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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.

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sich herausklauben können. -- Bequemer aufgestellt, aber
auch theurer, (obgleich immer noch spott wohlfeil) sind
die alten Bücher auf dem Geländer des pont neuf und
mehreren Quays: nach den meist schönen Bänden zu schlie-
ßen, Ueberreste zerstörter Bibliotheken. Hier findet man
oft die kostbarsten Werke, vollständig und trefflich kondi-
tionirt, um äußerst mäßige Preise.

Jch werde gewahr, daß die schöne Gold-und Silber-
bude Jhr Auge an sich zieht. Sie haben Recht, herrli-
chere Arbeit finden Sie weder in Augsburg, noch in Wien.
Nur in der vortrefflichen Fabrik des dänischen Etatsraths
Buch in St. Petersburg habe ich Kunstwerke gesehen, die
sich mit diesen messen dürfen. Es ist schwer hier weiter
zu gehen, ohne etwas zu kaufen; es ist leicht hier in Ver-
führung zu gerathen, die Reichen zu beneiden. Aber be-
merken Sie doch auch etwas Charakteristisches unserer jetzi-
gen Zeit: dieses ganze Fenster steht voll goldener oder ver-
goldeter Monstranzen, ein Beweis, daß diese Waare
jetzt stark abgehen muß. Wer hat also am Ende bei dem
temporellen Umsturz der Religion gewonnen? Niemand
als die Goldarbeiter. --

Jch bitte einen Schritt weiter zu thun, denn in der
That, der Mann, der da die große mannigfaltige Menge
von ausgestopften Thieren ausgestellt hat, verdient auch
als Künstler Bewunderung; er hat wirklich den Gipfel
seiner Kunst erreicht. Alles lebt, alles scheint sich zu
bewegen. Sie strecken die Hand aus, um diesem Fuchs
das Huhn abzujagen, das er im Munde trägt; es thut
Jhnen weh zu sehen, wie der Habicht seine Klauen in den
wehrlosen Krammersvogel geschlagen; sie verweilen freund-
lich vor einer Kanarienhecke, in welcher die Mutter ihre
Jungen füttert; Sie lächeln über den schönen Pudel, der

sich herausklauben koͤnnen. — Bequemer aufgestellt, aber
auch theurer, (obgleich immer noch spott wohlfeil) sind
die alten Buͤcher auf dem Gelaͤnder des pont neuf und
mehreren Quays: nach den meist schoͤnen Baͤnden zu schlie-
ßen, Ueberreste zerstoͤrter Bibliotheken. Hier findet man
oft die kostbarsten Werke, vollstaͤndig und trefflich kondi-
tionirt, um aͤußerst maͤßige Preise.

Jch werde gewahr, daß die schoͤne Gold-und Silber-
bude Jhr Auge an sich zieht. Sie haben Recht, herrli-
chere Arbeit finden Sie weder in Augsburg, noch in Wien.
Nur in der vortrefflichen Fabrik des daͤnischen Etatsraths
Buch in St. Petersburg habe ich Kunstwerke gesehen, die
sich mit diesen messen duͤrfen. Es ist schwer hier weiter
zu gehen, ohne etwas zu kaufen; es ist leicht hier in Ver-
fuͤhrung zu gerathen, die Reichen zu beneiden. Aber be-
merken Sie doch auch etwas Charakteristisches unserer jetzi-
gen Zeit: dieses ganze Fenster steht voll goldener oder ver-
goldeter Monstranzen, ein Beweis, daß diese Waare
jetzt stark abgehen muß. Wer hat also am Ende bei dem
temporellen Umsturz der Religion gewonnen? Niemand
als die Goldarbeiter. —

Jch bitte einen Schritt weiter zu thun, denn in der
That, der Mann, der da die große mannigfaltige Menge
von ausgestopften Thieren ausgestellt hat, verdient auch
als Kuͤnstler Bewunderung; er hat wirklich den Gipfel
seiner Kunst erreicht. Alles lebt, alles scheint sich zu
bewegen. Sie strecken die Hand aus, um diesem Fuchs
das Huhn abzujagen, das er im Munde traͤgt; es thut
Jhnen weh zu sehen, wie der Habicht seine Klauen in den
wehrlosen Krammersvogel geschlagen; sie verweilen freund-
lich vor einer Kanarienhecke, in welcher die Mutter ihre
Jungen fuͤttert; Sie laͤcheln uͤber den schoͤnen Pudel, der

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[64/0068] sich herausklauben koͤnnen. — Bequemer aufgestellt, aber auch theurer, (obgleich immer noch spott wohlfeil) sind die alten Buͤcher auf dem Gelaͤnder des pont neuf und mehreren Quays: nach den meist schoͤnen Baͤnden zu schlie- ßen, Ueberreste zerstoͤrter Bibliotheken. Hier findet man oft die kostbarsten Werke, vollstaͤndig und trefflich kondi- tionirt, um aͤußerst maͤßige Preise. Jch werde gewahr, daß die schoͤne Gold-und Silber- bude Jhr Auge an sich zieht. Sie haben Recht, herrli- chere Arbeit finden Sie weder in Augsburg, noch in Wien. Nur in der vortrefflichen Fabrik des daͤnischen Etatsraths Buch in St. Petersburg habe ich Kunstwerke gesehen, die sich mit diesen messen duͤrfen. Es ist schwer hier weiter zu gehen, ohne etwas zu kaufen; es ist leicht hier in Ver- fuͤhrung zu gerathen, die Reichen zu beneiden. Aber be- merken Sie doch auch etwas Charakteristisches unserer jetzi- gen Zeit: dieses ganze Fenster steht voll goldener oder ver- goldeter Monstranzen, ein Beweis, daß diese Waare jetzt stark abgehen muß. Wer hat also am Ende bei dem temporellen Umsturz der Religion gewonnen? Niemand als die Goldarbeiter. — Jch bitte einen Schritt weiter zu thun, denn in der That, der Mann, der da die große mannigfaltige Menge von ausgestopften Thieren ausgestellt hat, verdient auch als Kuͤnstler Bewunderung; er hat wirklich den Gipfel seiner Kunst erreicht. Alles lebt, alles scheint sich zu bewegen. Sie strecken die Hand aus, um diesem Fuchs das Huhn abzujagen, das er im Munde traͤgt; es thut Jhnen weh zu sehen, wie der Habicht seine Klauen in den wehrlosen Krammersvogel geschlagen; sie verweilen freund- lich vor einer Kanarienhecke, in welcher die Mutter ihre Jungen fuͤttert; Sie laͤcheln uͤber den schoͤnen Pudel, der

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/68>, abgerufen am 24.11.2024.