Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.wahres -- aber ein interessantes Buch. Doch da ich auf Die Vorstellung beim zweiten und drit- wahres — aber ein interessantes Buch. Doch da ich auf Die Vorstellung beim zweiten und drit- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0095" n="91"/> wahres — aber ein interessantes Buch. Doch da ich auf<lb/> politische Raisonnements oder Traͤume mich nicht einlassen<lb/> mag; da es, vor gaͤnzlich hergestellter Ruhe, zu fruͤh ist,<lb/> Bonaparte als <hi rendition="#g">Regenten</hi> zu beurtheilen, und da die<lb/> Schilderungen von ihm als <hi rendition="#g">Privatmann,</hi> sich gar zu<lb/> oft widersprechen; so ist es Pflicht, den unsichern Pinsel<lb/> fuͤr den kuͤnftigen Maler, dem die Zeit taͤglich vorarbeitet,<lb/> niederzulegen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Die Vorstellung beim zweiten und drit-<lb/> ten Konsul</hi> ist mit wenig Umstaͤnden verknuͤpft, wenn<lb/> nemlich die bei dem ersten vorhergegangen ist. Der Mi-<lb/> nister, zu dem man gehoͤrt, waͤhlt einen Tag, an wel-<lb/> chem die beiden Konsuln zu essen geben, das ist Dienstags<lb/> und Sonnabends. Nach aufgehobener Mittagstafel, et-<lb/> wa Abends gegen neun Uhr, faͤhrt man hin. Auch sie<lb/> haben in ihren Hoͤfen und Corridors Wachen von Konsu-<lb/> lar-Garde, die nicht etwa blos aus einzelnen ihnen zuge-<lb/> sandten Schildwachen bestehen, sondern unter Commando<lb/> eines Officiers ordentlich bei ihnen aufziehen. Jhre Woh-<lb/> nungen sind ziemlich geraͤumig, aber prunklos; schoͤne Go-<lb/> belins ist das Einzige wodurch sie sich auszeichnen. Jn<lb/> der Thuͤr des Gesellschafts-Saals steht — (wie uͤberhaupt<lb/> in Paris in allen großen Haͤusern) ein Offiziant oder Kam-<lb/> merdiener, der eigentlich <hi rendition="#g">Anmelder</hi> heißen sollte; denn<lb/> ihm sagt jeder Kommende seinen Namen, und er ruft die-<lb/> sen Namen laut in das Zimmer hinein, in dem Augenbli-<lb/> cke da der Fremde eintritt. Diese Gewohnheit ist auf ei-<lb/> ner Seite sehr vortheilhaft fuͤr die versammelte Gesellschaft,<lb/> die dadurch sogleich unterrichtet wird, wen sie vor sich hat;<lb/> man kann aber nicht laͤugnen, daß sie den Eintretenden<lb/> nothwendig etwas verlegen machen muß, zumal wenn er<lb/> etwa einen nicht ganz unbekannten Namen traͤgt, und<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0095]
wahres — aber ein interessantes Buch. Doch da ich auf
politische Raisonnements oder Traͤume mich nicht einlassen
mag; da es, vor gaͤnzlich hergestellter Ruhe, zu fruͤh ist,
Bonaparte als Regenten zu beurtheilen, und da die
Schilderungen von ihm als Privatmann, sich gar zu
oft widersprechen; so ist es Pflicht, den unsichern Pinsel
fuͤr den kuͤnftigen Maler, dem die Zeit taͤglich vorarbeitet,
niederzulegen.
Die Vorstellung beim zweiten und drit-
ten Konsul ist mit wenig Umstaͤnden verknuͤpft, wenn
nemlich die bei dem ersten vorhergegangen ist. Der Mi-
nister, zu dem man gehoͤrt, waͤhlt einen Tag, an wel-
chem die beiden Konsuln zu essen geben, das ist Dienstags
und Sonnabends. Nach aufgehobener Mittagstafel, et-
wa Abends gegen neun Uhr, faͤhrt man hin. Auch sie
haben in ihren Hoͤfen und Corridors Wachen von Konsu-
lar-Garde, die nicht etwa blos aus einzelnen ihnen zuge-
sandten Schildwachen bestehen, sondern unter Commando
eines Officiers ordentlich bei ihnen aufziehen. Jhre Woh-
nungen sind ziemlich geraͤumig, aber prunklos; schoͤne Go-
belins ist das Einzige wodurch sie sich auszeichnen. Jn
der Thuͤr des Gesellschafts-Saals steht — (wie uͤberhaupt
in Paris in allen großen Haͤusern) ein Offiziant oder Kam-
merdiener, der eigentlich Anmelder heißen sollte; denn
ihm sagt jeder Kommende seinen Namen, und er ruft die-
sen Namen laut in das Zimmer hinein, in dem Augenbli-
cke da der Fremde eintritt. Diese Gewohnheit ist auf ei-
ner Seite sehr vortheilhaft fuͤr die versammelte Gesellschaft,
die dadurch sogleich unterrichtet wird, wen sie vor sich hat;
man kann aber nicht laͤugnen, daß sie den Eintretenden
nothwendig etwas verlegen machen muß, zumal wenn er
etwa einen nicht ganz unbekannten Namen traͤgt, und
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