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Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987.

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ergründet werden."

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Mit Recht spricht er also von "Krisenerscheinungen und Kon- N002
flikten" im realen entwickelten Sozialismus*

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Auch so schreibt er: "Wenn von Bürokratismus, Formalismus, N002
Konservatismus, Lokalegoismus, Rationalismus und den durch sie N003
verursachten Widersprüchen die Rede ist, dann sind offenkundig N004
nicht irgendwelche anonymen Auswüchse am gesellschaftlichen Orga- N005
nismus gemeint, sondern soziale Übel, deren Träger ganz reale N006
Menschen sind,"

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Daraus zieht er den Schluß: "Allein schon die oben genannten N002
Arten sozialen Übels (und erst recht Spekulation, Korruption, N003
Müßiggang usw.) zwingen zum Rachdenken: In welchem Verhältnis N004
stehen diese Übel zum Fortschritt des Sozialismus - in einem ant- N005
agonistischen oder nichtantagonistischen? Welche Interessen stehen N006
hinter ihnen - schließen sie einander aus oder nicht?"

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W.S.Semjonow dagegen ist einfach und klar bei seiner alten N002
Meinung geblieben. Zwei Formulierungen scheinen mir wichtig und N003
durch die Geschichte erwiesen. Die erste lautet: "Mit der Fest- N004
stellung der Tatsache, daß in einigen sozialistischen Ländern am N005
Ende der Übergangsperiode oder sogar noch danach Widersprüche N006
antagonistischen Charakters aufgetreten sind, erscheint es zu- N007
gleich erforderlich^ die von mir früher gegebene Interpretation

[footnote reference]

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wandeln, die Züge antagonistischer Widersprüche aufweisen". N002
agonistische Widersprüche können "sich in solche Widersprüche tua~ N001
Und wie lautet seine endgültige Formulierung? So: Richtant- N003
erklärt. N002
chen, die Züge solcher Widersprüche aufweisen, hat er nicht weiter N001
Den Unterschied zwischen antagonistischen Widersprüchen und sol-

[footnote reference] N001
1°) A.P.Butenko. Roch einmal über die Widersprüche im Sozialismus, N002
Sowjetv/issenschaft. Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, N003
Heft 4, Berlin 1984, S.363, 365 f .

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ergründet werden."

N001
Mit Recht spricht er also von "Krisenerscheinungen und Kon- N002
flikten" im realen entwickelten Sozialismus*

N001
Auch so schreibt er: "Wenn von Bürokratismus, Formalismus, N002
Konservatismus, Lokalegoismus, Rationalismus und den durch sie N003
verursachten Widersprüchen die Rede ist, dann sind offenkundig N004
nicht irgendwelche anonymen Auswüchse am gesellschaftlichen Orga- N005
nismus gemeint, sondern soziale Übel, deren Träger ganz reale N006
Menschen sind,"

N001
Daraus zieht er den Schluß: "Allein schon die oben genannten N002
Arten sozialen Übels (und erst recht Spekulation, Korruption, N003
Müßiggang usw.) zwingen zum Rachdenken: In welchem Verhältnis N004
stehen diese Übel zum Fortschritt des Sozialismus - in einem ant- N005
agonistischen oder nichtantagonistischen? Welche Interessen stehen N006
hinter ihnen - schließen sie einander aus oder nicht?"

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W.S.Semjonow dagegen ist einfach und klar bei seiner alten N002
Meinung geblieben. Zwei Formulierungen scheinen mir wichtig und N003
durch die Geschichte erwiesen. Die erste lautet: "Mit der Fest- N004
stellung der Tatsache, daß in einigen sozialistischen Ländern am N005
Ende der Übergangsperiode oder sogar noch danach Widersprüche N006
antagonistischen Charakters aufgetreten sind, erscheint es zu- N007
gleich erforderlich^ die von mir früher gegebene Interpretation

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wandeln, die Züge antagonistischer Widersprüche aufweisen". N002
agonistische Widersprüche können "sich in solche Widersprüche tua~ N001
Und wie lautet seine endgültige Formulierung? So: Richtant- N003
erklärt. N002
chen, die Züge solcher Widersprüche aufweisen, hat er nicht weiter N001
Den Unterschied zwischen antagonistischen Widersprüchen und sol-

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1°) A.P.Butenko. Roch einmal über die Widersprüche im Sozialismus, N002
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[0910] N001 ergründet werden." N001 Mit Recht spricht er also von "Krisenerscheinungen und Kon- N002 flikten" im realen entwickelten Sozialismus* N001 Auch so schreibt er: "Wenn von Bürokratismus, Formalismus, N002 Konservatismus, Lokalegoismus, Rationalismus und den durch sie N003 verursachten Widersprüchen die Rede ist, dann sind offenkundig N004 nicht irgendwelche anonymen Auswüchse am gesellschaftlichen Orga- N005 nismus gemeint, sondern soziale Übel, deren Träger ganz reale N006 Menschen sind," N001 Daraus zieht er den Schluß: "Allein schon die oben genannten N002 Arten sozialen Übels (und erst recht Spekulation, Korruption, N003 Müßiggang usw.) zwingen zum Rachdenken: In welchem Verhältnis N004 stehen diese Übel zum Fortschritt des Sozialismus - in einem ant- N005 agonistischen oder nichtantagonistischen? Welche Interessen stehen N006 hinter ihnen - schließen sie einander aus oder nicht?" N001 W.S.Semjonow dagegen ist einfach und klar bei seiner alten N002 Meinung geblieben. Zwei Formulierungen scheinen mir wichtig und N003 durch die Geschichte erwiesen. Die erste lautet: "Mit der Fest- N004 stellung der Tatsache, daß in einigen sozialistischen Ländern am N005 Ende der Übergangsperiode oder sogar noch danach Widersprüche N006 antagonistischen Charakters aufgetreten sind, erscheint es zu- N007 gleich erforderlich^ die von mir früher gegebene Interpretation [footnote reference] N003 wandeln, die Züge antagonistischer Widersprüche aufweisen". N002 agonistische Widersprüche können "sich in solche Widersprüche tua~ N001 Und wie lautet seine endgültige Formulierung? So: Richtant- N003 erklärt. N002 chen, die Züge solcher Widersprüche aufweisen, hat er nicht weiter N001 Den Unterschied zwischen antagonistischen Widersprüchen und sol- [footnote reference] N001 1°) A.P.Butenko. Roch einmal über die Widersprüche im Sozialismus, N002 Sowjetv/issenschaft. Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, N003 Heft 4, Berlin 1984, S.363, 365 f .

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Zitationshilfe: Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/910>, abgerufen am 30.06.2024.