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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Das Thierleben.

Am wenigsten verbreitet ist der Käsestoff, welcher in größerer Menge nur in
der Milch vorkommt. Derselbe gerinnt bei Zusatz von Essig-, Milchsäure etc. Die
unlöslichen Modificationen der drei genannten Proteinstoffe werden durch die thierischen
Verdauungssäfte gelöst. Sie liefern das Material zur Bildung der übrigen stickstoff-
haltigen Bestandtheile des Thierkörpers.

In gleich reichlicher Menge als wie die Eiweißstoffe betheiligt sich die leim-
gebende Substanz
an dem Aufbaue des Thierkörpers. Sie unterscheidet sich von
jenen, daß sie bei längerem Kochen mit Wasser als Leim gelöst wird. Diese stick-
stoffhaltige Substanz nimmt hervorragenden Antheil an der Zusammensetzung sowohl
des Bindegewebes, der Sehnen und der Lederhaut, als auch der Knochen und der
Knorpel.

Andere stickstoffhaltige Stoffe, wie das Hämatin (Blutroth), die Gallen-
und Harnfarbstoffe, treten als Pigmente im Thierkörper auf, oder bilden
als Hornsubstanz den wesentlichsten Bestandtheil der Epidermis und ihrer Fort-
setzungen: der Haare, Wolle, Federn, Klauen, Hörner, Hufe u. dgl.

Unter den stickstofffreien Bestandtheilen des Thierkörpers herrschen die
Fette vor. Das Fett findet sich in größter Menge im Fettgewebe unter der Haut,
zwischen den Muskelfasern, an den Nieren, am Netze und Gekröse. Bei gemästeten
Thieren, namentlich bei gemästeten Schweinen, kann die Fettmenge 25 -- 40 % des
lebenden Gewichtes erreichen. In geringerer Menge als im Fettgewebe tritt das
Fett in allen übrigen, flüssigen und festen Körpertheilen auf, wie im Blute, in
der Nervensubstanz, im Knochengewebe etc. Die im thierischen Organismus in
flüssigem Zustande auftretenden Fette sind Gemenge von einfachen Fetten, welche als
Verbindungen von Glyceryloxyd mit Fettsäuren anzusehen sind. Je nach der Fett-
säure nimmt das Fett beim Erstarren eine mehr oder weniger talg- oder butterartige
Consistenz an. Bei dem Talge der Wiederkäuer herrscht die Stearin-, bei dem
Schmalze des Schweines die Margarin- und bei dem Butterfette die Butter-, Capron-
und Caprinsäure vor. Die Elementarzusammensetzung der verschiedenen Fette ist
eine sehr constante; sie beträgt nach Untersuchungen von Hammel-, Ochsen- und
Schweinefett auf der Versuchsstation Weende 76.2--76.8 % Kohlenstoff, 11.7 bis
12.1 % Wasserstoff und 11.0--11.2 % Sauerstoff und zeigt daher große Ueber-
einstimmung mit der Zusammensetzung der Pflanzenfette. Im Thierkörper nimmt
das Fett, neben den Proteinstoffen, besonderen Antheil an der Bildung und Ent-
wickelung der Zellen.

Von anderen stickstofffreien Stoffen finden sich außer den Fetten, jedoch in ge-
ringer Menge, drei Kohlehydrate: der Milchzucker in der Milch, der Trauben-
zucker
im Blute und in der Leber und der Inosit, ein zuckerähnlicher Stoff, im
Muskelfleische; außerdem treten noch auf im Magensafte und im Fleischsafte die
Milchsäure, im Muskelfleische ein indifferenter Körper, das Kreatin, in den
thierischen Säften und Geweben die sogenannten Extractstoffe etc.

Vom allgemeinen Gesichtspunkte betrachtet, finden wir jeden Thierkörper aus
Wasser und Trockensubstanz zusammengesetzt. Letztere bleibt zurück, wenn

Das Thierleben.

Am wenigſten verbreitet iſt der Käſeſtoff, welcher in größerer Menge nur in
der Milch vorkommt. Derſelbe gerinnt bei Zuſatz von Eſſig-, Milchſäure ꝛc. Die
unlöslichen Modificationen der drei genannten Proteïnſtoffe werden durch die thieriſchen
Verdauungsſäfte gelöſt. Sie liefern das Material zur Bildung der übrigen ſtickſtoff-
haltigen Beſtandtheile des Thierkörpers.

In gleich reichlicher Menge als wie die Eiweißſtoffe betheiligt ſich die leim-
gebende Subſtanz
an dem Aufbaue des Thierkörpers. Sie unterſcheidet ſich von
jenen, daß ſie bei längerem Kochen mit Waſſer als Leim gelöſt wird. Dieſe ſtick-
ſtoffhaltige Subſtanz nimmt hervorragenden Antheil an der Zuſammenſetzung ſowohl
des Bindegewebes, der Sehnen und der Lederhaut, als auch der Knochen und der
Knorpel.

Andere ſtickſtoffhaltige Stoffe, wie das Hämatin (Blutroth), die Gallen-
und Harnfarbſtoffe, treten als Pigmente im Thierkörper auf, oder bilden
als Hornſubſtanz den weſentlichſten Beſtandtheil der Epidermis und ihrer Fort-
ſetzungen: der Haare, Wolle, Federn, Klauen, Hörner, Hufe u. dgl.

Unter den ſtickſtofffreien Beſtandtheilen des Thierkörpers herrſchen die
Fette vor. Das Fett findet ſich in größter Menge im Fettgewebe unter der Haut,
zwiſchen den Muskelfaſern, an den Nieren, am Netze und Gekröſe. Bei gemäſteten
Thieren, namentlich bei gemäſteten Schweinen, kann die Fettmenge 25 — 40 % des
lebenden Gewichtes erreichen. In geringerer Menge als im Fettgewebe tritt das
Fett in allen übrigen, flüſſigen und feſten Körpertheilen auf, wie im Blute, in
der Nervenſubſtanz, im Knochengewebe ꝛc. Die im thieriſchen Organismus in
flüſſigem Zuſtande auftretenden Fette ſind Gemenge von einfachen Fetten, welche als
Verbindungen von Glyceryloxyd mit Fettſäuren anzuſehen ſind. Je nach der Fett-
ſäure nimmt das Fett beim Erſtarren eine mehr oder weniger talg- oder butterartige
Conſiſtenz an. Bei dem Talge der Wiederkäuer herrſcht die Stearin-, bei dem
Schmalze des Schweines die Margarin- und bei dem Butterfette die Butter-, Capron-
und Caprinſäure vor. Die Elementarzuſammenſetzung der verſchiedenen Fette iſt
eine ſehr conſtante; ſie beträgt nach Unterſuchungen von Hammel-, Ochſen- und
Schweinefett auf der Verſuchsſtation Weende 76.2—76.8 % Kohlenſtoff, 11.7 bis
12.1 % Waſſerſtoff und 11.0—11.2 % Sauerſtoff und zeigt daher große Ueber-
einſtimmung mit der Zuſammenſetzung der Pflanzenfette. Im Thierkörper nimmt
das Fett, neben den Proteïnſtoffen, beſonderen Antheil an der Bildung und Ent-
wickelung der Zellen.

Von anderen ſtickſtofffreien Stoffen finden ſich außer den Fetten, jedoch in ge-
ringer Menge, drei Kohlehydrate: der Milchzucker in der Milch, der Trauben-
zucker
im Blute und in der Leber und der Inoſit, ein zuckerähnlicher Stoff, im
Muskelfleiſche; außerdem treten noch auf im Magenſafte und im Fleiſchſafte die
Milchſäure, im Muskelfleiſche ein indifferenter Körper, das Kreatin, in den
thieriſchen Säften und Geweben die ſogenannten Extractſtoffe ꝛc.

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Waſſer und Trockenſubſtanz zuſammengeſetzt. Letztere bleibt zurück, wenn

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[13/0029] Das Thierleben. Am wenigſten verbreitet iſt der Käſeſtoff, welcher in größerer Menge nur in der Milch vorkommt. Derſelbe gerinnt bei Zuſatz von Eſſig-, Milchſäure ꝛc. Die unlöslichen Modificationen der drei genannten Proteïnſtoffe werden durch die thieriſchen Verdauungsſäfte gelöſt. Sie liefern das Material zur Bildung der übrigen ſtickſtoff- haltigen Beſtandtheile des Thierkörpers. In gleich reichlicher Menge als wie die Eiweißſtoffe betheiligt ſich die leim- gebende Subſtanz an dem Aufbaue des Thierkörpers. Sie unterſcheidet ſich von jenen, daß ſie bei längerem Kochen mit Waſſer als Leim gelöſt wird. Dieſe ſtick- ſtoffhaltige Subſtanz nimmt hervorragenden Antheil an der Zuſammenſetzung ſowohl des Bindegewebes, der Sehnen und der Lederhaut, als auch der Knochen und der Knorpel. Andere ſtickſtoffhaltige Stoffe, wie das Hämatin (Blutroth), die Gallen- und Harnfarbſtoffe, treten als Pigmente im Thierkörper auf, oder bilden als Hornſubſtanz den weſentlichſten Beſtandtheil der Epidermis und ihrer Fort- ſetzungen: der Haare, Wolle, Federn, Klauen, Hörner, Hufe u. dgl. Unter den ſtickſtofffreien Beſtandtheilen des Thierkörpers herrſchen die Fette vor. Das Fett findet ſich in größter Menge im Fettgewebe unter der Haut, zwiſchen den Muskelfaſern, an den Nieren, am Netze und Gekröſe. Bei gemäſteten Thieren, namentlich bei gemäſteten Schweinen, kann die Fettmenge 25 — 40 % des lebenden Gewichtes erreichen. In geringerer Menge als im Fettgewebe tritt das Fett in allen übrigen, flüſſigen und feſten Körpertheilen auf, wie im Blute, in der Nervenſubſtanz, im Knochengewebe ꝛc. Die im thieriſchen Organismus in flüſſigem Zuſtande auftretenden Fette ſind Gemenge von einfachen Fetten, welche als Verbindungen von Glyceryloxyd mit Fettſäuren anzuſehen ſind. Je nach der Fett- ſäure nimmt das Fett beim Erſtarren eine mehr oder weniger talg- oder butterartige Conſiſtenz an. Bei dem Talge der Wiederkäuer herrſcht die Stearin-, bei dem Schmalze des Schweines die Margarin- und bei dem Butterfette die Butter-, Capron- und Caprinſäure vor. Die Elementarzuſammenſetzung der verſchiedenen Fette iſt eine ſehr conſtante; ſie beträgt nach Unterſuchungen von Hammel-, Ochſen- und Schweinefett auf der Verſuchsſtation Weende 76.2—76.8 % Kohlenſtoff, 11.7 bis 12.1 % Waſſerſtoff und 11.0—11.2 % Sauerſtoff und zeigt daher große Ueber- einſtimmung mit der Zuſammenſetzung der Pflanzenfette. Im Thierkörper nimmt das Fett, neben den Proteïnſtoffen, beſonderen Antheil an der Bildung und Ent- wickelung der Zellen. Von anderen ſtickſtofffreien Stoffen finden ſich außer den Fetten, jedoch in ge- ringer Menge, drei Kohlehydrate: der Milchzucker in der Milch, der Trauben- zucker im Blute und in der Leber und der Inoſit, ein zuckerähnlicher Stoff, im Muskelfleiſche; außerdem treten noch auf im Magenſafte und im Fleiſchſafte die Milchſäure, im Muskelfleiſche ein indifferenter Körper, das Kreatin, in den thieriſchen Säften und Geweben die ſogenannten Extractſtoffe ꝛc. Vom allgemeinen Geſichtspunkte betrachtet, finden wir jeden Thierkörper aus Waſſer und Trockenſubſtanz zuſammengeſetzt. Letztere bleibt zurück, wenn

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/29>, abgerufen am 22.11.2024.