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Koch, Konrad: Über die Einrichtung von Wettspielkämpfen durch den Ausschuß. In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Über Jugend- und Volksspiele. Jahrbuch des Zentralausschusses zur Förderung der Jugend- und Volksspiele in Deutschland. 2. Jahrgang. Leipzig, 1893. S. 186-192.

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darum, wenn er lässig ist, von seinen Genossen ermuntert wird, aber auch
seinen persönlichen Ehrgeiz dem Gesamtzwecke unterordnen muß. Am
besten ausgebildet nach dieser Richtung hin sind die englischen Spiele
Cricket und Fußball, die den Wetteifer der Einzelnen am höchsten zu
steigern und ihn doch im Interesse des Zusammenspielens der Partei
richtig zu zügeln wissen. Unsere deutschen Spiele werden sich, wenn sie
mit größerer Regelmäßigkeit und dann auch mit höherer Kunst gespielt
werden, zum Teil in ähnlicher Weise gestalten lassen, wobei sie dann
freilich von dem Reize ihrer heiteren Natürlichkeit etwas einbüßen. So
ist z. B. das deutsche Schlagballspiel in Altona unter Rektor Tönsfeld
dadurch wesentlich umgewandelt, daß der Sieg nach der Zahl der von
jeder Partei im Ganzen gemachten Läufe (nach dem Laufmale hin und
zurück) entschieden wird. Nach seinem Berichte hat seitdem die Spieler-
schar auf jedes andere sonst beliebte Spiel verzichtet, hält sich selbst zum
regelmäßigen Besuche des Spielplatzes an, kurz, spielt durchgehends mit
so hohem Interesse, wie wir es sonst bei deutschen Knaben leider selten,
bei englischen gewöhnlich finden. Dieser große Eifer bei Wettspielen be-
schränkt sich nicht auf die Spielenden und Übenden, er pflegt auch die
Zuschauer in Mitleidenschaft zu ziehen. Zunächst reizt er auch bei an
sich keineswegs ganz vollkommenen Leistungen andere mächtig zur Nach-
ahmung. Dann aber findet auch in weiteren Kreisen ein Spiel, das
sichtlich mit Aufwand aller Kräfte und mit höchster Lust und Liebe be-
trieben wird, vermöge des seelischen Reizes, den es ausübt, am leichtesten
allgemeine Anerkennung.

Auf solche Erfahrungen stützt sich die anregende Thätigkeit des großen
englischen Cricketvereins, des allen Engländern auf der ganzen Welt
wohl bekannten und lieben M. C. C., d. h. des Marylebone Cricket-
Clubs, über dessen Bedeutung ich Randt's "Englische Schulbilder in
deutschem Rahmen" nachzulesen bitte. Dieser Verein veranstaltet während
des ganzen Sommers täglich auf seinem Spielplatze in London große
Wettspiele meist von dreitägiger Dauer, zu denen sich alljährlich nach
und nach die ausgezeichnetsten Spieler aus England und gelegentlich auch
aus Australien, Amerika und Indien einfinden. Außerdem entsendet der
Verein aber regelmäßig in alle Landesteile zahlreiche gut eingespielte
Cricketriegen, die in den verschiedenen Städten Englands sich mit den
besten Spielern dort messen und ihnen so Gelegenheit geben, zu erproben,
welche Fortschritte sie schon gemacht haben, und wie viel sie in der edlen
Kunst des Spiels noch lernen müssen. Die Engländer lieben es,
alle Ihre Einrichtungen als auf uralter Sitte beruhend hinzustellen und

darum, wenn er lässig ist, von seinen Genossen ermuntert wird, aber auch
seinen persönlichen Ehrgeiz dem Gesamtzwecke unterordnen muß. Am
besten ausgebildet nach dieser Richtung hin sind die englischen Spiele
Cricket und Fußball, die den Wetteifer der Einzelnen am höchsten zu
steigern und ihn doch im Interesse des Zusammenspielens der Partei
richtig zu zügeln wissen. Unsere deutschen Spiele werden sich, wenn sie
mit größerer Regelmäßigkeit und dann auch mit höherer Kunst gespielt
werden, zum Teil in ähnlicher Weise gestalten lassen, wobei sie dann
freilich von dem Reize ihrer heiteren Natürlichkeit etwas einbüßen. So
ist z. B. das deutsche Schlagballspiel in Altona unter Rektor Tönsfeld
dadurch wesentlich umgewandelt, daß der Sieg nach der Zahl der von
jeder Partei im Ganzen gemachten Läufe (nach dem Laufmale hin und
zurück) entschieden wird. Nach seinem Berichte hat seitdem die Spieler-
schar auf jedes andere sonst beliebte Spiel verzichtet, hält sich selbst zum
regelmäßigen Besuche des Spielplatzes an, kurz, spielt durchgehends mit
so hohem Interesse, wie wir es sonst bei deutschen Knaben leider selten,
bei englischen gewöhnlich finden. Dieser große Eifer bei Wettspielen be-
schränkt sich nicht auf die Spielenden und Übenden, er pflegt auch die
Zuschauer in Mitleidenschaft zu ziehen. Zunächst reizt er auch bei an
sich keineswegs ganz vollkommenen Leistungen andere mächtig zur Nach-
ahmung. Dann aber findet auch in weiteren Kreisen ein Spiel, das
sichtlich mit Aufwand aller Kräfte und mit höchster Lust und Liebe be-
trieben wird, vermöge des seelischen Reizes, den es ausübt, am leichtesten
allgemeine Anerkennung.

Auf solche Erfahrungen stützt sich die anregende Thätigkeit des großen
englischen Cricketvereins, des allen Engländern auf der ganzen Welt
wohl bekannten und lieben M. C. C., d. h. des Marylebone Cricket-
Clubs, über dessen Bedeutung ich Randt's „Englische Schulbilder in
deutschem Rahmen“ nachzulesen bitte. Dieser Verein veranstaltet während
des ganzen Sommers täglich auf seinem Spielplatze in London große
Wettspiele meist von dreitägiger Dauer, zu denen sich alljährlich nach
und nach die ausgezeichnetsten Spieler aus England und gelegentlich auch
aus Australien, Amerika und Indien einfinden. Außerdem entsendet der
Verein aber regelmäßig in alle Landesteile zahlreiche gut eingespielte
Cricketriegen, die in den verschiedenen Städten Englands sich mit den
besten Spielern dort messen und ihnen so Gelegenheit geben, zu erproben,
welche Fortschritte sie schon gemacht haben, und wie viel sie in der edlen
Kunst des Spiels noch lernen müssen. Die Engländer lieben es,
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Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.




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Zitationshilfe: Koch, Konrad: Über die Einrichtung von Wettspielkämpfen durch den Ausschuß. In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Über Jugend- und Volksspiele. Jahrbuch des Zentralausschusses zur Förderung der Jugend- und Volksspiele in Deutschland. 2. Jahrgang. Leipzig, 1893. S. 186-192, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koch_wettspielkaempfe_1893/3>, abgerufen am 23.11.2024.