Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Und der tausend Stämme der Rugen. Auf hoher Wohl behagte dem rüstigen Krieger die Musse des Friedens. Freundlich umfing ihn die schmeichelnde Ruh nach Fehden und Schlachten. Täglich genoss er der Freuden der Jagd in der krei- digen Stubnitz. Täglich in Rügens hundert Forsten. In dämmern- der Frühe Macht' er sich auf zu Verfolgung des Wolfs und des Keulers. Zu Abend Kehrt' er beutebelastet zurück zur strahlenden Halle, Wo das stärkende Mahl ihn erharrt', und der schäumende Becher. Doch bald däuchte die strahlende Hall' ihm so weit und so öde, Ihm so einsam das nächtliche Lager. Holde Ge- bilde Schwebten oft um ihn im lieblichen Traum; von zärtlichen Armen Wähnt' er sich oft umschlungen, und oft von schwatzenden Kleinen,
Und der tausend Stämme der Rugen. Auf hoher Wohl behagte dem rüstigen Krieger die Musse des Friedens. Freundlich umfing ihn die schmeichelnde Ruh nach Fehden und Schlachten. Täglich genoss er der Freuden der Jagd in der krei- digen Stubnitz. Täglich in Rügens hundert Forsten. In dämmern- der Frühe Macht' er sich auf zu Verfolgung des Wolfs und des Keulers. Zu Abend Kehrt' er beutebelastet zurück zur strahlenden Halle, Wo das stärkende Mahl ihn erharrt', und der schäumende Becher. Doch bald däuchte die strahlende Hall' ihm so weit und so öde, Ihm so einsam das nächtliche Lager. Holde Ge- bilde Schwebten oft um ihn im lieblichen Traum; von zärtlichen Armen Wähnt' er sich oft umschlungen, und oft von schwatzenden Kleinen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="5"> <l> <pb facs="#f0025" n="9"/> </l> <l>Und der tausend Stämme der Rugen. Auf hoher</l><lb/> <l>Arkona</l><lb/> <l>Hielt er Hof, genoss dort schwererrungener</l><lb/> <l>Ruhe.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wohl behagte dem rüstigen Krieger die Musse</l><lb/> <l>des Friedens.</l><lb/> <l>Freundlich umfing ihn die schmeichelnde Ruh nach</l><lb/> <l>Fehden und Schlachten.</l><lb/> <l>Täglich genoss er der Freuden der Jagd in der krei-</l><lb/> <l>digen Stubnitz.</l><lb/> <l>Täglich in Rügens hundert Forsten. In dämmern-</l><lb/> <l>der Frühe</l><lb/> <l>Macht' er sich auf zu Verfolgung des Wolfs und</l><lb/> <l>des Keulers. Zu Abend</l><lb/> <l>Kehrt' er beutebelastet zurück zur strahlenden</l><lb/> <l>Halle,</l><lb/> <l>Wo das stärkende Mahl ihn erharrt', und der</l><lb/> <l>schäumende Becher.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Doch bald däuchte die strahlende Hall' ihm so</l><lb/> <l>weit und so öde,</l><lb/> <l>Ihm so einsam das nächtliche Lager. Holde Ge-</l><lb/> <l>bilde</l><lb/> <l>Schwebten oft um ihn im lieblichen Traum; von</l><lb/> <l>zärtlichen Armen</l><lb/> <l>Wähnt' er sich oft umschlungen, und oft von</l><lb/> <l>schwatzenden Kleinen,</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0025]
Und der tausend Stämme der Rugen. Auf hoher
Arkona
Hielt er Hof, genoss dort schwererrungener
Ruhe.
Wohl behagte dem rüstigen Krieger die Musse
des Friedens.
Freundlich umfing ihn die schmeichelnde Ruh nach
Fehden und Schlachten.
Täglich genoss er der Freuden der Jagd in der krei-
digen Stubnitz.
Täglich in Rügens hundert Forsten. In dämmern-
der Frühe
Macht' er sich auf zu Verfolgung des Wolfs und
des Keulers. Zu Abend
Kehrt' er beutebelastet zurück zur strahlenden
Halle,
Wo das stärkende Mahl ihn erharrt', und der
schäumende Becher.
Doch bald däuchte die strahlende Hall' ihm so
weit und so öde,
Ihm so einsam das nächtliche Lager. Holde Ge-
bilde
Schwebten oft um ihn im lieblichen Traum; von
zärtlichen Armen
Wähnt' er sich oft umschlungen, und oft von
schwatzenden Kleinen,
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