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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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ihm, und da der Arzt gerade hier war, so bestätigte er
das. Adieu!"

Der Meister hatte sie groß angestarrt und blickte in der¬
selben Verfassung auf die Thür, hinter der sie verschwunden
war. Er hörte deutlich, wie sie durch das Vorderzimmer
schritt, wie die Außenthür und das Hausthor klappten; hörte
auch ihre knirschenden Schritte über die Steinstufen gleiten.
Aber immer noch stand er auf demselben Fleck und
rührte sich nicht. Schutzmann ... Polizei-Bureau ... Die
Worte klangen in seinen Ohren wieder, sie flimmerten ihm
schließlich vor den Augen, denn wohin er blickte, leuchteten sie
ihm entgegen. Weshalb ließ man ihm nicht sagen, was
man wünsche, was wollte man von ihm? O, er ahnte
die Dinge .... man hielt ihn für einen Sozialdemo¬
kraten ... er hatte in blinder Wuth Gewaltthätigkeit ge¬
predigt ... man wollte ihn nun zur Rechenschaft ziehen.
Seine Einbildungskraft erlangte im Fluge eine Ausdehnung
ohne Grenzen. Er sah sich bereits verhaftet, auf die Anklage¬
bank geführt und in's Gefängniß geworfen. Merkwürdig war,
wie schnell dann der Trotz die entsetzliche Furcht wieder ver¬
drängte, die ihm binnen wenigen Minuten die Knie schlottern
gemacht hatte.

"Sie kriegen mich nicht, sie kriegen mich nicht," sagte
er ein über das andere Mal ... "Bis zum letzten Bluts¬
tropfen werde ich mich vertheidigen ... He, he ... das
wird nett werden!" Er war von einem Zimmer ins andere
gegangen, befand sich nun in der Werkstatt und lachte laut
auf. Dann blickte er durch das Fenster nach dem Gärtchen
hinaus. Wie öde und trostlos lag es vor ihm! Es war An¬
fang Dezember, leichter Frost lag in der Luft und eine

ihm, und da der Arzt gerade hier war, ſo beſtätigte er
das. Adieu!“

Der Meiſter hatte ſie groß angeſtarrt und blickte in der¬
ſelben Verfaſſung auf die Thür, hinter der ſie verſchwunden
war. Er hörte deutlich, wie ſie durch das Vorderzimmer
ſchritt, wie die Außenthür und das Hausthor klappten; hörte
auch ihre knirſchenden Schritte über die Steinſtufen gleiten.
Aber immer noch ſtand er auf demſelben Fleck und
rührte ſich nicht. Schutzmann ... Polizei-Bureau ... Die
Worte klangen in ſeinen Ohren wieder, ſie flimmerten ihm
ſchließlich vor den Augen, denn wohin er blickte, leuchteten ſie
ihm entgegen. Weshalb ließ man ihm nicht ſagen, was
man wünſche, was wollte man von ihm? O, er ahnte
die Dinge .... man hielt ihn für einen Sozialdemo¬
kraten ... er hatte in blinder Wuth Gewaltthätigkeit ge¬
predigt ... man wollte ihn nun zur Rechenſchaft ziehen.
Seine Einbildungskraft erlangte im Fluge eine Ausdehnung
ohne Grenzen. Er ſah ſich bereits verhaftet, auf die Anklage¬
bank geführt und in's Gefängniß geworfen. Merkwürdig war,
wie ſchnell dann der Trotz die entſetzliche Furcht wieder ver¬
drängte, die ihm binnen wenigen Minuten die Knie ſchlottern
gemacht hatte.

„Sie kriegen mich nicht, ſie kriegen mich nicht,“ ſagte
er ein über das andere Mal ... „Bis zum letzten Bluts¬
tropfen werde ich mich vertheidigen ... He, he ... das
wird nett werden!“ Er war von einem Zimmer ins andere
gegangen, befand ſich nun in der Werkſtatt und lachte laut
auf. Dann blickte er durch das Fenſter nach dem Gärtchen
hinaus. Wie öde und troſtlos lag es vor ihm! Es war An¬
fang Dezember, leichter Froſt lag in der Luft und eine

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[313/0325] ihm, und da der Arzt gerade hier war, ſo beſtätigte er das. Adieu!“ Der Meiſter hatte ſie groß angeſtarrt und blickte in der¬ ſelben Verfaſſung auf die Thür, hinter der ſie verſchwunden war. Er hörte deutlich, wie ſie durch das Vorderzimmer ſchritt, wie die Außenthür und das Hausthor klappten; hörte auch ihre knirſchenden Schritte über die Steinſtufen gleiten. Aber immer noch ſtand er auf demſelben Fleck und rührte ſich nicht. Schutzmann ... Polizei-Bureau ... Die Worte klangen in ſeinen Ohren wieder, ſie flimmerten ihm ſchließlich vor den Augen, denn wohin er blickte, leuchteten ſie ihm entgegen. Weshalb ließ man ihm nicht ſagen, was man wünſche, was wollte man von ihm? O, er ahnte die Dinge .... man hielt ihn für einen Sozialdemo¬ kraten ... er hatte in blinder Wuth Gewaltthätigkeit ge¬ predigt ... man wollte ihn nun zur Rechenſchaft ziehen. Seine Einbildungskraft erlangte im Fluge eine Ausdehnung ohne Grenzen. Er ſah ſich bereits verhaftet, auf die Anklage¬ bank geführt und in's Gefängniß geworfen. Merkwürdig war, wie ſchnell dann der Trotz die entſetzliche Furcht wieder ver¬ drängte, die ihm binnen wenigen Minuten die Knie ſchlottern gemacht hatte. „Sie kriegen mich nicht, ſie kriegen mich nicht,“ ſagte er ein über das andere Mal ... „Bis zum letzten Bluts¬ tropfen werde ich mich vertheidigen ... He, he ... das wird nett werden!“ Er war von einem Zimmer ins andere gegangen, befand ſich nun in der Werkſtatt und lachte laut auf. Dann blickte er durch das Fenſter nach dem Gärtchen hinaus. Wie öde und troſtlos lag es vor ihm! Es war An¬ fang Dezember, leichter Froſt lag in der Luft und eine

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/325>, abgerufen am 25.11.2024.