einmal, weil ich überhaupt wenig Sinn für Allegorien habe, und zweitens, weil ihm dieser Ehrenplatz viel zu früh eingeräumt worden. Die Plätze im Dom der Jn- validen sollte, wie im Pantheon, nur die Nachwelt ver- theilen. -- Die Schlachten Ludwig XJV. hängen freilich wohl an ihrer Stelle, aber es ist Wenig daran zu sehen, denn die gemalten Schlachten sehen sich alle ein- ander ähnlich. Das Gemälde hingegen, welches die heldenmüthige Aufopferung des jungen Offiziers zu Nancy vergegenwärtigt, (der sich bekanntlich vor die Kanone stellte, um ihr Abfeuern auf die Bürger zu ver- hindern, und ein Opfer seines Patriotismus wurde,) dieses Gemälde ist schön, und daß es hier hängt, ist noch schöner. -- Trete ich endlich unter die große Kup- pel, diesen runden, himmelanstrebenden, im erhaben- sten Styl erbauten Tempel, so erblicke ich seinen einzi- gen, in jeder Rücksicht einzigen Schmuck, Türenne's Grabmaal. Die aus der Höhle zu St. Denis geretteten Gebeine ruhen hier wirklich. Das Denkmaal ist dasselbe, welches ihm seine Kinder einst zu St. Denis errichten ließen. -- Etwas ist mir doch in der Kuppel dieses Tem- pels aufgefallen. Man sieht da nämlich die zwölf Apo- stel gemalt, und unter denselben Basreliefs von Vol- taire, Rousseau, u. a. m. Wie kommen Vol- taire und Rousseau zu den Jnvaliden und Aposteln?
Der Garten der Pflanzen. (Jardin des plantes.)
Er ist groß und schön, da ich aber kein Botaniker bin, so wird man in dieser Hinsicht weder Beschrei- bung noch Beurtheilung von mir erwarten. Die Treib-
einmal, weil ich uͤberhaupt wenig Sinn fuͤr Allegorien habe, und zweitens, weil ihm dieser Ehrenplatz viel zu fruͤh eingeraͤumt worden. Die Plaͤtze im Dom der Jn- validen sollte, wie im Pantheon, nur die Nachwelt ver- theilen. — Die Schlachten Ludwig XJV. haͤngen freilich wohl an ihrer Stelle, aber es ist Wenig daran zu sehen, denn die gemalten Schlachten sehen sich alle ein- ander aͤhnlich. Das Gemaͤlde hingegen, welches die heldenmuͤthige Aufopferung des jungen Offiziers zu Nancy vergegenwaͤrtigt, (der sich bekanntlich vor die Kanone stellte, um ihr Abfeuern auf die Buͤrger zu ver- hindern, und ein Opfer seines Patriotismus wurde,) dieses Gemaͤlde ist schoͤn, und daß es hier haͤngt, ist noch schoͤner. — Trete ich endlich unter die große Kup- pel, diesen runden, himmelanstrebenden, im erhaben- sten Styl erbauten Tempel, so erblicke ich seinen einzi- gen, in jeder Ruͤcksicht einzigen Schmuck, Tuͤrenne's Grabmaal. Die aus der Hoͤhle zu St. Denis geretteten Gebeine ruhen hier wirklich. Das Denkmaal ist dasselbe, welches ihm seine Kinder einst zu St. Denis errichten ließen. — Etwas ist mir doch in der Kuppel dieses Tem- pels aufgefallen. Man sieht da naͤmlich die zwoͤlf Apo- stel gemalt, und unter denselben Basreliefs von Vol- taire, Rousseau, u. a. m. Wie kommen Vol- taire und Rousseau zu den Jnvaliden und Aposteln?
Der Garten der Pflanzen. (Jardin des plantes.)
Er ist groß und schoͤn, da ich aber kein Botaniker bin, so wird man in dieser Hinsicht weder Beschrei- bung noch Beurtheilung von mir erwarten. Die Treib-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0083"n="83"/>
einmal, weil ich uͤberhaupt wenig Sinn fuͤr Allegorien<lb/>
habe, und zweitens, weil ihm dieser Ehrenplatz viel zu<lb/><hirendition="#g">fruͤh</hi> eingeraͤumt worden. Die Plaͤtze im Dom der Jn-<lb/>
validen sollte, wie im Pantheon, nur die Nachwelt ver-<lb/>
theilen. — Die <hirendition="#g">Schlachten Ludwig</hi> XJV. haͤngen<lb/>
freilich wohl an ihrer Stelle, aber es ist Wenig daran zu<lb/>
sehen, denn die gemalten Schlachten sehen sich alle ein-<lb/>
ander aͤhnlich. Das Gemaͤlde hingegen, welches die<lb/>
heldenmuͤthige Aufopferung des jungen Offiziers zu<lb/><hirendition="#g">Nancy</hi> vergegenwaͤrtigt, (der sich bekanntlich vor die<lb/>
Kanone stellte, um ihr Abfeuern auf die Buͤrger zu ver-<lb/>
hindern, und ein Opfer seines Patriotismus wurde,)<lb/>
dieses Gemaͤlde ist schoͤn, und daß es <hirendition="#g">hier</hi> haͤngt, ist<lb/>
noch schoͤner. — Trete ich endlich unter die große <hirendition="#g">Kup-<lb/>
pel,</hi> diesen runden, himmelanstrebenden, im erhaben-<lb/>
sten Styl erbauten Tempel, so erblicke ich seinen einzi-<lb/>
gen, in jeder Ruͤcksicht einzigen Schmuck, <hirendition="#g">Tuͤrenne</hi>'s<lb/>
Grabmaal. Die aus der Hoͤhle zu St. Denis geretteten<lb/>
Gebeine ruhen hier wirklich. Das Denkmaal ist dasselbe,<lb/>
welches ihm seine Kinder einst zu St. Denis errichten<lb/>
ließen. — Etwas ist mir doch in der Kuppel dieses Tem-<lb/>
pels aufgefallen. Man sieht da naͤmlich die zwoͤlf <hirendition="#g">Apo-<lb/>
stel</hi> gemalt, und <hirendition="#g">unter</hi> denselben Basreliefs von <hirendition="#g">Vol-<lb/>
taire, Rousseau,</hi> u. a. m. Wie kommen <hirendition="#g">Vol-<lb/>
taire</hi> und <hirendition="#g">Rousseau</hi> zu den Jnvaliden und Aposteln?</p></div><lb/><divn="2"><head>Der Garten der Pflanzen.<lb/>
(Jardin des plantes.)</head><lb/><p>Er ist groß und schoͤn, da ich aber kein Botaniker<lb/>
bin, so wird man in <hirendition="#g">dieser</hi> Hinsicht weder Beschrei-<lb/>
bung noch Beurtheilung von mir erwarten. Die Treib-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[83/0083]
einmal, weil ich uͤberhaupt wenig Sinn fuͤr Allegorien
habe, und zweitens, weil ihm dieser Ehrenplatz viel zu
fruͤh eingeraͤumt worden. Die Plaͤtze im Dom der Jn-
validen sollte, wie im Pantheon, nur die Nachwelt ver-
theilen. — Die Schlachten Ludwig XJV. haͤngen
freilich wohl an ihrer Stelle, aber es ist Wenig daran zu
sehen, denn die gemalten Schlachten sehen sich alle ein-
ander aͤhnlich. Das Gemaͤlde hingegen, welches die
heldenmuͤthige Aufopferung des jungen Offiziers zu
Nancy vergegenwaͤrtigt, (der sich bekanntlich vor die
Kanone stellte, um ihr Abfeuern auf die Buͤrger zu ver-
hindern, und ein Opfer seines Patriotismus wurde,)
dieses Gemaͤlde ist schoͤn, und daß es hier haͤngt, ist
noch schoͤner. — Trete ich endlich unter die große Kup-
pel, diesen runden, himmelanstrebenden, im erhaben-
sten Styl erbauten Tempel, so erblicke ich seinen einzi-
gen, in jeder Ruͤcksicht einzigen Schmuck, Tuͤrenne's
Grabmaal. Die aus der Hoͤhle zu St. Denis geretteten
Gebeine ruhen hier wirklich. Das Denkmaal ist dasselbe,
welches ihm seine Kinder einst zu St. Denis errichten
ließen. — Etwas ist mir doch in der Kuppel dieses Tem-
pels aufgefallen. Man sieht da naͤmlich die zwoͤlf Apo-
stel gemalt, und unter denselben Basreliefs von Vol-
taire, Rousseau, u. a. m. Wie kommen Vol-
taire und Rousseau zu den Jnvaliden und Aposteln?
Der Garten der Pflanzen.
(Jardin des plantes.)
Er ist groß und schoͤn, da ich aber kein Botaniker
bin, so wird man in dieser Hinsicht weder Beschrei-
bung noch Beurtheilung von mir erwarten. Die Treib-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/83>, abgerufen am 31.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.