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Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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beklommen, bevor ich nicht weiß, warum Ihr das gethan habt.

Mein Sohn hat sich die Tochter der Jüdin zum Weib genommen, sagte der Bauer kurz, als hätte er mit diesen wenigen Worten die Geschichte von zehn Jahren zeichnen wollen!

Wieder gingen die Männer eine Weile stillschweigend ihren Weg weiter.

Und Ihr habt das für eine Schande angesehen? fragte Josseph mit zitternden Lippen und seltsam bewegtem Herzen.

Euch kann ich's sagen, meinte der Bauer, wenn Ihr auch Einer von dem Volke meiner Tochter seid. Ja, ich habe mich geschämt und hab' meinen Pawel todtschlagen wollen. Wenn er mir das Haus über dem Kopf angezündet hätte, mich fortgetrieben aus Haus und Hof, und ich mich hätte stellen müssen an die offene Straße hin, damit mir die Leute etwas in den Hut werfen, das Alles hätt' mich nicht so fuchswild gemacht. Aber der Junge hat mir damals gesagt, wenn ich nicht wollte, daß er sich zwei schwere Steine um den Hals binde und sich in die Iser werfe, da, wo sie am tiefsten ist, da solle ich nur Nein sagen. Den einzigen Sohn hab' ich doch nicht verlieren wollen, und so ist gekommen, was gekommen ist.

Wie nachtwandelnd ging Josseph neben dem alten Bauer einher; plötzlich, nachdem dieser geendigt, fuhr er fort:

beklommen, bevor ich nicht weiß, warum Ihr das gethan habt.

Mein Sohn hat sich die Tochter der Jüdin zum Weib genommen, sagte der Bauer kurz, als hätte er mit diesen wenigen Worten die Geschichte von zehn Jahren zeichnen wollen!

Wieder gingen die Männer eine Weile stillschweigend ihren Weg weiter.

Und Ihr habt das für eine Schande angesehen? fragte Josseph mit zitternden Lippen und seltsam bewegtem Herzen.

Euch kann ich's sagen, meinte der Bauer, wenn Ihr auch Einer von dem Volke meiner Tochter seid. Ja, ich habe mich geschämt und hab' meinen Pawel todtschlagen wollen. Wenn er mir das Haus über dem Kopf angezündet hätte, mich fortgetrieben aus Haus und Hof, und ich mich hätte stellen müssen an die offene Straße hin, damit mir die Leute etwas in den Hut werfen, das Alles hätt' mich nicht so fuchswild gemacht. Aber der Junge hat mir damals gesagt, wenn ich nicht wollte, daß er sich zwei schwere Steine um den Hals binde und sich in die Iser werfe, da, wo sie am tiefsten ist, da solle ich nur Nein sagen. Den einzigen Sohn hab' ich doch nicht verlieren wollen, und so ist gekommen, was gekommen ist.

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[0118] beklommen, bevor ich nicht weiß, warum Ihr das gethan habt. Mein Sohn hat sich die Tochter der Jüdin zum Weib genommen, sagte der Bauer kurz, als hätte er mit diesen wenigen Worten die Geschichte von zehn Jahren zeichnen wollen! Wieder gingen die Männer eine Weile stillschweigend ihren Weg weiter. Und Ihr habt das für eine Schande angesehen? fragte Josseph mit zitternden Lippen und seltsam bewegtem Herzen. Euch kann ich's sagen, meinte der Bauer, wenn Ihr auch Einer von dem Volke meiner Tochter seid. Ja, ich habe mich geschämt und hab' meinen Pawel todtschlagen wollen. Wenn er mir das Haus über dem Kopf angezündet hätte, mich fortgetrieben aus Haus und Hof, und ich mich hätte stellen müssen an die offene Straße hin, damit mir die Leute etwas in den Hut werfen, das Alles hätt' mich nicht so fuchswild gemacht. Aber der Junge hat mir damals gesagt, wenn ich nicht wollte, daß er sich zwei schwere Steine um den Hals binde und sich in die Iser werfe, da, wo sie am tiefsten ist, da solle ich nur Nein sagen. Den einzigen Sohn hab' ich doch nicht verlieren wollen, und so ist gekommen, was gekommen ist. Wie nachtwandelnd ging Josseph neben dem alten Bauer einher; plötzlich, nachdem dieser geendigt, fuhr er fort:

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:25:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:25:39Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/118>, abgerufen am 27.11.2024.