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Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

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nachdrücklich äußerte, als wollte er das Recht ihrer Erfindung
für sich in Anspruch nehmen.

Seitdem Urban Herr im Hause war, hatte er die Ab¬
sicht, die Gesellschaften zu jener Höhe zu erheben, die seiner
Meinung nach der Klang seines Namens erforderte. Die
schlicht-bürgerlichen Familien, mit denen seine Frau seit vielen
Jahren eng befreundet war, behagten ihm nicht mehr. Mit
dem Gelde, das die neue Ehe gebracht hatte, war ein kleiner
gesellschaftlicher Größenwahn bei ihm eingezogen. Baute er
nicht eine riesige Fabrik, hoffte er nicht alle kleinen Konkur¬
renten todt zu machen, Reichthümer auf Reichthümer zu
häufen? Was konnte ihm also dereinst fehlen! Gleich seinem
langen Schlingel von Lehrling träumte er bereits mit offenen
Augen von einem Kommerzienrathstitel, diversen Orden und
einem ewigen Denkmal in der industriellen Entwicklung seines
Landes.

Es war überhaupt merkwürdig, wie in vielen Dingen Herr
Ferdinand Friedrich Urban, dessen Schädel bereits hin und wie¬
der die lichten Stellen der Erkenntniß durch das Haar schimmern
ließ, mit dem kaum flügge gewordenen Franz Timpe sympa¬
thisirte. Der kluge Geschäftsmann hätte keine Welterfahrung
besitzen müssen, um nicht zu bald das Streberthum in dem
angehenden Kaufmanne zu entdecken. Aus manchem gewitzten
Einfall, den Franz im Komtor bekam, sprach so viel gesunder
Menschenverstand, daß der Fabrikant mit der Zeit vor dem
jungen Manne eine gewisse Achtung bekommen hatte, die
noch dadurch gesteigert wurde, daß Franz an guten Manieren
und Bildung den meisten seiner Kollegen weit überlegen war.
Und nicht zuletzt fühlte er sich durch die hübsche Erscheinung
Timpe's junior gefesselt. Mit wenig Worten: es war ein

nachdrücklich äußerte, als wollte er das Recht ihrer Erfindung
für ſich in Anſpruch nehmen.

Seitdem Urban Herr im Hauſe war, hatte er die Ab¬
ſicht, die Geſellſchaften zu jener Höhe zu erheben, die ſeiner
Meinung nach der Klang ſeines Namens erforderte. Die
ſchlicht-bürgerlichen Familien, mit denen ſeine Frau ſeit vielen
Jahren eng befreundet war, behagten ihm nicht mehr. Mit
dem Gelde, das die neue Ehe gebracht hatte, war ein kleiner
geſellſchaftlicher Größenwahn bei ihm eingezogen. Baute er
nicht eine rieſige Fabrik, hoffte er nicht alle kleinen Konkur¬
renten todt zu machen, Reichthümer auf Reichthümer zu
häufen? Was konnte ihm alſo dereinſt fehlen! Gleich ſeinem
langen Schlingel von Lehrling träumte er bereits mit offenen
Augen von einem Kommerzienrathstitel, diverſen Orden und
einem ewigen Denkmal in der induſtriellen Entwicklung ſeines
Landes.

Es war überhaupt merkwürdig, wie in vielen Dingen Herr
Ferdinand Friedrich Urban, deſſen Schädel bereits hin und wie¬
der die lichten Stellen der Erkenntniß durch das Haar ſchimmern
ließ, mit dem kaum flügge gewordenen Franz Timpe ſympa¬
thiſirte. Der kluge Geſchäftsmann hätte keine Welterfahrung
beſitzen müſſen, um nicht zu bald das Streberthum in dem
angehenden Kaufmanne zu entdecken. Aus manchem gewitzten
Einfall, den Franz im Komtor bekam, ſprach ſo viel geſunder
Menſchenverſtand, daß der Fabrikant mit der Zeit vor dem
jungen Manne eine gewiſſe Achtung bekommen hatte, die
noch dadurch geſteigert wurde, daß Franz an guten Manieren
und Bildung den meiſten ſeiner Kollegen weit überlegen war.
Und nicht zuletzt fühlte er ſich durch die hübſche Erſcheinung
Timpe's junior gefeſſelt. Mit wenig Worten: es war ein

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[108/0120] nachdrücklich äußerte, als wollte er das Recht ihrer Erfindung für ſich in Anſpruch nehmen. Seitdem Urban Herr im Hauſe war, hatte er die Ab¬ ſicht, die Geſellſchaften zu jener Höhe zu erheben, die ſeiner Meinung nach der Klang ſeines Namens erforderte. Die ſchlicht-bürgerlichen Familien, mit denen ſeine Frau ſeit vielen Jahren eng befreundet war, behagten ihm nicht mehr. Mit dem Gelde, das die neue Ehe gebracht hatte, war ein kleiner geſellſchaftlicher Größenwahn bei ihm eingezogen. Baute er nicht eine rieſige Fabrik, hoffte er nicht alle kleinen Konkur¬ renten todt zu machen, Reichthümer auf Reichthümer zu häufen? Was konnte ihm alſo dereinſt fehlen! Gleich ſeinem langen Schlingel von Lehrling träumte er bereits mit offenen Augen von einem Kommerzienrathstitel, diverſen Orden und einem ewigen Denkmal in der induſtriellen Entwicklung ſeines Landes. Es war überhaupt merkwürdig, wie in vielen Dingen Herr Ferdinand Friedrich Urban, deſſen Schädel bereits hin und wie¬ der die lichten Stellen der Erkenntniß durch das Haar ſchimmern ließ, mit dem kaum flügge gewordenen Franz Timpe ſympa¬ thiſirte. Der kluge Geſchäftsmann hätte keine Welterfahrung beſitzen müſſen, um nicht zu bald das Streberthum in dem angehenden Kaufmanne zu entdecken. Aus manchem gewitzten Einfall, den Franz im Komtor bekam, ſprach ſo viel geſunder Menſchenverſtand, daß der Fabrikant mit der Zeit vor dem jungen Manne eine gewiſſe Achtung bekommen hatte, die noch dadurch geſteigert wurde, daß Franz an guten Manieren und Bildung den meiſten ſeiner Kollegen weit überlegen war. Und nicht zuletzt fühlte er ſich durch die hübſche Erſcheinung Timpe's junior gefeſſelt. Mit wenig Worten: es war ein

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Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/120>, abgerufen am 25.11.2024.