Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.8. Auch die frische Farbe ihrer runden Wangen, Ist nach und nach verlohren und vergangen; Vormals war sie schön rosenroth, Und nun ward sie schier blaß wie der Tod. 9. Ehmals war sie immer bei gutem Aptite Dies setzte bei ihr natürlich gesundes Geblüte; Aber nun war Aptit, Durst, froher Sinn, Nächtliche Ruhe, et cetera dahin. 10. Auch hatte sie zuweilen mit Nervenkrämpfen, Und kleinen Anfällen von Ohnmachten zu käm- pfen Und die allergeringste Kleinigkeit, Erregte Vapörs und Uebelheit. 11. Sie suchte sich allen Vergnügungen und Kompagnien, So oft es der Wohlstand nur litte, zu ent- ziehen, Und ihre beste Unterhaltung blieb, Wenn sie einsam etwa was las oder schrieb. 12. Dies alles merkte, wie gesagt, Herr Jobs lange, Drum ward Er ob ihres Zustandes sehr bange, Und dachte, sie laborire an der Atrophie, Und Freund Hein kriegte in seine Klauen bald sie. 13. Um ihre Krankheit zu erklären und zu kuriren, That Er oft studirte Leute konsuliren, Und
8. Auch die friſche Farbe ihrer runden Wangen, Iſt nach und nach verlohren und vergangen; Vormals war ſie ſchoͤn roſenroth, Und nun ward ſie ſchier blaß wie der Tod. 9. Ehmals war ſie immer bei gutem Aptite Dies ſetzte bei ihr natuͤrlich geſundes Gebluͤte; Aber nun war Aptit, Durſt, froher Sinn, Naͤchtliche Ruhe, et cetera dahin. 10. Auch hatte ſie zuweilen mit Nervenkraͤmpfen, Und kleinen Anfaͤllen von Ohnmachten zu kaͤm- pfen Und die allergeringſte Kleinigkeit, Erregte Vapoͤrs und Uebelheit. 11. Sie ſuchte ſich allen Vergnuͤgungen und Kompagnien, So oft es der Wohlſtand nur litte, zu ent- ziehen, Und ihre beſte Unterhaltung blieb, Wenn ſie einſam etwa was las oder ſchrieb. 12. Dies alles merkte, wie geſagt, Herr Jobs lange, Drum ward Er ob ihres Zuſtandes ſehr bange, Und dachte, ſie laborire an der Atrophie, Und Freund Hein kriegte in ſeine Klauen bald ſie. 13. Um ihre Krankheit zu erklaͤren und zu kuriren, That Er oft ſtudirte Leute konſuliren, Und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0052" n="30"/> <lg n="8"> <l>8. Auch die friſche Farbe ihrer runden Wangen,</l><lb/> <l>Iſt nach und nach verlohren und vergangen;</l><lb/> <l>Vormals war ſie ſchoͤn roſenroth,</l><lb/> <l>Und nun ward ſie ſchier blaß wie der Tod.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>9. Ehmals war ſie immer bei gutem Aptite</l><lb/> <l>Dies ſetzte bei ihr natuͤrlich geſundes Gebluͤte;</l><lb/> <l>Aber nun war Aptit, Durſt, froher Sinn,</l><lb/> <l>Naͤchtliche Ruhe, et cetera dahin.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>10. Auch hatte ſie zuweilen mit Nervenkraͤmpfen,</l><lb/> <l>Und kleinen Anfaͤllen von Ohnmachten zu kaͤm-</l><lb/> <l>pfen</l><lb/> <l>Und die allergeringſte Kleinigkeit,</l><lb/> <l>Erregte Vapoͤrs und Uebelheit.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>11. Sie ſuchte ſich allen Vergnuͤgungen und</l><lb/> <l>Kompagnien,</l><lb/> <l>So oft es der Wohlſtand nur litte, zu ent-</l><lb/> <l>ziehen,</l><lb/> <l>Und ihre beſte Unterhaltung blieb,</l><lb/> <l>Wenn ſie einſam etwa was las oder ſchrieb.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>12. Dies alles merkte, wie geſagt, Herr Jobs</l><lb/> <l>lange,</l><lb/> <l>Drum ward Er ob ihres Zuſtandes ſehr bange,</l><lb/> <l>Und dachte, ſie laborire an der Atrophie,</l><lb/> <l>Und Freund Hein kriegte in ſeine Klauen</l><lb/> <l>bald ſie.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>13. Um ihre Krankheit zu erklaͤren und zu kuriren,</l><lb/> <l>That Er oft ſtudirte Leute konſuliren,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [30/0052]
8. Auch die friſche Farbe ihrer runden Wangen,
Iſt nach und nach verlohren und vergangen;
Vormals war ſie ſchoͤn roſenroth,
Und nun ward ſie ſchier blaß wie der Tod.
9. Ehmals war ſie immer bei gutem Aptite
Dies ſetzte bei ihr natuͤrlich geſundes Gebluͤte;
Aber nun war Aptit, Durſt, froher Sinn,
Naͤchtliche Ruhe, et cetera dahin.
10. Auch hatte ſie zuweilen mit Nervenkraͤmpfen,
Und kleinen Anfaͤllen von Ohnmachten zu kaͤm-
pfen
Und die allergeringſte Kleinigkeit,
Erregte Vapoͤrs und Uebelheit.
11. Sie ſuchte ſich allen Vergnuͤgungen und
Kompagnien,
So oft es der Wohlſtand nur litte, zu ent-
ziehen,
Und ihre beſte Unterhaltung blieb,
Wenn ſie einſam etwa was las oder ſchrieb.
12. Dies alles merkte, wie geſagt, Herr Jobs
lange,
Drum ward Er ob ihres Zuſtandes ſehr bange,
Und dachte, ſie laborire an der Atrophie,
Und Freund Hein kriegte in ſeine Klauen
bald ſie.
13. Um ihre Krankheit zu erklaͤren und zu kuriren,
That Er oft ſtudirte Leute konſuliren,
Und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |