Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.10. Das gab dann ein Gewimmer und Lamen- tiren, Daß es einen Stein hätte mögen erbarmen und rühren, Denn die Trennung ist ein sehr bitteres Kraut, Und verwundet der Liebenden Herz und Haut. 11. Es ward auch zu beiderseitigem Erquicken Verabredet, sich fleissig Brieflein zu schicken, Und 'nen ehmaligen Diener des Baron Wählte man zum Liebespostillion. 12. Dieser hatte seit sehr geraumen Jahren, Die Kutsche der Herrschaft zu Ohnwitz gefah- ren, Und nun ohnlängstens als Veteran Seine eig'ne kleine Wirthschaft gefangen an. 13. Schon zu des alten Herren Jugendzeiten Besaß er in Bestellung der Liebesangelegen- heiten, Zu aller Menschen Verwundernuß Eine besondere Fertigkeit und Habitus. 14. Er hieß Jürgen und war nun in allen Ehren Auch willig zu des jungen Herrn Liebesbegeh- ren, Und übernahm in diesem Fall der Noth Gegen gute Geschenke den Briefdepot. 15. Uebri- F 2
10. Das gab dann ein Gewimmer und Lamen- tiren, Daß es einen Stein haͤtte moͤgen erbarmen und ruͤhren, Denn die Trennung iſt ein ſehr bitteres Kraut, Und verwundet der Liebenden Herz und Haut. 11. Es ward auch zu beiderſeitigem Erquicken Verabredet, ſich fleiſſig Brieflein zu ſchicken, Und ’nen ehmaligen Diener des Baron Waͤhlte man zum Liebespoſtillion. 12. Dieſer hatte ſeit ſehr geraumen Jahren, Die Kutſche der Herrſchaft zu Ohnwitz gefah- ren, Und nun ohnlaͤngſtens als Veteran Seine eig’ne kleine Wirthſchaft gefangen an. 13. Schon zu des alten Herren Jugendzeiten Beſaß er in Beſtellung der Liebesangelegen- heiten, Zu aller Menſchen Verwundernuß Eine beſondere Fertigkeit und Habitus. 14. Er hieß Juͤrgen und war nun in allen Ehren Auch willig zu des jungen Herrn Liebesbegeh- ren, Und uͤbernahm in dieſem Fall der Noth Gegen gute Geſchenke den Briefdepot. 15. Uebri- F 2
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10. Das gab dann ein Gewimmer und Lamen-
tiren,
Daß es einen Stein haͤtte moͤgen erbarmen
und ruͤhren,
Denn die Trennung iſt ein ſehr bitteres
Kraut,
Und verwundet der Liebenden Herz und
Haut.
11. Es ward auch zu beiderſeitigem Erquicken
Verabredet, ſich fleiſſig Brieflein zu ſchicken,
Und ’nen ehmaligen Diener des Baron
Waͤhlte man zum Liebespoſtillion.
12. Dieſer hatte ſeit ſehr geraumen Jahren,
Die Kutſche der Herrſchaft zu Ohnwitz gefah-
ren,
Und nun ohnlaͤngſtens als Veteran
Seine eig’ne kleine Wirthſchaft gefangen an.
13. Schon zu des alten Herren Jugendzeiten
Beſaß er in Beſtellung der Liebesangelegen-
heiten,
Zu aller Menſchen Verwundernuß
Eine beſondere Fertigkeit und Habitus.
14. Er hieß Juͤrgen und war nun in allen Ehren
Auch willig zu des jungen Herrn Liebesbegeh-
ren,
Und uͤbernahm in dieſem Fall der Noth
Gegen gute Geſchenke den Briefdepot.
15. Uebri-
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Zitationshilfe: | Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/105>, abgerufen am 27.07.2024. |