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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Fest mich lehnend, Freund, an deine Rechte,
Will ich mit dir durch des Lebens Nächte,
Und des Todes Grauenthale gehn;
Nimmer von dir wanken, nimmer von dir lassen,
Dir am Busen athmen, dir im Arm erblassen,
Dir zur Seite schlummern, mit dir auferstehn!
Walder.
Halt, Geliebte, deine Lieb' und Treue,
Warm, wie Frühlingsodem, rein, wie Tempelweihe,
Übermannet meine Mannlichkeit.
Deine Lieb' ist stark, wie Mark der Jugend,
Seelelabend, wie der Wein der Tugend,
Unverletzlich, wie ein Altareid.
Welcher Friede, meine Vielgetreue,
Welcher Freuden ungebrochne Reihe
Harret mein an deiner treuen Brust.
Mögen Menschen und Verhängniss schmollen;
Mögen Stürme stürmen; mögen Donner grollen:
Dir am Busen blühn mir Trost und Lust.
Dir am Busen wär' die Welt voll Mängel
Mir Elisium, der Mensch mir Engel,
Und das Leben mir ein Jubelreihn;
Wenn mich nicht der Nachtgedanke trübte,
Meine Oda, dass auch die Geliebte,
Und die selge Liebe sterblich seyn!

Fest mich lehnend, Freund, an deine Rechte,
Will ich mit dir durch des Lebens Nächte,
Und des Todes Grauenthale gehn;
Nimmer von dir wanken, nimmer von dir lassen,
Dir am Busen athmen, dir im Arm erblassen,
Dir zur Seite schlummern, mit dir auferstehn!
Walder.
Halt, Geliebte, deine Lieb' und Treue,
Warm, wie Frühlingsodem, rein, wie Tempelweihe,
Übermannet meine Mannlichkeit.
Deine Lieb' ist stark, wie Mark der Jugend,
Seelelabend, wie der Wein der Tugend,
Unverletzlich, wie ein Altareid.
Welcher Friede, meine Vielgetreue,
Welcher Freuden ungebrochne Reihe
Harret mein an deiner treuen Brust.
Mögen Menschen und Verhängniss schmollen;
Mögen Stürme stürmen; mögen Donner grollen:
Dir am Busen blühn mir Trost und Lust.
Dir am Busen wär' die Welt voll Mängel
Mir Elisium, der Mensch mir Engel,
Und das Leben mir ein Jubelreihn;
Wenn mich nicht der Nachtgedanke trübte,
Meine Oda, dass auch die Geliebte,
Und die selge Liebe sterblich seyn!

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[245/0263] Fest mich lehnend, Freund, an deine Rechte, Will ich mit dir durch des Lebens Nächte, Und des Todes Grauenthale gehn; Nimmer von dir wanken, nimmer von dir lassen, Dir am Busen athmen, dir im Arm erblassen, Dir zur Seite schlummern, mit dir auferstehn! Walder. Halt, Geliebte, deine Lieb' und Treue, Warm, wie Frühlingsodem, rein, wie Tempelweihe, Übermannet meine Mannlichkeit. Deine Lieb' ist stark, wie Mark der Jugend, Seelelabend, wie der Wein der Tugend, Unverletzlich, wie ein Altareid. Welcher Friede, meine Vielgetreue, Welcher Freuden ungebrochne Reihe Harret mein an deiner treuen Brust. Mögen Menschen und Verhängniss schmollen; Mögen Stürme stürmen; mögen Donner grollen: Dir am Busen blühn mir Trost und Lust. Dir am Busen wär' die Welt voll Mängel Mir Elisium, der Mensch mir Engel, Und das Leben mir ein Jubelreihn; Wenn mich nicht der Nachtgedanke trübte, Meine Oda, dass auch die Geliebte, Und die selge Liebe sterblich seyn!

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/263>, abgerufen am 05.05.2024.