so grosser Reichthümer, wie man sie selten bei Privatpersonen findet, eben deshalb waren seine Wünsche nach mehreren Schäzzen nicht gestillet; und wie wäre das auch bei einem Reichen zu ver- muten, der oft dem Armen den lezten Thaler nimmt, um ihn zu den aufgehäuften Goldstük- ken beizulegen? Er ging damit um sich ein Mo- nopolium über einen gewissen Zweig der Hand- lung zu verschaffen, der jezt in den Händen vie- ler war, und der, da das Land denselben so nö- tig bedurfte, einen grossen Erwerb dem versprach, der ihn ausschliessungsweise benuzzen konnte. Da ein solches Monopolium nur zum größten Nachteil des Landes konnte einem einzelnen ver- liehen werden, weil dadurch so viele ausser Brod und Narung gesezt wurden, so waren alle seine Vorstellungen, Geschenke sogar, fruchtlos ge- wesen, es zu erhalten. Dies schrekte ihn aber nicht ab, er wandte sich an einen Staatsmann, der sich seit kurzem in die Gunst des Fürsten ein- geschlichen, und einen wahren Patrioten ver- drängt hatte er suchte seine Bekanntschaft, und da dessen Umstände sehr zerrüttet waren, so machte er ihm ansehnliche Geschenke, und wuste die Karte so zu mischen, daß dieser für seinen
ſo groſſer Reichthuͤmer, wie man ſie ſelten bei Privatperſonen findet, eben deshalb waren ſeine Wuͤnſche nach mehreren Schaͤzzen nicht geſtillet; und wie waͤre das auch bei einem Reichen zu ver- muten, der oft dem Armen den lezten Thaler nimmt, um ihn zu den aufgehaͤuften Goldſtuͤk- ken beizulegen? Er ging damit um ſich ein Mo- nopolium uͤber einen gewiſſen Zweig der Hand- lung zu verſchaffen, der jezt in den Haͤnden vie- ler war, und der, da das Land denſelben ſo noͤ- tig bedurfte, einen groſſen Erwerb dem verſprach, der ihn ausſchlieſſungsweiſe benuzzen konnte. Da ein ſolches Monopolium nur zum groͤßten Nachteil des Landes konnte einem einzelnen ver- liehen werden, weil dadurch ſo viele auſſer Brod und Narung geſezt wurden, ſo waren alle ſeine Vorſtellungen, Geſchenke ſogar, fruchtlos ge- weſen, es zu erhalten. Dies ſchrekte ihn aber nicht ab, er wandte ſich an einen Staatsmann, der ſich ſeit kurzem in die Gunſt des Fuͤrſten ein- geſchlichen, und einen wahren Patrioten ver- draͤngt hatte er ſuchte ſeine Bekanntſchaft, und da deſſen Umſtaͤnde ſehr zerruͤttet waren, ſo machte er ihm anſehnliche Geſchenke, und wuſte die Karte ſo zu miſchen, daß dieſer fuͤr ſeinen
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ſo groſſer Reichthuͤmer, wie man ſie ſelten bei
Privatperſonen findet, eben deshalb waren ſeine
Wuͤnſche nach mehreren Schaͤzzen nicht geſtillet;
und wie waͤre das auch bei einem Reichen zu ver-
muten, der oft dem Armen den lezten Thaler
nimmt, um ihn zu den aufgehaͤuften Goldſtuͤk-
ken beizulegen? Er ging damit um ſich ein Mo-
nopolium uͤber einen gewiſſen Zweig der Hand-
lung zu verſchaffen, der jezt in den Haͤnden vie-
ler war, und der, da das Land denſelben ſo noͤ-
tig bedurfte, einen groſſen Erwerb dem verſprach,
der ihn ausſchlieſſungsweiſe benuzzen konnte. Da
ein ſolches Monopolium nur zum groͤßten
Nachteil des Landes konnte einem einzelnen ver-
liehen werden, weil dadurch ſo viele auſſer Brod
und Narung geſezt wurden, ſo waren alle ſeine
Vorſtellungen, Geſchenke ſogar, fruchtlos ge-
weſen, es zu erhalten. Dies ſchrekte ihn aber
nicht ab, er wandte ſich an einen Staatsmann,
der ſich ſeit kurzem in die Gunſt des Fuͤrſten ein-
geſchlichen, und einen wahren Patrioten ver-
draͤngt hatte er ſuchte ſeine Bekanntſchaft, und
da deſſen Umſtaͤnde ſehr zerruͤttet waren, ſo
machte er ihm anſehnliche Geſchenke, und wuſte
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/92>, abgerufen am 23.11.2024.
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