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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.

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det, eine Stimme ruft: "Johanna ist meyneidig, sie zit-
tere vor des Himmels Rache."

Ein Trompetenstoß kündigt einen Herold der Eng-
länder an; Talbot und Chandos fodern Dünois und Jo-
hanna zum Zweikampfe. Diese nehmen ihn an, und
schicken ihre Handschuhe. Die Jungfrau will sich waff-
nen, als sie aber nach dem Wunderschwerte greift, ver-
wandelt sich der Lorbeerbaum in eine Bildsäule der Ra-
che,
welche das Schwert in ihrer Faust hält. Johan-
na ist zwar erschrocken, aber sie geht mit dem Geliebten,
um zu siegen oder zu sterben.

Man erblickt den Kampfplatz zwischen Schranken
und von den Zelten der Engländer umgeben. Kampf-
richter, Herolde, Soldaten, nehmen Platz, Chandos und
Talbot erscheinen, Dünois und Johanna lassen sich nicht
lange erwarten. Man schwört, ohne Hinterlist zu käm-
pfen. Die Heldinn und ihr Geliebter siegen, aber --
die Treulosigkeit der Engländer mußte ja doch
auch in das Stück verwebt werden -- ein Schuß streckt
Dünois zu Boden, und Johanna wird umringt, gefan-
gen, fortgeschleppt. -- Nun schmachtet sie im Gefäng-
nisse. Chandos erbiethet sich, sie zu retten, wenn sie
ihn lieben wolle; sie weiset ihn mit Verachtung zurück.
Er läßt eine schwarze Fahne bringen, auf welcher sie das
Urtheil liest, daß sie als Zauberinn zum Tode verdammt
sey. Sie bleibt standhaft. Man führt sie zum Schei-
terhaufen. -- Die letzte Dekoration stellt den Markt-
platz zu Rouen dar, der Scheiterhaufen ist bereit, das
Volk versammelt; Johanna besteigt muthig den Holzstoß,
man zündet ihn an, aber kaum hat er sich entflammt,
als eine Taube aus den Flammen aufsteigt. Das Feuer
verlischt, der Scheiterhaufen verschwindet, nur eine Glo-

det, eine Stimme ruft: „Johanna ist meyneidig, sie zit-
tere vor des Himmels Rache.“

Ein Trompetenstoß kuͤndigt einen Herold der Eng-
laͤnder an; Talbot und Chandos fodern Duͤnois und Jo-
hanna zum Zweikampfe. Diese nehmen ihn an, und
schicken ihre Handschuhe. Die Jungfrau will sich waff-
nen, als sie aber nach dem Wunderschwerte greift, ver-
wandelt sich der Lorbeerbaum in eine Bildsaͤule der Ra-
che,
welche das Schwert in ihrer Faust haͤlt. Johan-
na ist zwar erschrocken, aber sie geht mit dem Geliebten,
um zu siegen oder zu sterben.

Man erblickt den Kampfplatz zwischen Schranken
und von den Zelten der Englaͤnder umgeben. Kampf-
richter, Herolde, Soldaten, nehmen Platz, Chandos und
Talbot erscheinen, Duͤnois und Johanna lassen sich nicht
lange erwarten. Man schwoͤrt, ohne Hinterlist zu kaͤm-
pfen. Die Heldinn und ihr Geliebter siegen, aber —
die Treulosigkeit der Englaͤnder mußte ja doch
auch in das Stuͤck verwebt werden — ein Schuß streckt
Duͤnois zu Boden, und Johanna wird umringt, gefan-
gen, fortgeschleppt. — Nun schmachtet sie im Gefaͤng-
nisse. Chandos erbiethet sich, sie zu retten, wenn sie
ihn lieben wolle; sie weiset ihn mit Verachtung zuruͤck.
Er laͤßt eine schwarze Fahne bringen, auf welcher sie das
Urtheil liest, daß sie als Zauberinn zum Tode verdammt
sey. Sie bleibt standhaft. Man fuͤhrt sie zum Schei-
terhaufen. — Die letzte Dekoration stellt den Markt-
platz zu Rouen dar, der Scheiterhaufen ist bereit, das
Volk versammelt; Johanna besteigt muthig den Holzstoß,
man zuͤndet ihn an, aber kaum hat er sich entflammt,
als eine Taube aus den Flammen aufsteigt. Das Feuer
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[147/0147] det, eine Stimme ruft: „Johanna ist meyneidig, sie zit- tere vor des Himmels Rache.“ Ein Trompetenstoß kuͤndigt einen Herold der Eng- laͤnder an; Talbot und Chandos fodern Duͤnois und Jo- hanna zum Zweikampfe. Diese nehmen ihn an, und schicken ihre Handschuhe. Die Jungfrau will sich waff- nen, als sie aber nach dem Wunderschwerte greift, ver- wandelt sich der Lorbeerbaum in eine Bildsaͤule der Ra- che, welche das Schwert in ihrer Faust haͤlt. Johan- na ist zwar erschrocken, aber sie geht mit dem Geliebten, um zu siegen oder zu sterben. Man erblickt den Kampfplatz zwischen Schranken und von den Zelten der Englaͤnder umgeben. Kampf- richter, Herolde, Soldaten, nehmen Platz, Chandos und Talbot erscheinen, Duͤnois und Johanna lassen sich nicht lange erwarten. Man schwoͤrt, ohne Hinterlist zu kaͤm- pfen. Die Heldinn und ihr Geliebter siegen, aber — die Treulosigkeit der Englaͤnder mußte ja doch auch in das Stuͤck verwebt werden — ein Schuß streckt Duͤnois zu Boden, und Johanna wird umringt, gefan- gen, fortgeschleppt. — Nun schmachtet sie im Gefaͤng- nisse. Chandos erbiethet sich, sie zu retten, wenn sie ihn lieben wolle; sie weiset ihn mit Verachtung zuruͤck. Er laͤßt eine schwarze Fahne bringen, auf welcher sie das Urtheil liest, daß sie als Zauberinn zum Tode verdammt sey. Sie bleibt standhaft. Man fuͤhrt sie zum Schei- terhaufen. — Die letzte Dekoration stellt den Markt- platz zu Rouen dar, der Scheiterhaufen ist bereit, das Volk versammelt; Johanna besteigt muthig den Holzstoß, man zuͤndet ihn an, aber kaum hat er sich entflammt, als eine Taube aus den Flammen aufsteigt. Das Feuer verlischt, der Scheiterhaufen verschwindet, nur eine Glo-

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/147>, abgerufen am 06.05.2024.