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Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987.

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Wie prekär mal wieder die Situation für die Intelligenz ist, N002
kann man auch an folgendem sehen* Jedes Akademie-Institut sollte N003
eine spezielle Arbeit für den Parteitag an die Partei einreichen. N004
In unserem Institut hatte Jörg Roesler eine ganz vorzügliche N005
kleine Arbeit über unsere Wirtschaftspolitik in den letzten 20 N006
Jahren geschrieben. Sie ging an den Forschungsbereich, und Werner N007
Kalweit ließ uns wi ssen, daß er sie sehr gut fände, daß er sie N008
aber nicht weiterreichen würde. Gestern auf dem Leibniz-Tag habe N009
ich Werner zu seinem Verhalten gratuliert: einerseits uns wissen N010
zu lassen, daß er die Arbeit sehr gut findet, und andererseits N011
Jörg zu schütze!*.

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Als ich Hannes wieder von dem niedrigen Niveau unserer ge- N002
sellschaftswissenschaftlichen Arbeiten sprach, wurde er diesmal N003
zornig. Sr wies auf seinen Panzerschrank hin und sagte, dort lägen N004
ganz prächtige Arbeiten, ein neues Lehrbuch der Politischen Ökono- N005
mie des Sozialismus, eine ausgezeichnete Studie von Erich Hahn und N006
anderes, das nicht veröffentlicht werden könne wegen der gegen- N007
wärtigen Atmosphäre. Natürlich kann ich diese Arbeiten nicht be- N008
urteilen. Aber was wir veröffentlichen - soeben erhielt ich das N009
Protokoll des letzten Philosophenkongresses - ist jämmerlioh.

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In diesem Zusammenhang kamen wir auf meinen Artikel lm NB zu N002
sprechen, und er meinte* Du glaubst doch nicht, daß Irgendeiner N003
unserer Gesellschaftswissenschaftler das im Druok sohreiben kann, N004
was Dir erlaubt ist, auch Otto Reinhold nicht! Zu verrüokt die N005
Situation eines über 80jährigen funktionslosen Kommunisten-Gesell- N006
schaftswissenschaftlers - und das nur wegen des Verhältnisses von N007
Erich zu mir.

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Der Artikel hatte übrigens eine interessante Reaktion lm N002
Haus des ZK. Allgemein die Verwunderung, daß ich mir erlauben N003
durfte, eine Kontinuität von Lenin und Stalin zu Erich in der

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Wie prekär mal wieder die Situation für die Intelligenz ist, N002
kann man auch an folgendem sehen* Jedes Akademie-Institut sollte N003
eine spezielle Arbeit für den Parteitag an die Partei einreichen. N004
In unserem Institut hatte Jörg Roesler eine ganz vorzügliche N005
kleine Arbeit über unsere Wirtschaftspolitik in den letzten 20 N006
Jahren geschrieben. Sie ging an den Forschungsbereich, und Werner N007
Kalweit ließ uns wi ssen, daß er sie sehr gut fände, daß er sie N008
aber nicht weiterreichen würde. Gestern auf dem Leibniz-Tag habe N009
ich Werner zu seinem Verhalten gratuliert: einerseits uns wissen N010
zu lassen, daß er die Arbeit sehr gut findet, und andererseits N011
Jörg zu schütze!*.

N001
Als ich Hannes wieder von dem niedrigen Niveau unserer ge- N002
sellschaftswissenschaftlichen Arbeiten sprach, wurde er diesmal N003
zornig. Sr wies auf seinen Panzerschrank hin und sagte, dort lägen N004
ganz prächtige Arbeiten, ein neues Lehrbuch der Politischen Ökono- N005
mie des Sozialismus, eine ausgezeichnete Studie von Erich Hahn und N006
anderes, das nicht veröffentlicht werden könne wegen der gegen- N007
wärtigen Atmosphäre. Natürlich kann ich diese Arbeiten nicht be- N008
urteilen. Aber was wir veröffentlichen - soeben erhielt ich das N009
Protokoll des letzten Philosophenkongresses - ist jämmerlioh.

N001
In diesem Zusammenhang kamen wir auf meinen Artikel lm NB zu N002
sprechen, und er meinte* Du glaubst doch nicht, daß Irgendeiner N003
unserer Gesellschaftswissenschaftler das im Druok sohreiben kann, N004
was Dir erlaubt ist, auch Otto Reinhold nicht! Zu verrüokt die N005
Situation eines über 80jährigen funktionslosen Kommunisten-Gesell- N006
schaftswissenschaftlers - und das nur wegen des Verhältnisses von N007
Erich zu mir.

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Der Artikel hatte übrigens eine interessante Reaktion lm N002
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[0902] N001 Wie prekär mal wieder die Situation für die Intelligenz ist, N002 kann man auch an folgendem sehen* Jedes Akademie-Institut sollte N003 eine spezielle Arbeit für den Parteitag an die Partei einreichen. N004 In unserem Institut hatte Jörg Roesler eine ganz vorzügliche N005 kleine Arbeit über unsere Wirtschaftspolitik in den letzten 20 N006 Jahren geschrieben. Sie ging an den Forschungsbereich, und Werner N007 Kalweit ließ uns wi ssen, daß er sie sehr gut fände, daß er sie N008 aber nicht weiterreichen würde. Gestern auf dem Leibniz-Tag habe N009 ich Werner zu seinem Verhalten gratuliert: einerseits uns wissen N010 zu lassen, daß er die Arbeit sehr gut findet, und andererseits N011 Jörg zu schütze!*. N001 Als ich Hannes wieder von dem niedrigen Niveau unserer ge- N002 sellschaftswissenschaftlichen Arbeiten sprach, wurde er diesmal N003 zornig. Sr wies auf seinen Panzerschrank hin und sagte, dort lägen N004 ganz prächtige Arbeiten, ein neues Lehrbuch der Politischen Ökono- N005 mie des Sozialismus, eine ausgezeichnete Studie von Erich Hahn und N006 anderes, das nicht veröffentlicht werden könne wegen der gegen- N007 wärtigen Atmosphäre. Natürlich kann ich diese Arbeiten nicht be- N008 urteilen. Aber was wir veröffentlichen - soeben erhielt ich das N009 Protokoll des letzten Philosophenkongresses - ist jämmerlioh. N001 In diesem Zusammenhang kamen wir auf meinen Artikel lm NB zu N002 sprechen, und er meinte* Du glaubst doch nicht, daß Irgendeiner N003 unserer Gesellschaftswissenschaftler das im Druok sohreiben kann, N004 was Dir erlaubt ist, auch Otto Reinhold nicht! Zu verrüokt die N005 Situation eines über 80jährigen funktionslosen Kommunisten-Gesell- N006 schaftswissenschaftlers - und das nur wegen des Verhältnisses von N007 Erich zu mir. N001 Der Artikel hatte übrigens eine interessante Reaktion lm N002 Haus des ZK. Allgemein die Verwunderung, daß ich mir erlauben N003 durfte, eine Kontinuität von Lenin und Stalin zu Erich in der

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Zitationshilfe: Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/902>, abgerufen am 23.11.2024.