Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Nacht sank nieder ins Thal, den arbeitseligen Menschen Ruhesäuselnd, den Kummer beschwichtigend, mil- dernd die Sorgen. Stirn' an Stirne lagen die Heere der Rugen und Lechen, Weitgestreckt, von der Fette des Landes schwel- gend. Ein Bächlein Sonderte sie. Die Feuer des Lagers durchflammten das Dunkel Roth und grausig. An einer der halbverloderten Eichen Hatte sich Ritogar niedergestreckt, das Haupt auf dem Schilde. Ihn umflügelten Schlummer und Traum. Es daucht' ihm, er ruhe Neben dem Fräulein von Krakow auf bräutlichem Lager; und wann er, Sie zu umfassen, die Arm' ausstreckte, so waren die Arme Welk ihm und schlaff, und wann er mit freundli- chen Worten ihr kosen Wollte, so war ihm die Zunge gelähmt. Urplötz- lich beströmte Blut das Lager. Urplötzlich begann er zu sinken, und immer Tiefer sank er, und immer umnachtender, grausiger, düstrer Nacht sank nieder ins Thal, den arbeitseligen Menschen Ruhesäuselnd, den Kummer beschwichtigend, mil- dernd die Sorgen. Stirn' an Stirne lagen die Heere der Rugen und Lechen, Weitgestreckt, von der Fette des Landes schwel- gend. Ein Bächlein Sonderte sie. Die Feuer des Lagers durchflammten das Dunkel Roth und grausig. An einer der halbverloderten Eichen Hatte sich Ritogar niedergestreckt, das Haupt auf dem Schilde. Ihn umflügelten Schlummer und Traum. Es daucht' ihm, er ruhe Neben dem Fräulein von Krakow auf bräutlichem Lager; und wann er, Sie zu umfassen, die Arm' ausstreckte, so waren die Arme Welk ihm und schlaff, und wann er mit freundli- chen Worten ihr kosen Wollte, so war ihm die Zunge gelähmt. Urplötz- lich beströmte Blut das Lager. Urplötzlich begann er zu sinken, und immer Tiefer sank er, und immer umnachtender, grausiger, düstrer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0031" n="15"/> </l> <lg n="17"> <l>Nacht sank nieder ins Thal, den arbeitseligen</l><lb/> <l>Menschen</l><lb/> <l>Ruhesäuselnd, den Kummer beschwichtigend, mil-</l><lb/> <l>dernd die Sorgen.</l><lb/> <l>Stirn' an Stirne lagen die Heere der Rugen und</l><lb/> <l>Lechen,</l><lb/> <l>Weitgestreckt, von der Fette des Landes schwel-</l><lb/> <l>gend. Ein Bächlein</l><lb/> <l>Sonderte sie. Die Feuer des Lagers durchflammten</l><lb/> <l>das Dunkel</l><lb/> <l>Roth und grausig. An einer der halbverloderten</l><lb/> <l>Eichen</l><lb/> <l>Hatte sich Ritogar niedergestreckt, das Haupt auf</l><lb/> <l>dem Schilde.</l><lb/> <l>Ihn umflügelten Schlummer und Traum. Es daucht'</l><lb/> <l>ihm, er ruhe</l><lb/> <l>Neben dem Fräulein von Krakow auf bräutlichem</l><lb/> <l>Lager; und wann er,</l><lb/> <l>Sie zu umfassen, die Arm' ausstreckte, so waren die</l><lb/> <l>Arme</l><lb/> <l>Welk ihm und schlaff, und wann er mit freundli-</l><lb/> <l>chen Worten ihr kosen</l><lb/> <l>Wollte, so war ihm die Zunge gelähmt. Urplötz-</l><lb/> <l>lich beströmte</l><lb/> <l>Blut das Lager. Urplötzlich begann er zu sinken,</l><lb/> <l>und immer</l><lb/> <l>Tiefer sank er, und immer umnachtender, grausiger,</l><lb/> <l>düstrer</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0031]
Nacht sank nieder ins Thal, den arbeitseligen
Menschen
Ruhesäuselnd, den Kummer beschwichtigend, mil-
dernd die Sorgen.
Stirn' an Stirne lagen die Heere der Rugen und
Lechen,
Weitgestreckt, von der Fette des Landes schwel-
gend. Ein Bächlein
Sonderte sie. Die Feuer des Lagers durchflammten
das Dunkel
Roth und grausig. An einer der halbverloderten
Eichen
Hatte sich Ritogar niedergestreckt, das Haupt auf
dem Schilde.
Ihn umflügelten Schlummer und Traum. Es daucht'
ihm, er ruhe
Neben dem Fräulein von Krakow auf bräutlichem
Lager; und wann er,
Sie zu umfassen, die Arm' ausstreckte, so waren die
Arme
Welk ihm und schlaff, und wann er mit freundli-
chen Worten ihr kosen
Wollte, so war ihm die Zunge gelähmt. Urplötz-
lich beströmte
Blut das Lager. Urplötzlich begann er zu sinken,
und immer
Tiefer sank er, und immer umnachtender, grausiger,
düstrer
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