der Gesellschaft ist, sondern ein Prozeß der sozialen N007 Säuberung der einheitlichen sozialistischen Gesellschaft von den N008 negativen Erscheinungen und Elementen, die deren Fortschritt N009 behindern.”1 N001 Grundfalsch wäre es nun, solche Erscheinungen wie Arbeits- N002 disziplinlosigkeit, Verstöße gegen das Recht usw. als unbedeu- N003 tende Nebenerscheinungen, also nicht ernsthaft zur Kenntnis zu N004 nehmende Erscheinungen im realen Sozialismus, zu betrachten. In N005 seiner Rede vom 22. Februar 1985 auf einer Versammlung im Moskauer N006 Kreml sagte Tschernenko Uber den Kampf des Zentralkomitees und des N007 Politbüros des ZK gegen solche Erscheinungen: bekanntlich wurden N008 ernsthafte Maßnahmen zur Festigung der Disziplin, Gesetzlichkeit N009 und Ordnung getroffen. Doch sie reichen, um es offen zu sagen, N010 noch nicht aus."12^ N001 Sem^onows Auffassungen von den antagonistischen Widersprüchen N002 in der Anfangsphase des entwickelten Sozialismus sind im Grunde N003 die, die ich seit meinem Artikel "Gesellschaftliche Widersprüche" N004 in der "Deutschen Zeitschrift für Philosophie", Heft 10, 1972, N005 vertreten habe. Bei meinen Untersuchungen (auch in meinem von N006 Kosing zitierten "Dialog mit meinem Urenkel") habe ich mich [footnote reference] [footnote reference] [footnote reference] N001 11) W.S.Sem.ionow. Zur theoretischen Vertiefung und Konkretisierung N002 des Widerspruchsproblems im entwickelten Sozialismus, ebendort, N003 S.371 und 377. [footnote reference] N001 12) "Neues Deutschland", 23./24.Februar 1985.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Archiv der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-01-09T11:07:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-01-09T11:07:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/912
Zitationshilfe: Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/912>, abgerufen am 30.06.2024.