Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815.
an; wir dürfen nicht mehr als einen Mann heirathen. Bar. Wenn aber der Alte dich mir ab- träte, hättest du nichts dagegen? Baronin. Der Herr ist mir viel zu vornehm. Bar. Du wirst jeden Stand zieren. Gesetzt ich wäre vornehm - reich bin ich auch - allein durch solche Dinge mag ich dich nicht blenden - auch nicht einmal in Anschlag bringen, daß meine Jugend, meine Gestalt, verglichen mit deinem alten Grau- schimmel, doch wohl den Vorzug verdienen. Nur von meiner herzlichen Liebe laß mich reden, von der ich doch fürwahr keinen ge- ringen Beweis dir gab, indem ich unter Tausenden auf den ersten Blick dich wählte. Baronin. Ach, lieber Herr, wenn das mein Alter hörte - Bar. Er soll es hören. Gib mir nur die Erlaubniß mit ihm zu sprechen; erkläre
an; wir duͤrfen nicht mehr als einen Mann heirathen. Bar. Wenn aber der Alte dich mir ab- traͤte, haͤttest du nichts dagegen? Baronin. Der Herr ist mir viel zu vornehm. Bar. Du wirst jeden Stand zieren. Gesetzt ich waͤre vornehm – reich bin ich auch – allein durch solche Dinge mag ich dich nicht blenden – auch nicht einmal in Anschlag bringen, daß meine Jugend, meine Gestalt, verglichen mit deinem alten Grau- schimmel, doch wohl den Vorzug verdienen. Nur von meiner herzlichen Liebe laß mich reden, von der ich doch fuͤrwahr keinen ge- ringen Beweis dir gab, indem ich unter Tausenden auf den ersten Blick dich waͤhlte. Baronin. Ach, lieber Herr, wenn das mein Alter hoͤrte – Bar. Er soll es hoͤren. Gib mir nur die Erlaubniß mit ihm zu sprechen; erklaͤre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#BAR"> <p><pb facs="#f0095" n="89"/> an; wir duͤrfen nicht mehr als einen Mann<lb/> heirathen.</p> </sp> <sp who="#BA"> <speaker>Bar.</speaker> <p> Wenn aber der Alte dich mir ab-<lb/> traͤte, haͤttest du nichts dagegen?</p> </sp> <sp who="#BAR"> <speaker>Baronin.</speaker> <p> Der Herr ist mir viel zu<lb/> vornehm.</p> </sp> <sp who="#BA"> <speaker>Bar.</speaker> <p> Du wirst jeden Stand zieren.<lb/> Gesetzt ich waͤre vornehm – reich bin ich<lb/> auch – allein durch solche Dinge mag ich<lb/> dich nicht blenden – auch nicht einmal in<lb/> Anschlag bringen, daß meine Jugend, meine<lb/> Gestalt, verglichen mit deinem alten Grau-<lb/> schimmel, doch wohl den Vorzug verdienen.<lb/> Nur von meiner herzlichen Liebe laß mich<lb/> reden, von der ich doch fuͤrwahr keinen ge-<lb/> ringen Beweis dir gab, indem ich unter<lb/> Tausenden auf den ersten Blick dich waͤhlte.</p> </sp> <sp who="#BAR"> <speaker>Baronin.</speaker> <p> Ach, lieber Herr, wenn das<lb/> mein Alter hoͤrte –</p> </sp> <sp who="#BA"> <speaker>Bar.</speaker> <p> Er soll es hoͤren. Gib mir nur<lb/> die Erlaubniß mit ihm zu sprechen; erklaͤre </p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0095]
an; wir duͤrfen nicht mehr als einen Mann
heirathen.
Bar. Wenn aber der Alte dich mir ab-
traͤte, haͤttest du nichts dagegen?
Baronin. Der Herr ist mir viel zu
vornehm.
Bar. Du wirst jeden Stand zieren.
Gesetzt ich waͤre vornehm – reich bin ich
auch – allein durch solche Dinge mag ich
dich nicht blenden – auch nicht einmal in
Anschlag bringen, daß meine Jugend, meine
Gestalt, verglichen mit deinem alten Grau-
schimmel, doch wohl den Vorzug verdienen.
Nur von meiner herzlichen Liebe laß mich
reden, von der ich doch fuͤrwahr keinen ge-
ringen Beweis dir gab, indem ich unter
Tausenden auf den ersten Blick dich waͤhlte.
Baronin. Ach, lieber Herr, wenn das
mein Alter hoͤrte –
Bar. Er soll es hoͤren. Gib mir nur
die Erlaubniß mit ihm zu sprechen; erklaͤre
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