Krieger, Ernst: [Lebenserinnerungen des Ernst Krieger]. Um 1907.Lehrer, aber trocken als Lehrer und viel zu schwach und zart uns Rangen gegenüber, so dass er wenig Erfolge erzielte. Den Religionsunterricht in Katechismus, Kirchenliedern und biblischer Geschichte ertheilte in den 4. Klassen der Theologiekandidat und Lehrer der 1. Klasse Krafft. Wir bereiteten uns schlecht vor und im Unterricht trug er uns unter viel Getöse und Geschwätze nichts vor, was Eindruck machte. Schlimmer noch stand es im Konfirmandenunterricht, den ich im 14. Jahre genoss. Pfarrer und Kirchenrath Kämpf trug uns nackten Rationalismus und Deismus vor, der mir kein Ärgernis aber doch Erstaunen erregte und mich an dem, was mir das Elternhaus gab, nicht irre machte. Für die öffentliche Konfirmandenprüfung erhielt jeder - Kämpf hatte nur Knaben - ein geschriebenes Heftchen, das in der Kirche wörtlich abgefragt wurde und wovon eine Abschrift für die Schüler des folgenden Jahrganges zurückzugeben war. Die 1. Feier des heil. Abendmahles ergriff mich mächtig und mit strömenden Thränen empfing ich das Sakrament; nicht dass die Liebe zum Heilande oder der Dank für das Siegel der Sündenvergebung mich bewegt hätten, aber das mysterium tremendum packte mich und in der Folge zog es mich immer verlangend zum Altarsakramente. Schon in der Lateinschule, wie auch später im Gymnasium wurde ich häufig zur Deklamation bei Schulfeiern herangezogen, wobei der mehrbesagte Professor Krafft als Einpauker fungierte. Vielleicht war mein Organ die Ursache, dass ich vorgezogen wurde. Jedenfalls hatte ich den Gewinn davon, von Jugend auf an freien und ausdrucksvollen Vortrag, sowie an öffentliches Auftreten gewöhnt zu werden. Im Vortrag sowie im Erfinden und Gestalten des Stoffes übten die Vorstellungen im Figurentheater, die ich für Spielkameraden und Familienglieder veranstaltete. Die Lehrer, aber trocken als Lehrer und viel zu schwach und zart uns Rangen gegenüber, so dass er wenig Erfolge erzielte. Den Religionsunterricht in Katechismus, Kirchenliedern und biblischer Geschichte ertheilte in den 4. Klassen der Theologiekandidat und Lehrer der 1. Klasse Krafft. Wir bereiteten uns schlecht vor und im Unterricht trug er uns unter viel Getöse und Geschwätze nichts vor, was Eindruck machte. Schlimmer noch stand es im Konfirmandenunterricht, den ich im 14. Jahre genoss. Pfarrer und Kirchenrath Kämpf trug uns nackten Rationalismus und Deismus vor, der mir kein Ärgernis aber doch Erstaunen erregte und mich an dem, was mir das Elternhaus gab, nicht irre machte. Für die öffentliche Konfirmandenprüfung erhielt jeder – Kämpf hatte nur Knaben – ein geschriebenes Heftchen, das in der Kirche wörtlich abgefragt wurde und wovon eine Abschrift für die Schüler des folgenden Jahrganges zurückzugeben war. Die 1. Feier des heil. Abendmahles ergriff mich mächtig und mit strömenden Thränen empfing ich das Sakrament; nicht dass die Liebe zum Heilande oder der Dank für das Siegel der Sündenvergebung mich bewegt hätten, aber das mysterium tremendum packte mich und in der Folge zog es mich immer verlangend zum Altarsakramente. Schon in der Lateinschule, wie auch später im Gymnasium wurde ich häufig zur Deklamation bei Schulfeiern herangezogen, wobei der mehrbesagte Professor Krafft als Einpauker fungierte. Vielleicht war mein Organ die Ursache, dass ich vorgezogen wurde. Jedenfalls hatte ich den Gewinn davon, von Jugend auf an freien und ausdrucksvollen Vortrag, sowie an öffentliches Auftreten gewöhnt zu werden. Im Vortrag sowie im Erfinden und Gestalten des Stoffes übten die Vorstellungen im Figurentheater, die ich für Spielkameraden und Familienglieder veranstaltete. Die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0017" n="17"/> Lehrer, aber trocken als Lehrer und viel zu schwach und zart uns Rangen gegenüber, so dass er wenig Erfolge erzielte.</p> <p>Den Religionsunterricht in Katechismus, Kirchenliedern und biblischer Geschichte ertheilte in den 4. Klassen der Theologiekandidat und Lehrer der 1. Klasse Krafft. Wir bereiteten uns schlecht vor und im Unterricht trug er uns unter viel Getöse und Geschwätze nichts vor, was Eindruck machte. Schlimmer noch stand es im Konfirmandenunterricht, den ich im 14. Jahre genoss. Pfarrer und Kirchenrath Kämpf trug uns nackten Rationalismus und Deismus vor, der mir kein Ärgernis aber doch Erstaunen erregte und mich an dem, was mir das Elternhaus gab, nicht irre machte. Für die öffentliche Konfirmandenprüfung erhielt jeder – Kämpf hatte nur Knaben – ein geschriebenes Heftchen, das in der Kirche wörtlich abgefragt wurde und wovon eine Abschrift für die Schüler des folgenden Jahrganges zurückzugeben war.</p> <p>Die 1. Feier des heil. Abendmahles ergriff mich mächtig und mit strömenden Thränen empfing ich das Sakrament; nicht dass die Liebe zum Heilande oder der Dank für das Siegel der Sündenvergebung mich bewegt hätten, aber das mysterium tremendum packte mich und in der Folge zog es mich immer verlangend zum Altarsakramente.</p> <p>Schon in der Lateinschule, wie auch später im Gymnasium wurde ich häufig zur Deklamation bei Schulfeiern herangezogen, wobei der mehrbesagte Professor Krafft als Einpauker fungierte. Vielleicht war mein Organ die Ursache, dass ich vorgezogen wurde. Jedenfalls hatte ich den Gewinn davon, von Jugend auf an freien und ausdrucksvollen Vortrag, sowie an öffentliches Auftreten gewöhnt zu werden.</p> <p>Im Vortrag sowie im Erfinden und Gestalten des Stoffes übten die Vorstellungen im Figurentheater, die ich für Spielkameraden und Familienglieder veranstaltete. Die </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0017]
Lehrer, aber trocken als Lehrer und viel zu schwach und zart uns Rangen gegenüber, so dass er wenig Erfolge erzielte.
Den Religionsunterricht in Katechismus, Kirchenliedern und biblischer Geschichte ertheilte in den 4. Klassen der Theologiekandidat und Lehrer der 1. Klasse Krafft. Wir bereiteten uns schlecht vor und im Unterricht trug er uns unter viel Getöse und Geschwätze nichts vor, was Eindruck machte. Schlimmer noch stand es im Konfirmandenunterricht, den ich im 14. Jahre genoss. Pfarrer und Kirchenrath Kämpf trug uns nackten Rationalismus und Deismus vor, der mir kein Ärgernis aber doch Erstaunen erregte und mich an dem, was mir das Elternhaus gab, nicht irre machte. Für die öffentliche Konfirmandenprüfung erhielt jeder – Kämpf hatte nur Knaben – ein geschriebenes Heftchen, das in der Kirche wörtlich abgefragt wurde und wovon eine Abschrift für die Schüler des folgenden Jahrganges zurückzugeben war.
Die 1. Feier des heil. Abendmahles ergriff mich mächtig und mit strömenden Thränen empfing ich das Sakrament; nicht dass die Liebe zum Heilande oder der Dank für das Siegel der Sündenvergebung mich bewegt hätten, aber das mysterium tremendum packte mich und in der Folge zog es mich immer verlangend zum Altarsakramente.
Schon in der Lateinschule, wie auch später im Gymnasium wurde ich häufig zur Deklamation bei Schulfeiern herangezogen, wobei der mehrbesagte Professor Krafft als Einpauker fungierte. Vielleicht war mein Organ die Ursache, dass ich vorgezogen wurde. Jedenfalls hatte ich den Gewinn davon, von Jugend auf an freien und ausdrucksvollen Vortrag, sowie an öffentliches Auftreten gewöhnt zu werden.
Im Vortrag sowie im Erfinden und Gestalten des Stoffes übten die Vorstellungen im Figurentheater, die ich für Spielkameraden und Familienglieder veranstaltete. Die
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