Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815.
Vergebung, daß ich mich unterstanden habe - ich diente einmal ein Vierteljahr in der Stadt bei einer französischen Putzmacherin, da habe ich einige Worte aufgeschnappt. Bar. Du hintergehst mich; du hast eine gute Erziehung genossen. Wie das mit dei- nem Stande zusammen hängt, begreife ich nicht. Doch gleichviel! Diese Entdeckung vernichtet meine letzte Bedenklichkeit. Du bist schön, gut, geistreich und gebildet, was will ich mehr? Baronin. Was können sie von mir wollen? Bar. Dein Herz, deine Liebe. Baronin. Ich bin eine ehrliche Frau. Bar. Das sollst du auch bleiben. Gret- chen, ich habe mich losgemacht, um ohne Zeugen mit dir zu sprechen, um dir mein ganzes Herz aufzuschließen. Baronin. Da werd' ich wohl meinen
Mann aufwecken müssen.
Vergebung, daß ich mich unterstanden habe – ich diente einmal ein Vierteljahr in der Stadt bei einer franzoͤsischen Putzmacherin, da habe ich einige Worte aufgeschnappt. Bar. Du hintergehst mich; du hast eine gute Erziehung genossen. Wie das mit dei- nem Stande zusammen haͤngt, begreife ich nicht. Doch gleichviel! Diese Entdeckung vernichtet meine letzte Bedenklichkeit. Du bist schoͤn, gut, geistreich und gebildet, was will ich mehr? Baronin. Was koͤnnen sie von mir wollen? Bar. Dein Herz, deine Liebe. Baronin. Ich bin eine ehrliche Frau. Bar. Das sollst du auch bleiben. Gret- chen, ich habe mich losgemacht, um ohne Zeugen mit dir zu sprechen, um dir mein ganzes Herz aufzuschließen. Baronin. Da werd' ich wohl meinen
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Vergebung, daß ich mich unterstanden habe
– ich diente einmal ein Vierteljahr in der
Stadt bei einer franzoͤsischen Putzmacherin,
da habe ich einige Worte aufgeschnappt.
Bar. Du hintergehst mich; du hast eine
gute Erziehung genossen. Wie das mit dei-
nem Stande zusammen haͤngt, begreife ich
nicht. Doch gleichviel! Diese Entdeckung
vernichtet meine letzte Bedenklichkeit. Du
bist schoͤn, gut, geistreich und gebildet, was
will ich mehr?
Baronin. Was koͤnnen sie von mir
wollen?
Bar. Dein Herz, deine Liebe.
Baronin. Ich bin eine ehrliche Frau.
Bar. Das sollst du auch bleiben. Gret-
chen, ich habe mich losgemacht, um ohne
Zeugen mit dir zu sprechen, um dir mein
ganzes Herz aufzuschließen.
Baronin. Da werd' ich wohl meinen
Mann aufwecken muͤssen.
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Zitationshilfe: | Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/92>, abgerufen am 21.07.2024. |