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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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rischen Universitäten werden jetzt Frauen zur Jmmatrikulation
zugelassen, welche die erforderliche Vorbildung - das Reife-
zeugnis einer staatlich anerkannten höheren Lehranstalt - vor-
weisen können.

Jn Preußen müssen die Frauen noch heute, auch wenn
sie den Nachweis genügender Vorbildung erbringen, jeden ein-
zelnen Dozenten um die Erlaubnis zum Besuch seiner Vorle-
sungen bitten. Doch sind sie auch dann nur als "Hospitan-
tinnen" zugelassen. Jm Winter 1904/1905 waren deshalb an
den deutschen Universitäten nur 122 Frauen rechtmäßig im-
matrikuliert, dagegen 1633 als "Hörerinnen" eingeschrieben.

Einen bedeutungsvollen Schritt unternahmen die sechs ba-
dischen Abteilungen des Vereins, als sie im Jahre 1899
dem zuständigen badischen Ministerium eine Petition überreichten
mit der Bitte, die Knaben-Mittelschulen auch
den Mädchen zu eröffnen
. Die Antwort lautete zu-
stimmend; die Erlaubnis wurde allerdings zunächst nur "pro-
visorisch und versuchsweise" gegeben. Damit wurden die Mög-
lichkeiten zur Erlangung höherer Bildung für das weibliche
Geschlecht wesentlich erweitert, und in den meisten badischen
Städten wurde auch bald von der Erlaubnis Gebrauch gemacht.
Die Auswahl der Bildungsgelegenheiten ist wohl zurzeit am
mannigfaltigsten in Mannheim. Dort besteht eine Mädchen-
Oberrealschule, die von der vierten Klasse der höheren Mäd-
chenschule abzweigt. Sie wurde Ostern 1905 von 122 Schü-
lerinnen besucht. Außerdem sind im humanistischen Gymnasium
29 Schülerinnen, die sich auf beinahe sämtliche Klassen ver-
teilen; das Realgymnasium besuchen 14, die Reformschule 5
und die Handelsmittelschule 3 Mädchen."

So lautet der Bericht. - Dank der freundlichen Vermitt-
lung desselben Vereinsmitgliedes kann ich das auf ihre Bitten

rischen Universitäten werden jetzt Frauen zur Jmmatrikulation
zugelassen, welche die erforderliche Vorbildung – das Reife-
zeugnis einer staatlich anerkannten höheren Lehranstalt – vor-
weisen können.

Jn Preußen müssen die Frauen noch heute, auch wenn
sie den Nachweis genügender Vorbildung erbringen, jeden ein-
zelnen Dozenten um die Erlaubnis zum Besuch seiner Vorle-
sungen bitten. Doch sind sie auch dann nur als „Hospitan-
tinnen“ zugelassen. Jm Winter 1904/1905 waren deshalb an
den deutschen Universitäten nur 122 Frauen rechtmäßig im-
matrikuliert, dagegen 1633 als „Hörerinnen“ eingeschrieben.

Einen bedeutungsvollen Schritt unternahmen die sechs ba-
dischen Abteilungen des Vereins, als sie im Jahre 1899
dem zuständigen badischen Ministerium eine Petition überreichten
mit der Bitte, die Knaben-Mittelschulen auch
den Mädchen zu eröffnen
. Die Antwort lautete zu-
stimmend; die Erlaubnis wurde allerdings zunächst nur „pro-
visorisch und versuchsweise“ gegeben. Damit wurden die Mög-
lichkeiten zur Erlangung höherer Bildung für das weibliche
Geschlecht wesentlich erweitert, und in den meisten badischen
Städten wurde auch bald von der Erlaubnis Gebrauch gemacht.
Die Auswahl der Bildungsgelegenheiten ist wohl zurzeit am
mannigfaltigsten in Mannheim. Dort besteht eine Mädchen-
Oberrealschule, die von der vierten Klasse der höheren Mäd-
chenschule abzweigt. Sie wurde Ostern 1905 von 122 Schü-
lerinnen besucht. Außerdem sind im humanistischen Gymnasium
29 Schülerinnen, die sich auf beinahe sämtliche Klassen ver-
teilen; das Realgymnasium besuchen 14, die Reformschule 5
und die Handelsmittelschule 3 Mädchen.“

So lautet der Bericht. – Dank der freundlichen Vermitt-
lung desselben Vereinsmitgliedes kann ich das auf ihre Bitten

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[87/0097] rischen Universitäten werden jetzt Frauen zur Jmmatrikulation zugelassen, welche die erforderliche Vorbildung – das Reife- zeugnis einer staatlich anerkannten höheren Lehranstalt – vor- weisen können. Jn Preußen müssen die Frauen noch heute, auch wenn sie den Nachweis genügender Vorbildung erbringen, jeden ein- zelnen Dozenten um die Erlaubnis zum Besuch seiner Vorle- sungen bitten. Doch sind sie auch dann nur als „Hospitan- tinnen“ zugelassen. Jm Winter 1904/1905 waren deshalb an den deutschen Universitäten nur 122 Frauen rechtmäßig im- matrikuliert, dagegen 1633 als „Hörerinnen“ eingeschrieben. Einen bedeutungsvollen Schritt unternahmen die sechs ba- dischen Abteilungen des Vereins, als sie im Jahre 1899 dem zuständigen badischen Ministerium eine Petition überreichten mit der Bitte, die Knaben-Mittelschulen auch den Mädchen zu eröffnen. Die Antwort lautete zu- stimmend; die Erlaubnis wurde allerdings zunächst nur „pro- visorisch und versuchsweise“ gegeben. Damit wurden die Mög- lichkeiten zur Erlangung höherer Bildung für das weibliche Geschlecht wesentlich erweitert, und in den meisten badischen Städten wurde auch bald von der Erlaubnis Gebrauch gemacht. Die Auswahl der Bildungsgelegenheiten ist wohl zurzeit am mannigfaltigsten in Mannheim. Dort besteht eine Mädchen- Oberrealschule, die von der vierten Klasse der höheren Mäd- chenschule abzweigt. Sie wurde Ostern 1905 von 122 Schü- lerinnen besucht. Außerdem sind im humanistischen Gymnasium 29 Schülerinnen, die sich auf beinahe sämtliche Klassen ver- teilen; das Realgymnasium besuchen 14, die Reformschule 5 und die Handelsmittelschule 3 Mädchen.“ So lautet der Bericht. – Dank der freundlichen Vermitt- lung desselben Vereinsmitgliedes kann ich das auf ihre Bitten

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/97>, abgerufen am 25.11.2024.