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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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Verein ein Progymnasium gegründet, das in erster Linie dazu
dient, die Mädchen zum Besuch der oberen Klassen des Karls-
ruher Gymnasiums vorzubereiten.

Weniger erfolgreich als in Baden und Württemberg waren
die Versuche des Vereins Frauenbildung-Frauenstudium, auch
in anderen deutschen Bundesstaaten Mädchengymnasien mit
6jährigem Lehrgange zu schaffen. So ist es dem Verein trotz aller
Anstrengungen (im Gegensatz zum Verein Mädchengymnasium
Cöln, der ein Jahr später dieses Ziel erreichte) nicht gelungen,
für Frankfurt a. M. die behördliche Erlaubnis zur Er-
richtung einer 6jährigen Anstalt zu erwirken; um seinen Plan
nicht vollständig scheitern zu lassen, mußte er sich vielmehr
schließlich mit einem 5jährigen Kursus begnügen. Und in
Königsberg i. Pr. konnte für einen kleinen Kreis be-
gabter Mädchen ein 6jähriger gymnasialer Lehrgang nur da-
durch ertrotzt werden, daß die einzelnen Klassen unter unsäg-
lichen Schwierigkeiten in der Form privater Gymnasialzirkel
ihr Dasein fristeten. Auch dort haben nunmehr die ersten fünf
Abiturientinnen ihr Reifezeugnis erhalten.

Als ein weiterer Erfolg der Bestrebungen des Vereins ist
es zu bezeichnen, daß das badische Staatsministerium im Februar
1900 das Abiturientenexamen des Karlsruher
Mädchengymnasiums als gleichwertig mit dem
der badischen Knabengymnasien erklärt hat
.

Daß als erste die beiden badischen Universitäten, Heidelberg
und Freiburg, Frauen zur Jmmatrikulation zugelassen haben,
kann - wenigstens mittelbar - auf die Tätigkeit des in
Baden besonders erfolgreichen Vereins Frauenbildung-Frauen-
studium zurückgeführt werden. Dem liberalen Vorgehen der
badischen Regierung schloßen sich dann die anderen süddeutschen
Staaten an. An den badischen, württembergischen und bay-

Verein ein Progymnasium gegründet, das in erster Linie dazu
dient, die Mädchen zum Besuch der oberen Klassen des Karls-
ruher Gymnasiums vorzubereiten.

Weniger erfolgreich als in Baden und Württemberg waren
die Versuche des Vereins Frauenbildung-Frauenstudium, auch
in anderen deutschen Bundesstaaten Mädchengymnasien mit
6jährigem Lehrgange zu schaffen. So ist es dem Verein trotz aller
Anstrengungen (im Gegensatz zum Verein Mädchengymnasium
Cöln, der ein Jahr später dieses Ziel erreichte) nicht gelungen,
für Frankfurt a. M. die behördliche Erlaubnis zur Er-
richtung einer 6jährigen Anstalt zu erwirken; um seinen Plan
nicht vollständig scheitern zu lassen, mußte er sich vielmehr
schließlich mit einem 5jährigen Kursus begnügen. Und in
Königsberg i. Pr. konnte für einen kleinen Kreis be-
gabter Mädchen ein 6jähriger gymnasialer Lehrgang nur da-
durch ertrotzt werden, daß die einzelnen Klassen unter unsäg-
lichen Schwierigkeiten in der Form privater Gymnasialzirkel
ihr Dasein fristeten. Auch dort haben nunmehr die ersten fünf
Abiturientinnen ihr Reifezeugnis erhalten.

Als ein weiterer Erfolg der Bestrebungen des Vereins ist
es zu bezeichnen, daß das badische Staatsministerium im Februar
1900 das Abiturientenexamen des Karlsruher
Mädchengymnasiums als gleichwertig mit dem
der badischen Knabengymnasien erklärt hat
.

Daß als erste die beiden badischen Universitäten, Heidelberg
und Freiburg, Frauen zur Jmmatrikulation zugelassen haben,
kann – wenigstens mittelbar – auf die Tätigkeit des in
Baden besonders erfolgreichen Vereins Frauenbildung-Frauen-
studium zurückgeführt werden. Dem liberalen Vorgehen der
badischen Regierung schloßen sich dann die anderen süddeutschen
Staaten an. An den badischen, württembergischen und bay-

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[86/0096] Verein ein Progymnasium gegründet, das in erster Linie dazu dient, die Mädchen zum Besuch der oberen Klassen des Karls- ruher Gymnasiums vorzubereiten. Weniger erfolgreich als in Baden und Württemberg waren die Versuche des Vereins Frauenbildung-Frauenstudium, auch in anderen deutschen Bundesstaaten Mädchengymnasien mit 6jährigem Lehrgange zu schaffen. So ist es dem Verein trotz aller Anstrengungen (im Gegensatz zum Verein Mädchengymnasium Cöln, der ein Jahr später dieses Ziel erreichte) nicht gelungen, für Frankfurt a. M. die behördliche Erlaubnis zur Er- richtung einer 6jährigen Anstalt zu erwirken; um seinen Plan nicht vollständig scheitern zu lassen, mußte er sich vielmehr schließlich mit einem 5jährigen Kursus begnügen. Und in Königsberg i. Pr. konnte für einen kleinen Kreis be- gabter Mädchen ein 6jähriger gymnasialer Lehrgang nur da- durch ertrotzt werden, daß die einzelnen Klassen unter unsäg- lichen Schwierigkeiten in der Form privater Gymnasialzirkel ihr Dasein fristeten. Auch dort haben nunmehr die ersten fünf Abiturientinnen ihr Reifezeugnis erhalten. Als ein weiterer Erfolg der Bestrebungen des Vereins ist es zu bezeichnen, daß das badische Staatsministerium im Februar 1900 das Abiturientenexamen des Karlsruher Mädchengymnasiums als gleichwertig mit dem der badischen Knabengymnasien erklärt hat. Daß als erste die beiden badischen Universitäten, Heidelberg und Freiburg, Frauen zur Jmmatrikulation zugelassen haben, kann – wenigstens mittelbar – auf die Tätigkeit des in Baden besonders erfolgreichen Vereins Frauenbildung-Frauen- studium zurückgeführt werden. Dem liberalen Vorgehen der badischen Regierung schloßen sich dann die anderen süddeutschen Staaten an. An den badischen, württembergischen und bay-

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/96>, abgerufen am 06.05.2024.