Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
manches Titelgen aus der lezten Posaune er-
schallen werde. Kurz, mein schöner Herr,
ohne Titel bekommen Sie mich nicht. Meine
Großmutter wird es nimmermehr zugeben,
daß der Prediger beym feyerlichen Aufgebot
nichts weiter zu sagen haben solle, als: der
Bräutigam ist Herr Karl Olmers.
Olm. Wie aber, wenn ich mir schon ein
ganz feines Titelgen verschafft hätte?
Sab. Haben Sie? nun dann sind wir
ja über alle Berge. Warum sagten Sie das
nicht gleich?
Olm. Ich wußte ja nicht --
Sab. Ey das hätten Sie wissen sollen
und müssen. Glauben Sie denn, die Titel-
pest grassire nur hier zu Lande? C'est par
tout comme chez nous
. -- Stille! ich hö-
re ein Geräusch. Es ist Sperlings Dachfen-
sterlein. Er wird uns doch nicht belauscht
haben?



Dritte
manches Titelgen aus der lezten Poſaune er-
ſchallen werde. Kurz, mein ſchoͤner Herr,
ohne Titel bekommen Sie mich nicht. Meine
Großmutter wird es nimmermehr zugeben,
daß der Prediger beym feyerlichen Aufgebot
nichts weiter zu ſagen haben ſolle, als: der
Braͤutigam iſt Herr Karl Olmers.
Olm. Wie aber, wenn ich mir ſchon ein
ganz feines Titelgen verſchafft haͤtte?
Sab. Haben Sie? nun dann ſind wir
ja uͤber alle Berge. Warum ſagten Sie das
nicht gleich?
Olm. Ich wußte ja nicht —
Sab. Ey das haͤtten Sie wiſſen ſollen
und muͤſſen. Glauben Sie denn, die Titel-
peſt graſſire nur hier zu Lande? C’est par
tout comme chez nous
. — Stille! ich hoͤ-
re ein Geraͤuſch. Es iſt Sperlings Dachfen-
ſterlein. Er wird uns doch nicht belauſcht
haben?



Dritte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#SAB">
            <p><pb facs="#f0147" n="141"/>
manches Titelgen aus der lezten Po&#x017F;aune er-<lb/>
&#x017F;challen werde. Kurz, mein &#x017F;cho&#x0364;ner Herr,<lb/>
ohne Titel bekommen Sie mich nicht. Meine<lb/>
Großmutter wird es nimmermehr zugeben,<lb/>
daß der Prediger beym feyerlichen Aufgebot<lb/>
nichts weiter zu &#x017F;agen haben &#x017F;olle, als: der<lb/>
Bra&#x0364;utigam i&#x017F;t Herr Karl Olmers.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Wie aber, wenn ich mir &#x017F;chon ein<lb/>
ganz feines Titelgen ver&#x017F;chafft ha&#x0364;tte?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SAB">
            <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker>
            <p>Haben Sie? nun dann &#x017F;ind wir<lb/>
ja u&#x0364;ber alle Berge. Warum &#x017F;agten Sie das<lb/>
nicht gleich?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#OLM">
            <speaker><hi rendition="#g">Olm</hi>.</speaker>
            <p>Ich wußte ja nicht &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#SAB">
            <speaker><hi rendition="#g">Sab</hi>.</speaker>
            <p>Ey das ha&#x0364;tten Sie wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen<lb/>
und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Glauben Sie denn, die Titel-<lb/>
pe&#x017F;t gra&#x017F;&#x017F;ire nur hier zu Lande? <hi rendition="#aq">C&#x2019;est par<lb/>
tout comme chez nous</hi>. &#x2014; Stille! ich ho&#x0364;-<lb/>
re ein Gera&#x0364;u&#x017F;ch. Es i&#x017F;t Sperlings Dachfen-<lb/>
&#x017F;terlein. Er wird uns doch nicht belau&#x017F;cht<lb/>
haben?</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Dritte</hi> </hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0147] manches Titelgen aus der lezten Poſaune er- ſchallen werde. Kurz, mein ſchoͤner Herr, ohne Titel bekommen Sie mich nicht. Meine Großmutter wird es nimmermehr zugeben, daß der Prediger beym feyerlichen Aufgebot nichts weiter zu ſagen haben ſolle, als: der Braͤutigam iſt Herr Karl Olmers. Olm. Wie aber, wenn ich mir ſchon ein ganz feines Titelgen verſchafft haͤtte? Sab. Haben Sie? nun dann ſind wir ja uͤber alle Berge. Warum ſagten Sie das nicht gleich? Olm. Ich wußte ja nicht — Sab. Ey das haͤtten Sie wiſſen ſollen und muͤſſen. Glauben Sie denn, die Titel- peſt graſſire nur hier zu Lande? C’est par tout comme chez nous. — Stille! ich hoͤ- re ein Geraͤuſch. Es iſt Sperlings Dachfen- ſterlein. Er wird uns doch nicht belauſcht haben? Dritte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/147
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_kleinstaedter_1803/147>, abgerufen am 22.11.2024.