v. Baer's Zeitgenossen.Meine Herren! In derselben Zeit, in der v. Baer seine Unter- suchungen anstellte, waren gleichzeitig eine grosse Zahl anderer Forscher im Gebiete der Entwicklungsgeschichte thätig, von deren Leistungen hier nur in sofern die Rede sein kann, als dieselben auf den Gang der gesammten Wissenschaft einen Einfluss ausübten, oder den Menschen speciell betreffen. Als wichtig sind vor Allem die Untersuchungen zu bezeichnen, die zur nähern Kenntniss des Entdeckung des Keimbläschens der VögelEies führten. Im Jahre 1825 wies Purkinje das Keimbläschen im Vogeleie nach (Symbol. ad ovi avium historiam, Vratislav. 1825. Gra- tulationsschrift an Blumenbach), und zwei Jahre später machte, wie des Ovulum der Säugethiereschon angegeben, v. Baer die glänzende Entdeckung des Ovulum der Säugethiere und des Menschen in den Graaf'schen Follikeln, nachdem allerdings schon vorher im 17. Jahrhundert durch Regner de Graaf, im 18. durch Cruikshank und in unsern Tagen durch Prevost und Dumas die Eier im Eileiter aufgefunden worden waren, und die letzten Autoren, freilich, ohne sie zu erkennen, allem An- scheine nach in zwei Fällen die Eier selbst im Ovarium gesehen hat- ten. Obgleich v. Baer das Keimbläschen des Säugethiereies nur un- bestimmt erkannte (S. den Commentar zu seiner Epistola de ovi genesi in Heusinger's Zeitschrift II. St. 125) und in der Vergleichung desselben mit dem Vogeleie nicht glücklich war, so bezeichnet sein Fund doch den Anfang einer neuen Periode für die Entwicklungs- geschichte der Säugethiere. Vervollständigt wurden diese Erfah- des Keimbläs- chens der Säugerrungen dann noch durch den bestimmteren Nachweis des Keim- bläschens der Säuger durch Coste (Recherches sur la generat. d. Mammiferes par Delpech et Coste, Paris 1834) und etwas später und selbstständig auch durch Wharton Jones (Lond. and Edinb. philos.
Dritte Vorlesung.
v. Baer’s Zeitgenossen.Meine Herren! In derselben Zeit, in der v. Baer seine Unter- suchungen anstellte, waren gleichzeitig eine grosse Zahl anderer Forscher im Gebiete der Entwicklungsgeschichte thätig, von deren Leistungen hier nur in sofern die Rede sein kann, als dieselben auf den Gang der gesammten Wissenschaft einen Einfluss ausübten, oder den Menschen speciell betreffen. Als wichtig sind vor Allem die Untersuchungen zu bezeichnen, die zur nähern Kenntniss des Entdeckung des Keimbläschens der VögelEies führten. Im Jahre 1825 wies Purkinje das Keimbläschen im Vogeleie nach (Symbol. ad ovi avium historiam, Vratislav. 1825. Gra- tulationsschrift an Blumenbach), und zwei Jahre später machte, wie des Ovulum der Säugethiereschon angegeben, v. Baer die glänzende Entdeckung des Ovulum der Säugethiere und des Menschen in den Graaf’schen Follikeln, nachdem allerdings schon vorher im 17. Jahrhundert durch Regner de Graaf, im 18. durch Cruikshank und in unsern Tagen durch Prévost und Dumas die Eier im Eileiter aufgefunden worden waren, und die letzten Autoren, freilich, ohne sie zu erkennen, allem An- scheine nach in zwei Fällen die Eier selbst im Ovarium gesehen hat- ten. Obgleich v. Baer das Keimbläschen des Säugethiereies nur un- bestimmt erkannte (S. den Commentar zu seiner Epistola de ovi genesi in Heusinger’s Zeitschrift II. St. 125) und in der Vergleichung desselben mit dem Vogeleie nicht glücklich war, so bezeichnet sein Fund doch den Anfang einer neuen Periode für die Entwicklungs- geschichte der Säugethiere. Vervollständigt wurden diese Erfah- des Keimbläs- chens der Säugerrungen dann noch durch den bestimmteren Nachweis des Keim- bläschens der Säuger durch Coste (Recherches sur la générat. d. Mammifères par Delpech et Coste, Paris 1834) und etwas später und selbstständig auch durch Wharton Jones (Lond. and Edinb. philos.
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Dritte Vorlesung.
Meine Herren! In derselben Zeit, in der v. Baer seine Unter-
suchungen anstellte, waren gleichzeitig eine grosse Zahl anderer
Forscher im Gebiete der Entwicklungsgeschichte thätig, von deren
Leistungen hier nur in sofern die Rede sein kann, als dieselben auf
den Gang der gesammten Wissenschaft einen Einfluss ausübten,
oder den Menschen speciell betreffen. Als wichtig sind vor Allem
die Untersuchungen zu bezeichnen, die zur nähern Kenntniss des
Eies führten. Im Jahre 1825 wies Purkinje das Keimbläschen im
Vogeleie nach (Symbol. ad ovi avium historiam, Vratislav. 1825. Gra-
tulationsschrift an Blumenbach), und zwei Jahre später machte, wie
schon angegeben, v. Baer die glänzende Entdeckung des Ovulum
der Säugethiere und des Menschen in den Graaf’schen Follikeln,
nachdem allerdings schon vorher im 17. Jahrhundert durch Regner
de Graaf, im 18. durch Cruikshank und in unsern Tagen durch
Prévost und Dumas die Eier im Eileiter aufgefunden worden waren,
und die letzten Autoren, freilich, ohne sie zu erkennen, allem An-
scheine nach in zwei Fällen die Eier selbst im Ovarium gesehen hat-
ten. Obgleich v. Baer das Keimbläschen des Säugethiereies nur un-
bestimmt erkannte (S. den Commentar zu seiner Epistola de ovi
genesi in Heusinger’s Zeitschrift II. St. 125) und in der Vergleichung
desselben mit dem Vogeleie nicht glücklich war, so bezeichnet sein
Fund doch den Anfang einer neuen Periode für die Entwicklungs-
geschichte der Säugethiere. Vervollständigt wurden diese Erfah-
rungen dann noch durch den bestimmteren Nachweis des Keim-
bläschens der Säuger durch Coste (Recherches sur la générat. d.
Mammifères par Delpech et Coste, Paris 1834) und etwas später und
selbstständig auch durch Wharton Jones (Lond. and Edinb. philos.
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des Ovulum der
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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [12]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/28>, abgerufen am 24.11.2024.
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