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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Die Fischzucht.
einem Deckel versehenen Töpfen hergestellt, oder sonstige Beschattungsapparate einzu-
setzen, nachdem die Forellen derartige Verstecke, die gleichzeitig als Fangapparate
dienen können, gerne aufsuchen.

Ein besonderer Vortheil der künstlichen Fischzucht besteht in der Möglichkeit, die
befruchteten Fischeier bei gehöriger Verpackung überall hin versenden zu können. Bei
der Versendung auf weite Entfernungen erleidet man am wenigsten Verluste, wenn man
sie in einer Zeit vornimmt, zu welcher die Eier schon so weit entwickelt sind, daß die
Augen des Embryo's als zwei schwarze Punkte unter der Eischale sichtbar werden.
Auf kurze Entfernungen lassen sich die Eier auch gleich nach der Befruchtung ohne
Gefahr versenden.

Die Zählung der zu versendenden Eier geschieht durch Messen in einem Hohl-
maße; dabei gelten folgende Anhaltspunkte:

[Tabelle]

Um die Eier während des Transportes unversehrt zu erhalten, verpackt man
sie in Holzkistchen schichtenweise in feuchtem Sande oder Moose, noch besser ist es,
dieselben in ein Leinwandsäckchen zu füllen, welches zwischen gepreßtes Moos gelegt
wird. Beim Herausnehmen der Eier aus der Verpackung benetzt man zuerst das
Moos mit Wasser, nimmt dann nach einigen Stunden das Säckchen heraus und
entleert es in die Bruttröge. Bei schichtenweiser Verpackung in Moos gibt man
dasselbe mitsammt den Eiern in die Bruttröge, die Eier sinken zu Boden oder auf
die Glasroste, während das obenauf schwimmende Moos entfernt wird.

Anklebende Eier werden in ähnlicher Weise jedoch mitsammt den Wasserpflanzen
verpackt. Ihre Versendung ist jedoch viel unsicherer und stets mit großen Verlusten
verbunden.

Außer den Eiern lasser sich auch die Jungfische, am besten, wenn sie noch die
Dotterblase besitzen, in zinnernen, mit einem Blasebalge zum Einlassen von Luft
versehenen Kannen versenden. Für 1000 Embryonen genügen 4 Liter Wasser, für
1000 Jungfische müssen jedoch die Kannen bis zu 80 Liter Wasser enthalten.


Pierer'sche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel & Co. in Altenburg.

Die Fiſchzucht.
einem Deckel verſehenen Töpfen hergeſtellt, oder ſonſtige Beſchattungsapparate einzu-
ſetzen, nachdem die Forellen derartige Verſtecke, die gleichzeitig als Fangapparate
dienen können, gerne aufſuchen.

Ein beſonderer Vortheil der künſtlichen Fiſchzucht beſteht in der Möglichkeit, die
befruchteten Fiſcheier bei gehöriger Verpackung überall hin verſenden zu können. Bei
der Verſendung auf weite Entfernungen erleidet man am wenigſten Verluſte, wenn man
ſie in einer Zeit vornimmt, zu welcher die Eier ſchon ſo weit entwickelt ſind, daß die
Augen des Embryo’s als zwei ſchwarze Punkte unter der Eiſchale ſichtbar werden.
Auf kurze Entfernungen laſſen ſich die Eier auch gleich nach der Befruchtung ohne
Gefahr verſenden.

Die Zählung der zu verſendenden Eier geſchieht durch Meſſen in einem Hohl-
maße; dabei gelten folgende Anhaltspunkte:

[Tabelle]

Um die Eier während des Transportes unverſehrt zu erhalten, verpackt man
ſie in Holzkiſtchen ſchichtenweiſe in feuchtem Sande oder Mooſe, noch beſſer iſt es,
dieſelben in ein Leinwandſäckchen zu füllen, welches zwiſchen gepreßtes Moos gelegt
wird. Beim Herausnehmen der Eier aus der Verpackung benetzt man zuerſt das
Moos mit Waſſer, nimmt dann nach einigen Stunden das Säckchen heraus und
entleert es in die Bruttröge. Bei ſchichtenweiſer Verpackung in Moos gibt man
daſſelbe mitſammt den Eiern in die Bruttröge, die Eier ſinken zu Boden oder auf
die Glasroſte, während das obenauf ſchwimmende Moos entfernt wird.

Anklebende Eier werden in ähnlicher Weiſe jedoch mitſammt den Waſſerpflanzen
verpackt. Ihre Verſendung iſt jedoch viel unſicherer und ſtets mit großen Verluſten
verbunden.

Außer den Eiern laſſer ſich auch die Jungfiſche, am beſten, wenn ſie noch die
Dotterblaſe beſitzen, in zinnernen, mit einem Blaſebalge zum Einlaſſen von Luft
verſehenen Kannen verſenden. Für 1000 Embryonen genügen 4 Liter Waſſer, für
1000 Jungfiſche müſſen jedoch die Kannen bis zu 80 Liter Waſſer enthalten.


Pierer’ſche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel & Co. in Altenburg.

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[315/0331] Die Fiſchzucht. einem Deckel verſehenen Töpfen hergeſtellt, oder ſonſtige Beſchattungsapparate einzu- ſetzen, nachdem die Forellen derartige Verſtecke, die gleichzeitig als Fangapparate dienen können, gerne aufſuchen. Ein beſonderer Vortheil der künſtlichen Fiſchzucht beſteht in der Möglichkeit, die befruchteten Fiſcheier bei gehöriger Verpackung überall hin verſenden zu können. Bei der Verſendung auf weite Entfernungen erleidet man am wenigſten Verluſte, wenn man ſie in einer Zeit vornimmt, zu welcher die Eier ſchon ſo weit entwickelt ſind, daß die Augen des Embryo’s als zwei ſchwarze Punkte unter der Eiſchale ſichtbar werden. Auf kurze Entfernungen laſſen ſich die Eier auch gleich nach der Befruchtung ohne Gefahr verſenden. Die Zählung der zu verſendenden Eier geſchieht durch Meſſen in einem Hohl- maße; dabei gelten folgende Anhaltspunkte: Um die Eier während des Transportes unverſehrt zu erhalten, verpackt man ſie in Holzkiſtchen ſchichtenweiſe in feuchtem Sande oder Mooſe, noch beſſer iſt es, dieſelben in ein Leinwandſäckchen zu füllen, welches zwiſchen gepreßtes Moos gelegt wird. Beim Herausnehmen der Eier aus der Verpackung benetzt man zuerſt das Moos mit Waſſer, nimmt dann nach einigen Stunden das Säckchen heraus und entleert es in die Bruttröge. Bei ſchichtenweiſer Verpackung in Moos gibt man daſſelbe mitſammt den Eiern in die Bruttröge, die Eier ſinken zu Boden oder auf die Glasroſte, während das obenauf ſchwimmende Moos entfernt wird. Anklebende Eier werden in ähnlicher Weiſe jedoch mitſammt den Waſſerpflanzen verpackt. Ihre Verſendung iſt jedoch viel unſicherer und ſtets mit großen Verluſten verbunden. Außer den Eiern laſſer ſich auch die Jungfiſche, am beſten, wenn ſie noch die Dotterblaſe beſitzen, in zinnernen, mit einem Blaſebalge zum Einlaſſen von Luft verſehenen Kannen verſenden. Für 1000 Embryonen genügen 4 Liter Waſſer, für 1000 Jungfiſche müſſen jedoch die Kannen bis zu 80 Liter Waſſer enthalten. Pierer’ſche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel & Co. in Altenburg.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/331>, abgerufen am 07.05.2024.