Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Schlichen die Töne ins Herz. Sie brannte, sich
selbst es verbergend,
Zu erschauen das Antlitz des Harfenschlägers. Sie
lehnte
Leise sich durch das Laubengegitter. Ihr flogen im
Mondschein
Hainings goldene Locken entgegen. Der zitternde
Mondstrahl
Glitt hellsilbern zurück von den bebenden Saiten.
Das Fräulein
Stand und harrte. Dem hochaufklopfenden Busen
entschlüpften
Ahnende Seufzer. In Sehnsucht zerschmolz ihr thrä-
nendes Auge.

Haining erhob den strömenden Blick, und drü-
ben im Garten
Sah er dämmern die Formen der zierlichen Bildung.
Das Flattern
Ihres Schleyers wähnt' er zu sehn, und den Kranz
in den Haaren.
Ach, da ward es ihm wohl und bang' im kämpfen-
den Herzen.
In der süssen Verwirrung ergriff er die Harf', erhob
sich --
O des Blöden! -- und schritt hinunter in tieferes
Dunkel.

Schlichen die Töne ins Herz. Sie brannte, sich
selbst es verbergend,
Zu erschauen das Antlitz des Harfenschlägers. Sie
lehnte
Leise sich durch das Laubengegitter. Ihr flogen im
Mondschein
Hainings goldene Locken entgegen. Der zitternde
Mondstrahl
Glitt hellsilbern zurück von den bebenden Saiten.
Das Fräulein
Stand und harrte. Dem hochaufklopfenden Busen
entschlüpften
Ahnende Seufzer. In Sehnsucht zerschmolz ihr thrä-
nendes Auge.

Haining erhob den strömenden Blick, und drü-
ben im Garten
Sah er dämmern die Formen der zierlichen Bildung.
Das Flattern
Ihres Schleyers wähnt' er zu sehn, und den Kranz
in den Haaren.
Ach, da ward es ihm wohl und bang' im kämpfen-
den Herzen.
In der süſsen Verwirrung ergriff er die Harf', erhob
sich —
O des Blöden! — und schritt hinunter in tieferes
Dunkel.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="18">
              <pb facs="#f0309" n="263"/>
              <l>Schlichen die Töne ins Herz. Sie brannte, sich</l><lb/>
              <l>selbst es verbergend,</l><lb/>
              <l>Zu erschauen das Antlitz des Harfenschlägers. Sie</l><lb/>
              <l>lehnte</l><lb/>
              <l>Leise sich durch das Laubengegitter. Ihr flogen im</l><lb/>
              <l>Mondschein</l><lb/>
              <l>Hainings goldene Locken entgegen. Der zitternde</l><lb/>
              <l>Mondstrahl</l><lb/>
              <l>Glitt hellsilbern zurück von den bebenden Saiten.</l><lb/>
              <l>Das Fräulein</l><lb/>
              <l>Stand und harrte. Dem hochaufklopfenden Busen</l><lb/>
              <l>entschlüpften</l><lb/>
              <l>Ahnende Seufzer. In Sehnsucht zerschmolz ihr thrä-</l><lb/>
              <l>nendes Auge.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="19">
              <l>Haining erhob den strömenden Blick, und drü-</l><lb/>
              <l>ben im Garten</l><lb/>
              <l>Sah er dämmern die Formen der zierlichen Bildung.</l><lb/>
              <l>Das Flattern</l><lb/>
              <l>Ihres Schleyers wähnt' er zu sehn, und den Kranz</l><lb/>
              <l>in den Haaren.</l><lb/>
              <l>Ach, da ward es ihm wohl und bang' im kämpfen-</l><lb/>
              <l>den Herzen.</l><lb/>
              <l>In der sü&#x017F;sen Verwirrung ergriff er die Harf', erhob</l><lb/>
              <l>sich &#x2014;</l><lb/>
              <l>O des Blöden! &#x2014; und schritt hinunter in tieferes</l><lb/>
              <l>Dunkel.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0309] Schlichen die Töne ins Herz. Sie brannte, sich selbst es verbergend, Zu erschauen das Antlitz des Harfenschlägers. Sie lehnte Leise sich durch das Laubengegitter. Ihr flogen im Mondschein Hainings goldene Locken entgegen. Der zitternde Mondstrahl Glitt hellsilbern zurück von den bebenden Saiten. Das Fräulein Stand und harrte. Dem hochaufklopfenden Busen entschlüpften Ahnende Seufzer. In Sehnsucht zerschmolz ihr thrä- nendes Auge. Haining erhob den strömenden Blick, und drü- ben im Garten Sah er dämmern die Formen der zierlichen Bildung. Das Flattern Ihres Schleyers wähnt' er zu sehn, und den Kranz in den Haaren. Ach, da ward es ihm wohl und bang' im kämpfen- den Herzen. In der süſsen Verwirrung ergriff er die Harf', erhob sich — O des Blöden! — und schritt hinunter in tieferes Dunkel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/309
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/309>, abgerufen am 04.10.2024.