ni seine halsbrechenden Reiterkünste zeigt, wo am Abend die Geister erscheinen, und wo mit einem Wort früh und spät Tausenderlei zu begaffen ist. Da steht für einige Augenblicke eine wandelnde Bude mit alten Tapeten be- hängt, in welcher mein lieber Pulcinello sich mit dem Teu- fel balgt. Zwei Taschenspieler locken zu beiden Seiten, der hier durch den gewöhnlichen Becher, der andere durch noch gewöhnlichere Karten-Kunststückchen. -- Weit größern Zulauf hat ein Mensch, dessen ganzer Apparat in einem Kohlbecken voll glühender Kohlen, und etwa ei- nem Dutzend an Drath befestigten kleinen Stücken Asbest bestehen. Er fängt damit an, daß er mit großer Suade die Expedition nach Egypten erzählt, (die zugleich sein Nach- bar in einem Guckkasten den Schaulustigen präsentirt), welche Heldenthaten mit seiner Hülfe dort gegen Mamelu- cken und Krokodille ausgeführt worden, und wie er einst einem Erschlagenen das Hemd ausgezogen, und wie er ge- funden, daß dasselbe nicht aus gewöhnlicher Leinwand, sondern aus gesponnenem Stein bestehe, dessen sich die Egyptier aus Bequemlichkeit bedienen, weil sie auf die- se Weise ihre Hemden nicht zu waschen und zu trocknen brauchen, sondern sie nur Abends in den Kamin werfen und des Morgens weiß wie Schnee wieder hervorziehen. Um nun von der Wahrheit seiner Erzählung die Zuschauer sinnlich zu überzeugen, ergreift er eine von den Nadeln, an welche er ein Pröbchen Asbest hat, wendet es im Gassenkoth so lange hin und her, bis man nichts Weißes mehr daran sieht, wirft es dann in das Kohlenbecken, fährt fort, während es durchglüht, den Zuschauern vorzuschwa- droniren, und zieht es nach wenigen Minuten, zum gros- sen Erstaunen aller Umstehenden, ganz gereinigt aus dem Feuer. -- Einer meiner Nachbarn, der ein lustiger Kautz
ni seine halsbrechenden Reiterkuͤnste zeigt, wo am Abend die Geister erscheinen, und wo mit einem Wort fruͤh und spaͤt Tausenderlei zu begaffen ist. Da steht fuͤr einige Augenblicke eine wandelnde Bude mit alten Tapeten be- haͤngt, in welcher mein lieber Pulcinello sich mit dem Teu- fel balgt. Zwei Taschenspieler locken zu beiden Seiten, der hier durch den gewoͤhnlichen Becher, der andere durch noch gewoͤhnlichere Karten-Kunststuͤckchen. — Weit groͤßern Zulauf hat ein Mensch, dessen ganzer Apparat in einem Kohlbecken voll gluͤhender Kohlen, und etwa ei- nem Dutzend an Drath befestigten kleinen Stuͤcken Asbest bestehen. Er faͤngt damit an, daß er mit großer Suade die Expedition nach Egypten erzaͤhlt, (die zugleich sein Nach- bar in einem Guckkasten den Schaulustigen praͤsentirt), welche Heldenthaten mit seiner Huͤlfe dort gegen Mamelu- cken und Krokodille ausgefuͤhrt worden, und wie er einst einem Erschlagenen das Hemd ausgezogen, und wie er ge- funden, daß dasselbe nicht aus gewoͤhnlicher Leinwand, sondern aus gesponnenem Stein bestehe, dessen sich die Egyptier aus Bequemlichkeit bedienen, weil sie auf die- se Weise ihre Hemden nicht zu waschen und zu trocknen brauchen, sondern sie nur Abends in den Kamin werfen und des Morgens weiß wie Schnee wieder hervorziehen. Um nun von der Wahrheit seiner Erzaͤhlung die Zuschauer sinnlich zu uͤberzeugen, ergreift er eine von den Nadeln, an welche er ein Proͤbchen Asbest hat, wendet es im Gassenkoth so lange hin und her, bis man nichts Weißes mehr daran sieht, wirft es dann in das Kohlenbecken, faͤhrt fort, waͤhrend es durchgluͤht, den Zuschauern vorzuschwa- droniren, und zieht es nach wenigen Minuten, zum gros- sen Erstaunen aller Umstehenden, ganz gereinigt aus dem Feuer. — Einer meiner Nachbarn, der ein lustiger Kautz
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ni seine halsbrechenden Reiterkuͤnste zeigt, wo am Abend
die Geister erscheinen, und wo mit einem Wort fruͤh und
spaͤt Tausenderlei zu begaffen ist. Da steht fuͤr einige
Augenblicke eine wandelnde Bude mit alten Tapeten be-
haͤngt, in welcher mein lieber Pulcinello sich mit dem Teu-
fel balgt. Zwei Taschenspieler locken zu beiden Seiten,
der hier durch den gewoͤhnlichen Becher, der andere durch
noch gewoͤhnlichere Karten-Kunststuͤckchen. — Weit
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nem Dutzend an Drath befestigten kleinen Stuͤcken Asbest
bestehen. Er faͤngt damit an, daß er mit großer Suade die
Expedition nach Egypten erzaͤhlt, (die zugleich sein Nach-
bar in einem Guckkasten den Schaulustigen praͤsentirt),
welche Heldenthaten mit seiner Huͤlfe dort gegen Mamelu-
cken und Krokodille ausgefuͤhrt worden, und wie er einst
einem Erschlagenen das Hemd ausgezogen, und wie er ge-
funden, daß dasselbe nicht aus gewoͤhnlicher Leinwand,
sondern aus gesponnenem Stein bestehe, dessen sich
die Egyptier aus Bequemlichkeit bedienen, weil sie auf die-
se Weise ihre Hemden nicht zu waschen und zu trocknen
brauchen, sondern sie nur Abends in den Kamin werfen
und des Morgens weiß wie Schnee wieder hervorziehen.
Um nun von der Wahrheit seiner Erzaͤhlung die Zuschauer
sinnlich zu uͤberzeugen, ergreift er eine von den Nadeln, an
welche er ein Proͤbchen Asbest hat, wendet es im
Gassenkoth so lange hin und her, bis man nichts Weißes
mehr daran sieht, wirft es dann in das Kohlenbecken, faͤhrt
fort, waͤhrend es durchgluͤht, den Zuschauern vorzuschwa-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/106>, abgerufen am 08.07.2024.
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