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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Das Thierleben.
bilden eine Schichte (Muskelhaut) in den Wandungen der schlauchartigen Eingeweide,
der Gefäße, der Gebärmutter etc. Auf Nervenreize ziehen sie sich langsamer zusammen
als die quergestreiften Muskeln. Die Muskeln sind die eigentlichen Bewegungs-
organe des thierischen Körpers. Jeder Muskel ist im Bindegewebe von zahlreichen
Nervenfasern und Blutgefäßen durchzogen. Erstere geben die Anregung zur Bewegung
der Muskelfasern, letztere unterhalten den Stoffwechsel und die Ernährung des Muskels.

Das Nervengewebe vermittelt alle Lebenserscheinungen im thierischen Körper,
den Willen, die Empfindung und die Bewegung. Das Nervengewebe besteht entweder
aus einzelnen kernhaltigen, mit fadigen Fortsetzungen versehenen Nervenzellen (Gang-
lienzellen) oder aus feinen, weißen Fasern, den Nervenfasern, Fig. 10, S. 10, welche
sich, von dem Gehirne oder dem Rückenmarke ausgehend, zu Bündeln, Nerven vereinigt,
in allen Theilen des Körpers mit Ausnahme der hornigen Gebilde verbreiten und
verästeln. Im Gehirne bildet das Nervengewebe eine innere, weiße oder Marksub-
stanz, welche aus zahllosen Nervenfasern besteht und eine äußere, graue oder Rinden-
substanz, welche reich an Nervenzellen ist. Im Rückenmarke findet sich die graue
Substanz innen, die weiße außen. Außer dem Gehirne und Rückenmarke bilden die
Ganglien im Thierkörper noch größere Nervenmassen. Diesem Gangliennervensysteme
schreibt man insbesondere einen Einfluß auf die Verrichtungen der Organe des vege-
tativen Lebens zu, dem Gehirne und Rückenmarke einen Einfluß auf die Empfindung
und Bewegung.

Das Horngewebe bildet als eng an einander gedrängte Zellen, Epithelien.
Fig. 11, oder Oberhäutchen, die oberste Schichte der Schleimhäute, welche alle
von außen zugänglichen, inneren Körperoberflächen auskleiden und die äußere Schichte der
allgemeinen Hautdecke des thierischen Körpers, die Epidermis, bilden. In Form
von Fasern, Röhrchen, Plättchen setzt dieses
Gewebe die Haare, Hufe und Klauen zu-
sammen. Die serösen Häute, welche die
Höhlen des Schädels, der Brust und des
Bauches und die innere Fläche der Blut-
und Lymphgefäße auskleiden, besitzen gleich-
falls ein dünnes, ungeschichtetes Plattenepithel,
Endothel genannt. Die Epithelien haben
die Bestimmung, die unter denselben liegenden,
gefäß- und nervenreichen Organe vor äußeren
Einflüssen zu schützen. Sie sind einer be-
ständigen Veränderung unterworfen, indem

[Abbildung] Fig. 11.

Pflasterepithel der Pansenschleim-
haut eines 12jährigen Ochsen, 250/1. -- a a Kerne
der Zellen.

stets ein Theil abgestoßen und durch neugebildete Zellen ersetzt wird.

Die verschiedenen Gewebe vereinigen sich, wie schon vorhin bemerkt, zu den
Organen des thierischen Körpers, zu dem Systeme der äußeren Haut, dem Knochen-
systeme, dem Muskelsysteme, dem Systeme der Verdauungswerkzeuge, der Athmungs-
werkzeuge, dem Gefäß- und Nervensysteme und dem Systeme der Harn- und Geschlechts-
werkzeuge. --

Das Thierleben.
bilden eine Schichte (Muskelhaut) in den Wandungen der ſchlauchartigen Eingeweide,
der Gefäße, der Gebärmutter ꝛc. Auf Nervenreize ziehen ſie ſich langſamer zuſammen
als die quergeſtreiften Muskeln. Die Muskeln ſind die eigentlichen Bewegungs-
organe des thieriſchen Körpers. Jeder Muskel iſt im Bindegewebe von zahlreichen
Nervenfaſern und Blutgefäßen durchzogen. Erſtere geben die Anregung zur Bewegung
der Muskelfaſern, letztere unterhalten den Stoffwechſel und die Ernährung des Muskels.

Das Nervengewebe vermittelt alle Lebenserſcheinungen im thieriſchen Körper,
den Willen, die Empfindung und die Bewegung. Das Nervengewebe beſteht entweder
aus einzelnen kernhaltigen, mit fadigen Fortſetzungen verſehenen Nervenzellen (Gang-
lienzellen) oder aus feinen, weißen Faſern, den Nervenfaſern, Fig. 10, S. 10, welche
ſich, von dem Gehirne oder dem Rückenmarke ausgehend, zu Bündeln, Nerven vereinigt,
in allen Theilen des Körpers mit Ausnahme der hornigen Gebilde verbreiten und
veräſteln. Im Gehirne bildet das Nervengewebe eine innere, weiße oder Markſub-
ſtanz, welche aus zahlloſen Nervenfaſern beſteht und eine äußere, graue oder Rinden-
ſubſtanz, welche reich an Nervenzellen iſt. Im Rückenmarke findet ſich die graue
Subſtanz innen, die weiße außen. Außer dem Gehirne und Rückenmarke bilden die
Ganglien im Thierkörper noch größere Nervenmaſſen. Dieſem Gangliennervenſyſteme
ſchreibt man insbeſondere einen Einfluß auf die Verrichtungen der Organe des vege-
tativen Lebens zu, dem Gehirne und Rückenmarke einen Einfluß auf die Empfindung
und Bewegung.

Das Horngewebe bildet als eng an einander gedrängte Zellen, Epithelien.
Fig. 11, oder Oberhäutchen, die oberſte Schichte der Schleimhäute, welche alle
von außen zugänglichen, inneren Körperoberflächen auskleiden und die äußere Schichte der
allgemeinen Hautdecke des thieriſchen Körpers, die Epidermis, bilden. In Form
von Faſern, Röhrchen, Plättchen ſetzt dieſes
Gewebe die Haare, Hufe und Klauen zu-
ſammen. Die ſeröſen Häute, welche die
Höhlen des Schädels, der Bruſt und des
Bauches und die innere Fläche der Blut-
und Lymphgefäße auskleiden, beſitzen gleich-
falls ein dünnes, ungeſchichtetes Plattenepithel,
Endothel genannt. Die Epithelien haben
die Beſtimmung, die unter denſelben liegenden,
gefäß- und nervenreichen Organe vor äußeren
Einflüſſen zu ſchützen. Sie ſind einer be-
ſtändigen Veränderung unterworfen, indem

[Abbildung] Fig. 11.

Pflaſterepithel der Panſenſchleim-
haut eines 12jährigen Ochſen, 250/1. — a a Kerne
der Zellen.

ſtets ein Theil abgeſtoßen und durch neugebildete Zellen erſetzt wird.

Die verſchiedenen Gewebe vereinigen ſich, wie ſchon vorhin bemerkt, zu den
Organen des thieriſchen Körpers, zu dem Syſteme der äußeren Haut, dem Knochen-
ſyſteme, dem Muskelſyſteme, dem Syſteme der Verdauungswerkzeuge, der Athmungs-
werkzeuge, dem Gefäß- und Nervenſyſteme und dem Syſteme der Harn- und Geſchlechts-
werkzeuge. —

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[11/0027] Das Thierleben. bilden eine Schichte (Muskelhaut) in den Wandungen der ſchlauchartigen Eingeweide, der Gefäße, der Gebärmutter ꝛc. Auf Nervenreize ziehen ſie ſich langſamer zuſammen als die quergeſtreiften Muskeln. Die Muskeln ſind die eigentlichen Bewegungs- organe des thieriſchen Körpers. Jeder Muskel iſt im Bindegewebe von zahlreichen Nervenfaſern und Blutgefäßen durchzogen. Erſtere geben die Anregung zur Bewegung der Muskelfaſern, letztere unterhalten den Stoffwechſel und die Ernährung des Muskels. Das Nervengewebe vermittelt alle Lebenserſcheinungen im thieriſchen Körper, den Willen, die Empfindung und die Bewegung. Das Nervengewebe beſteht entweder aus einzelnen kernhaltigen, mit fadigen Fortſetzungen verſehenen Nervenzellen (Gang- lienzellen) oder aus feinen, weißen Faſern, den Nervenfaſern, Fig. 10, S. 10, welche ſich, von dem Gehirne oder dem Rückenmarke ausgehend, zu Bündeln, Nerven vereinigt, in allen Theilen des Körpers mit Ausnahme der hornigen Gebilde verbreiten und veräſteln. Im Gehirne bildet das Nervengewebe eine innere, weiße oder Markſub- ſtanz, welche aus zahlloſen Nervenfaſern beſteht und eine äußere, graue oder Rinden- ſubſtanz, welche reich an Nervenzellen iſt. Im Rückenmarke findet ſich die graue Subſtanz innen, die weiße außen. Außer dem Gehirne und Rückenmarke bilden die Ganglien im Thierkörper noch größere Nervenmaſſen. Dieſem Gangliennervenſyſteme ſchreibt man insbeſondere einen Einfluß auf die Verrichtungen der Organe des vege- tativen Lebens zu, dem Gehirne und Rückenmarke einen Einfluß auf die Empfindung und Bewegung. Das Horngewebe bildet als eng an einander gedrängte Zellen, Epithelien. Fig. 11, oder Oberhäutchen, die oberſte Schichte der Schleimhäute, welche alle von außen zugänglichen, inneren Körperoberflächen auskleiden und die äußere Schichte der allgemeinen Hautdecke des thieriſchen Körpers, die Epidermis, bilden. In Form von Faſern, Röhrchen, Plättchen ſetzt dieſes Gewebe die Haare, Hufe und Klauen zu- ſammen. Die ſeröſen Häute, welche die Höhlen des Schädels, der Bruſt und des Bauches und die innere Fläche der Blut- und Lymphgefäße auskleiden, beſitzen gleich- falls ein dünnes, ungeſchichtetes Plattenepithel, Endothel genannt. Die Epithelien haben die Beſtimmung, die unter denſelben liegenden, gefäß- und nervenreichen Organe vor äußeren Einflüſſen zu ſchützen. Sie ſind einer be- ſtändigen Veränderung unterworfen, indem [Abbildung Fig. 11. Pflaſterepithel der Panſenſchleim- haut eines 12jährigen Ochſen, 250/1. — a a Kerne der Zellen.] ſtets ein Theil abgeſtoßen und durch neugebildete Zellen erſetzt wird. Die verſchiedenen Gewebe vereinigen ſich, wie ſchon vorhin bemerkt, zu den Organen des thieriſchen Körpers, zu dem Syſteme der äußeren Haut, dem Knochen- ſyſteme, dem Muskelſyſteme, dem Syſteme der Verdauungswerkzeuge, der Athmungs- werkzeuge, dem Gefäß- und Nervenſyſteme und dem Syſteme der Harn- und Geſchlechts- werkzeuge. —

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/27>, abgerufen am 22.11.2024.