Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Engt' er sich ein. Da kamen sein Vater, und seines
Erzeugers
Vater, und grüssten ihn "Sohn!" und "Willkom-
men!" Plötzlich erwachend
Rafft' er sich auf aus dem nichtigen Traum. Rings
um ihn im Lager
Waren die Feuer erloschen. Tief Dunkel war um
ihn. Der Halbmond
Blickte hervor aus düsterm Gewölk', um auf immer
zu scheiden.
Ängstlicher ward das Schweigen, die Stille stiller.
Dem Helden
Schauerte leis', und es wehet' ihn an, wie Geister-
geflister.

"Guthart," rief er, "mein Freund, erwach'
aus täuschendem Schlummer!
"Tief ist die Nacht, und das Lager so todt. Die
ermüdeten Krieger
"Haben sich niedergestreckt auf ihre Schilde. Nun
lass uns
"Wachen für sie, sie wachten für uns, und die
lauernden Feinde
"Hüten, dass sie nicht kommen, und Sieg und
Leben uns stehlen."
Guthart raffte sich auf. Gefasst mit der Rechten
die Schwerter,

Engt' er sich ein. Da kamen sein Vater, und seines
Erzeugers
Vater, und grüssten ihn „Sohn!“ und „Willkom-
men!“ Plötzlich erwachend
Rafft' er sich auf aus dem nichtigen Traum. Rings
um ihn im Lager
Waren die Feuer erloschen. Tief Dunkel war um
ihn. Der Halbmond
Blickte hervor aus düsterm Gewölk', um auf immer
zu scheiden.
Ängstlicher ward das Schweigen, die Stille stiller.
Dem Helden
Schauerte leis', und es wehet' ihn an, wie Geister-
geflister.

„Guthart,“ rief er, „mein Freund, erwach'
aus täuschendem Schlummer!
„Tief ist die Nacht, und das Lager so todt. Die
ermüdeten Krieger
„Haben sich niedergestreckt auf ihre Schilde. Nun
lass uns
„Wachen für sie, sie wachten für uns, und die
lauernden Feinde
„Hüten, dass sie nicht kommen, und Sieg und
Leben uns stehlen.“
Guthart raffte sich auf. Gefasst mit der Rechten
die Schwerter,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="17">
              <l>
                <pb facs="#f0032" n="16"/>
              </l>
              <l>Engt' er sich ein. Da kamen sein Vater, und seines</l><lb/>
              <l>Erzeugers</l><lb/>
              <l>Vater, und grüssten ihn &#x201E;Sohn!&#x201C; und &#x201E;Willkom-</l><lb/>
              <l>men!&#x201C; Plötzlich erwachend</l><lb/>
              <l>Rafft' er sich auf aus dem nichtigen Traum. Rings</l><lb/>
              <l>um ihn im Lager</l><lb/>
              <l>Waren die Feuer erloschen. Tief Dunkel war um</l><lb/>
              <l>ihn. Der Halbmond</l><lb/>
              <l>Blickte hervor aus düsterm Gewölk', um auf immer</l><lb/>
              <l>zu scheiden.</l><lb/>
              <l>Ängstlicher ward das Schweigen, die Stille stiller.</l><lb/>
              <l>Dem Helden</l><lb/>
              <l>Schauerte leis', und es wehet' ihn an, wie Geister-</l><lb/>
              <l>geflister.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="18">
              <l>&#x201E;Guthart,&#x201C; rief er, &#x201E;mein Freund, erwach'</l><lb/>
              <l>aus täuschendem Schlummer!</l><lb/>
              <l>&#x201E;Tief ist die Nacht, und das Lager so todt. Die</l><lb/>
              <l>ermüdeten Krieger</l><lb/>
              <l>&#x201E;Haben sich niedergestreckt auf ihre Schilde. Nun</l><lb/>
              <l>lass uns</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wachen für sie, sie wachten für uns, und die</l><lb/>
              <l>lauernden Feinde</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hüten, dass sie nicht kommen, und Sieg und</l><lb/>
              <l>Leben uns stehlen.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="19">
              <l>Guthart raffte sich auf. Gefasst mit der Rechten</l><lb/>
              <l>die Schwerter,</l><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0032] Engt' er sich ein. Da kamen sein Vater, und seines Erzeugers Vater, und grüssten ihn „Sohn!“ und „Willkom- men!“ Plötzlich erwachend Rafft' er sich auf aus dem nichtigen Traum. Rings um ihn im Lager Waren die Feuer erloschen. Tief Dunkel war um ihn. Der Halbmond Blickte hervor aus düsterm Gewölk', um auf immer zu scheiden. Ängstlicher ward das Schweigen, die Stille stiller. Dem Helden Schauerte leis', und es wehet' ihn an, wie Geister- geflister. „Guthart,“ rief er, „mein Freund, erwach' aus täuschendem Schlummer! „Tief ist die Nacht, und das Lager so todt. Die ermüdeten Krieger „Haben sich niedergestreckt auf ihre Schilde. Nun lass uns „Wachen für sie, sie wachten für uns, und die lauernden Feinde „Hüten, dass sie nicht kommen, und Sieg und Leben uns stehlen.“ Guthart raffte sich auf. Gefasst mit der Rechten die Schwerter,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/32
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/32>, abgerufen am 29.03.2024.