zwei zerrissene oder zersprengte Bruchbänder, auf dem einen die Jnschrift: forces navales, auf dem andern levee en masse. -- Sie sehen, daß sich alles jetzt um die politischen Begebenheiten dreht. Nur einige wenige dieser Zerrbilder griffen auch die Sitten der Engländer an, dahin gehört z. B. jene englische Familie in Paris, (so lautet die Un- terschrift) wo ein gewaltig dicker, mit Rostbeef ausgestopf- ter Engländer, zwei steife Miss's am Arme führt, die sehr ungeschickte Knickse machen u. s. w.
Aus allem dem erhellt denn so viel, daß man an dem Gelingen der Landung in England gar keinen Zweifel hegt, und wenn Sie es dem Bilderhändler nicht glauben wollen, so glauben Sie es jenem Kerl, der, von hundert andäch- tigen Zuhörern umgeben, so eben eine Ballade absingt, welche haarklein beschreibt, wie es bei der künftigen Landung zugegangen ist. -- Wollen Sie seine hochtra- benden Prophezeihungen mit anhören, so trete ich indessen an diesen vergitterten Hof eines Bildhauers, der von Bü- sten und Statüen, in Marmor und Stein, gut und schlecht durcheinander, so angefüllt ist, daß kaum ein enger Fuß- pfad zu der Hausthür des Künstlers sich hindurchwindet. Oder ich schäme mich auch nicht, vor dieser Bude mit Kin- der-Spielzeug stehen zu bleiben, wo abermals Fanchon das Leiermädchen, eine Hauptrolle spielt, und wo ich ei- nen mir räthselhaften Umstand bemerke, daß nemlich die Franzosen, die doch so gern spielen, in Fabricirung und Erfindung von Kinderspielwerken weit hinter den Nürnber- gern stehen, die vielleicht wiederum von den Berlinern übertroffen werden.
Sind Sie nun des Plärrens der Ballade überdrüßig, so schlendern wir einmal im Vorbeigehen durch den Garten der Kapuziner, wo es Tieger und Affen giebt, wo Franco-
zwei zerrissene oder zersprengte Bruchbaͤnder, auf dem einen die Jnschrift: forces navales, auf dem andern lévée en masse. — Sie sehen, daß sich alles jetzt um die politischen Begebenheiten dreht. Nur einige wenige dieser Zerrbilder griffen auch die Sitten der Englaͤnder an, dahin gehoͤrt z. B. jene englische Familie in Paris, (so lautet die Un- terschrift) wo ein gewaltig dicker, mit Rostbeef ausgestopf- ter Englaͤnder, zwei steife Miss's am Arme fuͤhrt, die sehr ungeschickte Knickse machen u. s. w.
Aus allem dem erhellt denn so viel, daß man an dem Gelingen der Landung in England gar keinen Zweifel hegt, und wenn Sie es dem Bilderhaͤndler nicht glauben wollen, so glauben Sie es jenem Kerl, der, von hundert andaͤch- tigen Zuhoͤrern umgeben, so eben eine Ballade absingt, welche haarklein beschreibt, wie es bei der kuͤnftigen Landung zugegangen ist. — Wollen Sie seine hochtra- benden Prophezeihungen mit anhoͤren, so trete ich indessen an diesen vergitterten Hof eines Bildhauers, der von Buͤ- sten und Statuͤen, in Marmor und Stein, gut und schlecht durcheinander, so angefuͤllt ist, daß kaum ein enger Fuß- pfad zu der Hausthuͤr des Kuͤnstlers sich hindurchwindet. Oder ich schaͤme mich auch nicht, vor dieser Bude mit Kin- der-Spielzeug stehen zu bleiben, wo abermals Fanchon das Leiermaͤdchen, eine Hauptrolle spielt, und wo ich ei- nen mir raͤthselhaften Umstand bemerke, daß nemlich die Franzosen, die doch so gern spielen, in Fabricirung und Erfindung von Kinderspielwerken weit hinter den Nuͤrnber- gern stehen, die vielleicht wiederum von den Berlinern uͤbertroffen werden.
Sind Sie nun des Plaͤrrens der Ballade uͤberdruͤßig, so schlendern wir einmal im Vorbeigehen durch den Garten der Kapuziner, wo es Tieger und Affen giebt, wo Franco-
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zwei zerrissene oder zersprengte Bruchbaͤnder, auf dem einen
die Jnschrift: forces navales, auf dem andern lévée en
masse. — Sie sehen, daß sich alles jetzt um die politischen
Begebenheiten dreht. Nur einige wenige dieser Zerrbilder
griffen auch die Sitten der Englaͤnder an, dahin gehoͤrt
z. B. jene englische Familie in Paris, (so lautet die Un-
terschrift) wo ein gewaltig dicker, mit Rostbeef ausgestopf-
ter Englaͤnder, zwei steife Miss's am Arme fuͤhrt, die sehr
ungeschickte Knickse machen u. s. w.
Aus allem dem erhellt denn so viel, daß man an dem
Gelingen der Landung in England gar keinen Zweifel hegt,
und wenn Sie es dem Bilderhaͤndler nicht glauben wollen,
so glauben Sie es jenem Kerl, der, von hundert andaͤch-
tigen Zuhoͤrern umgeben, so eben eine Ballade absingt,
welche haarklein beschreibt, wie es bei der kuͤnftigen
Landung zugegangen ist. — Wollen Sie seine hochtra-
benden Prophezeihungen mit anhoͤren, so trete ich indessen
an diesen vergitterten Hof eines Bildhauers, der von Buͤ-
sten und Statuͤen, in Marmor und Stein, gut und schlecht
durcheinander, so angefuͤllt ist, daß kaum ein enger Fuß-
pfad zu der Hausthuͤr des Kuͤnstlers sich hindurchwindet.
Oder ich schaͤme mich auch nicht, vor dieser Bude mit Kin-
der-Spielzeug stehen zu bleiben, wo abermals Fanchon
das Leiermaͤdchen, eine Hauptrolle spielt, und wo ich ei-
nen mir raͤthselhaften Umstand bemerke, daß nemlich die
Franzosen, die doch so gern spielen, in Fabricirung und
Erfindung von Kinderspielwerken weit hinter den Nuͤrnber-
gern stehen, die vielleicht wiederum von den Berlinern
uͤbertroffen werden.
Sind Sie nun des Plaͤrrens der Ballade uͤberdruͤßig,
so schlendern wir einmal im Vorbeigehen durch den Garten
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]
Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von August von Kotzebue erschienen 1804 in einer einbändigen Ausgabe im Frölich-Verlag, Berlin. Im gleichen Jahr wurde diese Ausgabe als zweibändige Ausgabe in einem Band im Titel als "unveränderte Auflage" bezeichnet, herausgegeben. Das Deutsche Textarchiv hat den Text der 3. unveränderten Auflage im Rahmen einer Kuration herausgegeben.
Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/105>, abgerufen am 08.07.2024.
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