de Brie, oder de Neufchatel, oder auch Chester-Kä- se nicht verschmähen. Die ganze Mahlzeit aber kann er reichlich mit zwei und zwanzig Arten rothen, und siebenzehen Arten weißen Weines anfeuch- ten, wobei es ihm gänzlich frei steht, eine Bouteille gu- ten Tischwein für 6 Groschen, oder eine Bouteille Clos Vougeot für 2 Thaler zu trinken. Am Ende warten noch sieben Gattungen der Liqueurweine auf ihn, die aber nur in kleinen Gläsern verschenkt werden, und nach dem Kaffe kann er, wenn es ihm beliebt, noch aus sechszehn Liqueurs denjenigen wählen, der ihm der Ehre des gänzlichen Beschließens am würdigsten scheint.
So herrlich und überschwenglich sind freilich nur die ersten Restaurateurs eingerichtet; man glaube aber doch ja nicht, daß man selbst bei diesen außerordentlich theuer zehre. Jch habe oft bei Very gespeist, auch bei Naudet, ich habe mir nichts abgehen lassen, da man aber doch gewöhnlich nur von vier oder fünf Schüsseln ißt, so kann man, guten Wein mitgerechnet, selten mehr als zwei Thaler ausgeben. Speist man etwa mit einem Freunde in Gesellschaft, so hat man den Vor- theil, doppelt so viele unbekannte Schüsseln versuchen zu können, indem beide sich immer nur eine Portion geben lassen. Der Wein wird zwar in ganzen Bouteil- len aufgesetzt; trinkt man aber nur die Hälfte, so be- zahlt man auch nicht mehr.
Wer wohlfeil leben will oder muß, findet auch da- für gesorgt. Es giebt viele Restaurateurs, bei denen man für 40, ja für 36 Sous (etwa 11 bis 12 Groschen) folgendes erhält: Suppe, Rindfleisch, noch zwei andere Fleischspeisen, eine Zwischenschüssel, Brod so viel beliebt,
de Brie, oder de Neufchatel, oder auch Chester-Kaͤ- se nicht verschmaͤhen. Die ganze Mahlzeit aber kann er reichlich mit zwei und zwanzig Arten rothen, und siebenzehen Arten weißen Weines anfeuch- ten, wobei es ihm gaͤnzlich frei steht, eine Bouteille gu- ten Tischwein fuͤr 6 Groschen, oder eine Bouteille Clos Vougeot fuͤr 2 Thaler zu trinken. Am Ende warten noch sieben Gattungen der Liqueurweine auf ihn, die aber nur in kleinen Glaͤsern verschenkt werden, und nach dem Kaffé kann er, wenn es ihm beliebt, noch aus sechszehn Liqueurs denjenigen waͤhlen, der ihm der Ehre des gaͤnzlichen Beschließens am wuͤrdigsten scheint.
So herrlich und uͤberschwenglich sind freilich nur die ersten Restaurateurs eingerichtet; man glaube aber doch ja nicht, daß man selbst bei diesen außerordentlich theuer zehre. Jch habe oft bei Very gespeist, auch bei Naudet, ich habe mir nichts abgehen lassen, da man aber doch gewoͤhnlich nur von vier oder fuͤnf Schuͤsseln ißt, so kann man, guten Wein mitgerechnet, selten mehr als zwei Thaler ausgeben. Speist man etwa mit einem Freunde in Gesellschaft, so hat man den Vor- theil, doppelt so viele unbekannte Schuͤsseln versuchen zu koͤnnen, indem beide sich immer nur eine Portion geben lassen. Der Wein wird zwar in ganzen Bouteil- len aufgesetzt; trinkt man aber nur die Haͤlfte, so be- zahlt man auch nicht mehr.
Wer wohlfeil leben will oder muß, findet auch da- fuͤr gesorgt. Es giebt viele Restaurateurs, bei denen man fuͤr 40, ja fuͤr 36 Sous (etwa 11 bis 12 Groschen) folgendes erhaͤlt: Suppe, Rindfleisch, noch zwei andere Fleischspeisen, eine Zwischenschuͤssel, Brod so viel beliebt,
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de Brie, oder de Neufchatel, oder auch Chester-Kaͤ-
se nicht verschmaͤhen. Die ganze Mahlzeit aber kann
er reichlich mit zwei und zwanzig Arten rothen,
und siebenzehen Arten weißen Weines anfeuch-
ten, wobei es ihm gaͤnzlich frei steht, eine Bouteille gu-
ten Tischwein fuͤr 6 Groschen, oder eine Bouteille Clos
Vougeot fuͤr 2 Thaler zu trinken. Am Ende warten
noch sieben Gattungen der Liqueurweine auf
ihn, die aber nur in kleinen Glaͤsern verschenkt werden,
und nach dem Kaffé kann er, wenn es ihm beliebt,
noch aus sechszehn Liqueurs denjenigen waͤhlen,
der ihm der Ehre des gaͤnzlichen Beschließens
am wuͤrdigsten scheint.
So herrlich und uͤberschwenglich sind freilich nur die
ersten Restaurateurs eingerichtet; man glaube aber doch
ja nicht, daß man selbst bei diesen außerordentlich
theuer zehre. Jch habe oft bei Very gespeist, auch bei
Naudet, ich habe mir nichts abgehen lassen, da man
aber doch gewoͤhnlich nur von vier oder fuͤnf Schuͤsseln
ißt, so kann man, guten Wein mitgerechnet, selten
mehr als zwei Thaler ausgeben. Speist man etwa mit
einem Freunde in Gesellschaft, so hat man den Vor-
theil, doppelt so viele unbekannte Schuͤsseln versuchen
zu koͤnnen, indem beide sich immer nur eine Portion
geben lassen. Der Wein wird zwar in ganzen Bouteil-
len aufgesetzt; trinkt man aber nur die Haͤlfte, so be-
zahlt man auch nicht mehr.
Wer wohlfeil leben will oder muß, findet auch da-
fuͤr gesorgt. Es giebt viele Restaurateurs, bei denen
man fuͤr 40, ja fuͤr 36 Sous (etwa 11 bis 12 Groschen)
folgendes erhaͤlt: Suppe, Rindfleisch, noch zwei andere
Fleischspeisen, eine Zwischenschuͤssel, Brod so viel beliebt,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/179>, abgerufen am 08.07.2024.
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