Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.zu seyn schien, verglich einmal diese ganze Procedur mit Vierter Brief. Noch widerlicher, als das Mädchen mit dem langen zu seyn schien, verglich einmal diese ganze Procedur mit Vierter Brief. Noch widerlicher, als das Maͤdchen mit dem langen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0107" n="103"/> zu seyn schien, verglich einmal diese ganze Procedur mit<lb/> der franzoͤsischen Revolution. Eben so, sagte er, wie die-<lb/> ses Stuͤckchen Asbest, ist Frankreich im Kothe herumge-<lb/> waͤlzt worden, eben so ist es aus der Gluth des Feuers<lb/> rein, neu und herrlich hervorgegangen. Was seinen ersten<lb/> Satz betrifft, so hat er leider nur allzu sehr recht, und<lb/> ich wuͤnsche von Herzen, daß auch sein zweiter Satz un-<lb/> bestreitbar seyn moͤge.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Vierter Brief.</head><lb/> <p>Noch widerlicher, als das Maͤdchen mit dem langen<lb/> schwarzen Barte, ist die <hi rendition="#g">starke Frau,</hi> die hier in die-<lb/> ser Bretterhuͤtte sich sehen und bewundern laͤßt. Bei je-<lb/> ner behaͤlt das Mitleid die Oberhand, denn was kann am<lb/> Ende das arme Maͤdchen dafuͤr, daß es einen so verzwei-<lb/> felten Bart traͤgt und tragen <hi rendition="#g">muß;</hi> bei dieser hingegen<lb/> mischen sich Eckel und Unwillen in die Empfindung des<lb/> Mitleids. Jene gehorcht blos der Natur, diese fordert<lb/> die Natur gleichsam heraus; fuͤnf Maͤnner laͤßt sie auf ih-<lb/> ren hohlliegenden Leib treten; Eisen laͤßt sie darauf schmie-<lb/> den, und was dergleichen tours de force mehr sind, von<lb/> denen Sie, liebe Freundin, mit Recht ihre Blicke abwen-<lb/> den. — Jch kann Jhnen aber nicht helfen, Sie muͤssen<lb/> doch noch in eine aͤhnliche Huͤtte mit mir kriechen, um den<lb/><hi rendition="#g">unverbrennbaren Spanier</hi> zu sehen, der in der<lb/> That eben so viel Bewunderung als Schauder erregt. Be-<lb/> merken Sie jenen Topf mit Oel, der auf der Kohlenglut<lb/> steht; das Oel wellt auf, es prickelt, es siedet, und nun<lb/> nimmt der junge Mensch den Topf vom Feuer, thut ei-<lb/> nen kraͤftigen Zug daraus, ohne eine Miene zu verziehen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0107]
zu seyn schien, verglich einmal diese ganze Procedur mit
der franzoͤsischen Revolution. Eben so, sagte er, wie die-
ses Stuͤckchen Asbest, ist Frankreich im Kothe herumge-
waͤlzt worden, eben so ist es aus der Gluth des Feuers
rein, neu und herrlich hervorgegangen. Was seinen ersten
Satz betrifft, so hat er leider nur allzu sehr recht, und
ich wuͤnsche von Herzen, daß auch sein zweiter Satz un-
bestreitbar seyn moͤge.
Vierter Brief.
Noch widerlicher, als das Maͤdchen mit dem langen
schwarzen Barte, ist die starke Frau, die hier in die-
ser Bretterhuͤtte sich sehen und bewundern laͤßt. Bei je-
ner behaͤlt das Mitleid die Oberhand, denn was kann am
Ende das arme Maͤdchen dafuͤr, daß es einen so verzwei-
felten Bart traͤgt und tragen muß; bei dieser hingegen
mischen sich Eckel und Unwillen in die Empfindung des
Mitleids. Jene gehorcht blos der Natur, diese fordert
die Natur gleichsam heraus; fuͤnf Maͤnner laͤßt sie auf ih-
ren hohlliegenden Leib treten; Eisen laͤßt sie darauf schmie-
den, und was dergleichen tours de force mehr sind, von
denen Sie, liebe Freundin, mit Recht ihre Blicke abwen-
den. — Jch kann Jhnen aber nicht helfen, Sie muͤssen
doch noch in eine aͤhnliche Huͤtte mit mir kriechen, um den
unverbrennbaren Spanier zu sehen, der in der
That eben so viel Bewunderung als Schauder erregt. Be-
merken Sie jenen Topf mit Oel, der auf der Kohlenglut
steht; das Oel wellt auf, es prickelt, es siedet, und nun
nimmt der junge Mensch den Topf vom Feuer, thut ei-
nen kraͤftigen Zug daraus, ohne eine Miene zu verziehen,
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