"Es zeuget, dass du seyst, die Harmonie der Sphären. "Der Himmel ruft's der Erd', die Erde ruft's den Meeren, "Das Meer den Inseln zu, die seine Fluth bespühlt; "Es zeugt's der Donnersturm, das Lüftchen, das uns kühlt; "Die Katarakte zeugt's, die wild der Alp' entstrudelt; "Der Vulkan, dessen Schlund geschmolzne Felsen sprudelt, "Der Eichwald und das Moos, der Lotos und der Tang, Das Sandkorn und Montblanc.
"Es zeuget, dass du seyst, der göttliche Ge- danke, "Der jeden Zwang verschmäht und spottet jeder Schranke, "Den Himmel itzt erfliegt, zur Hölle dann sich senkt, "Das All, sein eignes Ich, und dich, Erhabner, denkt. "Die ernste Stimme zeugt's, die nimmer schweigt noch heuchelt, "Die nie dem Triebe frohnt, und nie den Lüsten schmeichelt, "Die, wenn der Sinn sich sträubt, und wenn die Neigung schmollt, Gebietend spricht: Du sollt!
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„Es zeuget, dass du seyst, die Harmonie der Sphären. „Der Himmel ruft's der Erd', die Erde ruft's den Meeren, „Das Meer den Inseln zu, die seine Fluth bespühlt; „Es zeugt's der Donnersturm, das Lüftchen, das uns kühlt; „Die Katarakte zeugt's, die wild der Alp' entstrudelt; „Der Vulkan, dessen Schlund geschmolzne Felsen sprudelt, „Der Eichwald und das Moos, der Lotos und der Tang, Das Sandkorn und Montblanc.
„Es zeuget, dass du seyst, der göttliche Ge- danke, „Der jeden Zwang verschmäht und spottet jeder Schranke, „Den Himmel itzt erfliegt, zur Hölle dann sich senkt, „Das All, sein eignes Ich, und dich, Erhabner, denkt. „Die ernste Stimme zeugt's, die nimmer schweigt noch heuchelt, „Die nie dem Triebe frohnt, und nie den Lüsten schmeichelt, „Die, wenn der Sinn sich sträubt, und wenn die Neigung schmollt, Gebietend spricht: Du sollt!
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„Es zeuget, dass du seyst, die Harmonie der
Sphären.
„Der Himmel ruft's der Erd', die Erde ruft's den
Meeren,
„Das Meer den Inseln zu, die seine Fluth bespühlt;
„Es zeugt's der Donnersturm, das Lüftchen, das
uns kühlt;
„Die Katarakte zeugt's, die wild der Alp' entstrudelt;
„Der Vulkan, dessen Schlund geschmolzne Felsen
sprudelt,
„Der Eichwald und das Moos, der Lotos und der
Tang,
Das Sandkorn und Montblanc.
„Es zeuget, dass du seyst, der göttliche Ge-
danke,
„Der jeden Zwang verschmäht und spottet jeder
Schranke,
„Den Himmel itzt erfliegt, zur Hölle dann sich senkt,
„Das All, sein eignes Ich, und dich, Erhabner,
denkt.
„Die ernste Stimme zeugt's, die nimmer schweigt
noch heuchelt,
„Die nie dem Triebe frohnt, und nie den Lüsten
schmeichelt,
„Die, wenn der Sinn sich sträubt, und wenn die
Neigung schmollt,
Gebietend spricht: Du sollt!
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/309>, abgerufen am 16.02.2025.
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