Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.tesson, Roquelaure, Angouleme, Tallenrand, Puysegur, Ehe aber alle diese Unterhandlungen recht in Gang tesson, Roquelaure, Angouleme, Tallenrand, Puysegur, Ehe aber alle diese Unterhandlungen recht in Gang <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0099" n="99"/> tesson, Roquelaure, Angouleme, Tallenrand, Puysegur,<lb/> Boufflers, Laharpe, u. s. w. Einige glauben ihm, An-<lb/> dere nicht; Einige geben ihm den Namen Blondel und<lb/><hi rendition="#g">neuer Joab.</hi> Man bedient sich der Ziffersprache; man<lb/> macht sogar das Projekt, den Dauphin mit einer weit-<lb/> laͤuftigen jungen Verwandtinn des koͤniglichen Hauses zu<lb/> vermaͤhlen. Hervagault weigert sich anfangs beizustim-<lb/> men, denn er hat, (wie wir hernach hoͤren werden,)<lb/> der liebenswuͤrdigen Schwester der Koͤniginn von Portugall<lb/> Treue geschworen, er giebt aber endlich aus <hi rendition="#g">Staats-<lb/> gruͤnden</hi> nach, und es wird beschlossen, fuͤr ihn zu<lb/> werben.</p><lb/> <p>Ehe aber alle diese Unterhandlungen recht in Gang<lb/> kamen, wurde der Prozeß vor dem Kriminalgerichte zu<lb/> Rheims noch einmal oͤffentlich untersucht, und zwar in<lb/> Gegenwart eines zahlreichen Volks, welches sich offenbar<lb/> auf die Seite des Beklagten neigte, laut gegen den Fis-<lb/> kal des Gouvernements murrte, hingegen Hervagault's<lb/> Vertheidiger mit Enthusiasmus beklatschte. Die Richter<lb/> ließen sich aber nicht irre machen, sondern bestaͤttigten<lb/> das erste Urtheil. Waͤhrend sie in einem andern Zimmer<lb/> noch deliberirten, sah man die bangste Erwartung auf<lb/> allen Gesichtern. Hervagault hoͤrte sein Urtheil mit ei-<lb/> nem spoͤttischen Laͤcheln kaltbluͤtig an, und seine Anhaͤn-<lb/> ger, statt von den Gruͤnden der Richter uͤberzeugt zu<lb/> werden, blieben nur noch halsstarriger auf ihrer Meinung.<lb/> Man fuhr fort im Gefaͤngniß ihn koͤniglich zu bedienen.<lb/> Er hatte unter andern einen silbernen Becher mit den<lb/> Buchstaben L. C. (Louis Charles) und der alten fran-<lb/> zoͤsischen Krone geschmuͤckt; er sagte dem Kerkermeister,<lb/> das sey sein <hi rendition="#g">Chiffre.</hi> Keiner seiner Anhaͤnger wurde<lb/> abtrinnig, im Gegentheil ihr Eifer verdoppelte sich, und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [99/0099]
tesson, Roquelaure, Angouleme, Tallenrand, Puysegur,
Boufflers, Laharpe, u. s. w. Einige glauben ihm, An-
dere nicht; Einige geben ihm den Namen Blondel und
neuer Joab. Man bedient sich der Ziffersprache; man
macht sogar das Projekt, den Dauphin mit einer weit-
laͤuftigen jungen Verwandtinn des koͤniglichen Hauses zu
vermaͤhlen. Hervagault weigert sich anfangs beizustim-
men, denn er hat, (wie wir hernach hoͤren werden,)
der liebenswuͤrdigen Schwester der Koͤniginn von Portugall
Treue geschworen, er giebt aber endlich aus Staats-
gruͤnden nach, und es wird beschlossen, fuͤr ihn zu
werben.
Ehe aber alle diese Unterhandlungen recht in Gang
kamen, wurde der Prozeß vor dem Kriminalgerichte zu
Rheims noch einmal oͤffentlich untersucht, und zwar in
Gegenwart eines zahlreichen Volks, welches sich offenbar
auf die Seite des Beklagten neigte, laut gegen den Fis-
kal des Gouvernements murrte, hingegen Hervagault's
Vertheidiger mit Enthusiasmus beklatschte. Die Richter
ließen sich aber nicht irre machen, sondern bestaͤttigten
das erste Urtheil. Waͤhrend sie in einem andern Zimmer
noch deliberirten, sah man die bangste Erwartung auf
allen Gesichtern. Hervagault hoͤrte sein Urtheil mit ei-
nem spoͤttischen Laͤcheln kaltbluͤtig an, und seine Anhaͤn-
ger, statt von den Gruͤnden der Richter uͤberzeugt zu
werden, blieben nur noch halsstarriger auf ihrer Meinung.
Man fuhr fort im Gefaͤngniß ihn koͤniglich zu bedienen.
Er hatte unter andern einen silbernen Becher mit den
Buchstaben L. C. (Louis Charles) und der alten fran-
zoͤsischen Krone geschmuͤckt; er sagte dem Kerkermeister,
das sey sein Chiffre. Keiner seiner Anhaͤnger wurde
abtrinnig, im Gegentheil ihr Eifer verdoppelte sich, und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |