Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Anhang. für steten Zufluß frischen Wassers und für die Einhaltung der erforderlichen Tempe-ratur zu sorgen. Todte Eier, welche an ihrem trüben Aussehen und der milchweißen Färbung zu erkennen sind, hat man fleißig mit einer Pipette zu entfernen. Die Dauer der Bebrütung ist je nach der Fischart und der Temperatur des Bei den Forellen werden die Augen, Fig. 209 c., und das rothe Blut bei [Abbildung]
Fig. 209. bildet sich in der Schalenhaut desForelleneier in verschiedenen Stadien der Eies eine Oeffnung, durch welche der Schwanz, der Kopf oder die Dotterblase und schließlich der ganze Fisch heraustritt. Die Dotterblase (Nabelblase, Dotter- sack) wird allmählig aufgesaugt und deren Inhalt zur Ernährung des Fisches verwendet, der, so lange die Dotterblase nicht ganz verschwunden ist, keine Nahrung von Außen aufnimmt. Karpfen, Hechte, Barsche behalten die Dotterblase nur kurze Zeit, die Salmoniden jedoch so lange Zeit, als die Eier zur Bebrütung erforderten. Nach dem Verschwinden der Dotterblase beginnt die künstliche Ernährung Die künstliche Ernährung der fleischfressenden Fische bietet dagegen viel größere Als Futter verwendet man geronnenes Blut, welchem man durch Einspritzen 1) Eine sehr zweckmäßige Fütterungsvorrichtung für Forellen beschreibt O. Hämmerle
aus Vorarlberg in Nr. 12 des Oesterr. landw. Wochenbl. II. Jahrg. 1876, S. 134. Anhang. für ſteten Zufluß friſchen Waſſers und für die Einhaltung der erforderlichen Tempe-ratur zu ſorgen. Todte Eier, welche an ihrem trüben Ausſehen und der milchweißen Färbung zu erkennen ſind, hat man fleißig mit einer Pipette zu entfernen. Die Dauer der Bebrütung iſt je nach der Fiſchart und der Temperatur des Bei den Forellen werden die Augen, Fig. 209 c., und das rothe Blut bei [Abbildung]
Fig. 209. bildet ſich in der Schalenhaut desForelleneier in verſchiedenen Stadien der Eies eine Oeffnung, durch welche der Schwanz, der Kopf oder die Dotterblaſe und ſchließlich der ganze Fiſch heraustritt. Die Dotterblaſe (Nabelblaſe, Dotter- ſack) wird allmählig aufgeſaugt und deren Inhalt zur Ernährung des Fiſches verwendet, der, ſo lange die Dotterblaſe nicht ganz verſchwunden iſt, keine Nahrung von Außen aufnimmt. Karpfen, Hechte, Barſche behalten die Dotterblaſe nur kurze Zeit, die Salmoniden jedoch ſo lange Zeit, als die Eier zur Bebrütung erforderten. Nach dem Verſchwinden der Dotterblaſe beginnt die künſtliche Ernährung Die künſtliche Ernährung der fleiſchfreſſenden Fiſche bietet dagegen viel größere Als Futter verwendet man geronnenes Blut, welchem man durch Einſpritzen 1) Eine ſehr zweckmäßige Fütterungsvorrichtung für Forellen beſchreibt O. Hämmerle
aus Vorarlberg in Nr. 12 des Oeſterr. landw. Wochenbl. II. Jahrg. 1876, S. 134. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0330" n="314"/><fw place="top" type="header">Anhang.</fw><lb/> für ſteten Zufluß friſchen Waſſers und für die Einhaltung der erforderlichen Tempe-<lb/> ratur zu ſorgen. Todte Eier, welche an ihrem trüben Ausſehen und der milchweißen<lb/> Färbung zu erkennen ſind, hat man fleißig mit einer Pipette zu entfernen.</p><lb/> <p>Die Dauer der Bebrütung iſt je nach der Fiſchart und der Temperatur des<lb/> Waſſers eine ſehr ungleiche. Dieſelbe beträgt bei Karpfen 3 Wochen, bei Hechten<lb/> und Barſchen 4 Wochen, bei Forellen und Lachſen bei 7.5°<hi rendition="#aq">C.</hi> 73, bei 10°<hi rendition="#aq">C.</hi><lb/> 47 und bei 12.5°<hi rendition="#aq">C.</hi> 32 Tage.</p><lb/> <p>Bei den Forellen werden die Augen, Fig. 209 <hi rendition="#aq">c.,</hi> und das rothe Blut bei<lb/> 10°<hi rendition="#aq">C.</hi> in 23 Tagen nach der Bebrütung ſichtbar. Gegen Ende der Brutzeit<lb/><figure><head>Fig. 209. </head><p>Forelleneier in verſchiedenen Stadien der<lb/> Bebrütung und Jungfiſche. — <hi rendition="#aq">a, b</hi> befruchtete Eier, <hi rendition="#aq">c</hi> Ei<lb/> 23 Tage nach der Bebrütung, <hi rendition="#aq">d, e</hi> Jungfiſche mit der Dot-<lb/> terblaſe, <hi rendition="#aq">f</hi> 40 Tage alter Jungfiſch.</p></figure><lb/> bildet ſich in der Schalenhaut des<lb/> Eies eine Oeffnung, durch welche<lb/> der Schwanz, der Kopf oder die<lb/> Dotterblaſe und ſchließlich der<lb/> ganze Fiſch heraustritt. Die<lb/> Dotterblaſe (Nabelblaſe, Dotter-<lb/> ſack) wird allmählig aufgeſaugt<lb/> und deren Inhalt zur Ernährung<lb/> des Fiſches verwendet, der, ſo<lb/> lange die Dotterblaſe nicht ganz<lb/> verſchwunden iſt, keine Nahrung von Außen aufnimmt. Karpfen, Hechte, Barſche<lb/> behalten die Dotterblaſe nur kurze Zeit, die Salmoniden jedoch ſo lange Zeit, als<lb/> die Eier zur Bebrütung erforderten.</p><lb/> <p>Nach dem Verſchwinden der Dotterblaſe beginnt die <hi rendition="#g">künſtliche Ernährung</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Aufzucht.</hi> Die nun beweglicher werdenden Fiſche werden aus den Brut-<lb/> trögen genommen und in größere Behälter, Baſſins, Streckteiche eingeſetzt. Die<lb/> pflanzenfreſſenden Fiſche finden in den Streckteichen gewöhnlich von ſelbſt ausreichende<lb/> Nahrung. Im Nothfalle füttert man ſie mit gekochten breiartigen Kartoffeln, welche<lb/> in das Waſſer geſpritzt werden. Aeltere Fiſche erhalten gequellte Gerſte, Salat,<lb/> Kohlblätter, Küchenabfälle ꝛc.</p><lb/> <p>Die künſtliche Ernährung der fleiſchfreſſenden Fiſche bietet dagegen viel größere<lb/> Schwierigkeiten, namentlich in künſtlichen, mit Kies beſtreuten Baſſins, nachdem durch<lb/> das Futter, welches zu Boden fällt und verfault, leicht das Waſſer verdorben wird <note place="foot" n="1)">Eine ſehr zweckmäßige Fütterungsvorrichtung für Forellen beſchreibt O. Hämmerle<lb/> aus Vorarlberg in Nr. 12 des Oeſterr. landw. Wochenbl. <hi rendition="#aq">II.</hi> Jahrg. 1876, S. 134.</note>.</p><lb/> <p>Als Futter verwendet man geronnenes Blut, welchem man durch Einſpritzen<lb/> in das Waſſer eine wurmähnliche Geſtalt gibt, hartgekochten Eidotter, getrocknetes,<lb/> feingehaſpeltes Fleiſch, Leber ꝛc.; 8—10 Tage nach dem Verſchwinden der Dotterblaſe<lb/> reicht man rohes Fleiſch oder Fleiſch von Weißfiſchen. Noch vortheilhafter, wenn auch<lb/> ſchwierig zu beſchaffen, iſt die lebende Nahrung, wie Würmer, Inſecten und Inſecten-<lb/> larven, welche man in eigenen Plantagen züchtet, Weißfiſchlaich und Brut ꝛc. Sehr<lb/> zu empfehlen iſt es in die Forellenſtreckteiche künſtliche Höhlen aus bodenloſen, mit<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [314/0330]
Anhang.
für ſteten Zufluß friſchen Waſſers und für die Einhaltung der erforderlichen Tempe-
ratur zu ſorgen. Todte Eier, welche an ihrem trüben Ausſehen und der milchweißen
Färbung zu erkennen ſind, hat man fleißig mit einer Pipette zu entfernen.
Die Dauer der Bebrütung iſt je nach der Fiſchart und der Temperatur des
Waſſers eine ſehr ungleiche. Dieſelbe beträgt bei Karpfen 3 Wochen, bei Hechten
und Barſchen 4 Wochen, bei Forellen und Lachſen bei 7.5°C. 73, bei 10°C.
47 und bei 12.5°C. 32 Tage.
Bei den Forellen werden die Augen, Fig. 209 c., und das rothe Blut bei
10°C. in 23 Tagen nach der Bebrütung ſichtbar. Gegen Ende der Brutzeit
[Abbildung Fig. 209. Forelleneier in verſchiedenen Stadien der
Bebrütung und Jungfiſche. — a, b befruchtete Eier, c Ei
23 Tage nach der Bebrütung, d, e Jungfiſche mit der Dot-
terblaſe, f 40 Tage alter Jungfiſch.]
bildet ſich in der Schalenhaut des
Eies eine Oeffnung, durch welche
der Schwanz, der Kopf oder die
Dotterblaſe und ſchließlich der
ganze Fiſch heraustritt. Die
Dotterblaſe (Nabelblaſe, Dotter-
ſack) wird allmählig aufgeſaugt
und deren Inhalt zur Ernährung
des Fiſches verwendet, der, ſo
lange die Dotterblaſe nicht ganz
verſchwunden iſt, keine Nahrung von Außen aufnimmt. Karpfen, Hechte, Barſche
behalten die Dotterblaſe nur kurze Zeit, die Salmoniden jedoch ſo lange Zeit, als
die Eier zur Bebrütung erforderten.
Nach dem Verſchwinden der Dotterblaſe beginnt die künſtliche Ernährung
und Aufzucht. Die nun beweglicher werdenden Fiſche werden aus den Brut-
trögen genommen und in größere Behälter, Baſſins, Streckteiche eingeſetzt. Die
pflanzenfreſſenden Fiſche finden in den Streckteichen gewöhnlich von ſelbſt ausreichende
Nahrung. Im Nothfalle füttert man ſie mit gekochten breiartigen Kartoffeln, welche
in das Waſſer geſpritzt werden. Aeltere Fiſche erhalten gequellte Gerſte, Salat,
Kohlblätter, Küchenabfälle ꝛc.
Die künſtliche Ernährung der fleiſchfreſſenden Fiſche bietet dagegen viel größere
Schwierigkeiten, namentlich in künſtlichen, mit Kies beſtreuten Baſſins, nachdem durch
das Futter, welches zu Boden fällt und verfault, leicht das Waſſer verdorben wird 1).
Als Futter verwendet man geronnenes Blut, welchem man durch Einſpritzen
in das Waſſer eine wurmähnliche Geſtalt gibt, hartgekochten Eidotter, getrocknetes,
feingehaſpeltes Fleiſch, Leber ꝛc.; 8—10 Tage nach dem Verſchwinden der Dotterblaſe
reicht man rohes Fleiſch oder Fleiſch von Weißfiſchen. Noch vortheilhafter, wenn auch
ſchwierig zu beſchaffen, iſt die lebende Nahrung, wie Würmer, Inſecten und Inſecten-
larven, welche man in eigenen Plantagen züchtet, Weißfiſchlaich und Brut ꝛc. Sehr
zu empfehlen iſt es in die Forellenſtreckteiche künſtliche Höhlen aus bodenloſen, mit
1) Eine ſehr zweckmäßige Fütterungsvorrichtung für Forellen beſchreibt O. Hämmerle
aus Vorarlberg in Nr. 12 des Oeſterr. landw. Wochenbl. II. Jahrg. 1876, S. 134.
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