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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

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darin er so sehr vor seinen Mitgehülfen her-
vorragte, die ihre Rechtsgelehrsamkeit als ein
Handwerk betrachteten, das ihnen Narung und
Kleidung verschaffen müßte. Sein Vaterland
liebte er mit einer Wärme, die ihn des Namens
eines würdigen Patrioten, den so viele entwei-
hen, würdig machte; seine Nebenmenschen
liebte er als Brüder, die gerechte Ansprüche an
seine Mithülfe, an seinen Beistand haben --
Genug, er war Einer der Edlen, auf den das
Auge der Gottheit mit Wolgefallen ruht. Jch
mußte ihn euch, so gut es mein schwacher Pin-
sel vermag, schildern, um euch das Bekenntniß
zu entlokken, daß ein solcher Jüngling, mit sol-
chen Grundsäzzen für alles Gute und Edle, der
Liebe eines solchen Mädchens, wie Julie, werth
war. So wie der Magnet das Eisen an sich
zieht, so wird auch eine schöne Seele bald auf
diejenige stossen, die mit ihr gleiche Gesinnun-
gen, gleiche Eigenschaften besizt, und eben die-
ses Zusammenstossen jener edlen Seelen!
dieser unwiderstehliche Zug,
den wir Sim-
pathie
nennen, gewährt jene reine vollkomm-
ne Liebe,
die ein Hauch des allervollkommen-
sten Geistes ist, die den Menschen vom Thier

darin er ſo ſehr vor ſeinen Mitgehuͤlfen her-
vorragte, die ihre Rechtsgelehrſamkeit als ein
Handwerk betrachteten, das ihnen Narung und
Kleidung verſchaffen muͤßte. Sein Vaterland
liebte er mit einer Waͤrme, die ihn des Namens
eines wuͤrdigen Patrioten, den ſo viele entwei-
hen, wuͤrdig machte; ſeine Nebenmenſchen
liebte er als Bruͤder, die gerechte Anſpruͤche an
ſeine Mithuͤlfe, an ſeinen Beiſtand haben —
Genug, er war Einer der Edlen, auf den das
Auge der Gottheit mit Wolgefallen ruht. Jch
mußte ihn euch, ſo gut es mein ſchwacher Pin-
ſel vermag, ſchildern, um euch das Bekenntniß
zu entlokken, daß ein ſolcher Juͤngling, mit ſol-
chen Grundſaͤzzen fuͤr alles Gute und Edle, der
Liebe eines ſolchen Maͤdchens, wie Julie, werth
war. So wie der Magnet das Eiſen an ſich
zieht, ſo wird auch eine ſchoͤne Seele bald auf
diejenige ſtoſſen, die mit ihr gleiche Geſinnun-
gen, gleiche Eigenſchaften beſizt, und eben die-
ſes Zuſammenſtoſſen jener edlen Seelen!
dieſer unwiderſtehliche Zug,
den wir Sim-
pathie
nennen, gewaͤhrt jene reine vollkomm-
ne Liebe,
die ein Hauch des allervollkommen-
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[82/0090] darin er ſo ſehr vor ſeinen Mitgehuͤlfen her- vorragte, die ihre Rechtsgelehrſamkeit als ein Handwerk betrachteten, das ihnen Narung und Kleidung verſchaffen muͤßte. Sein Vaterland liebte er mit einer Waͤrme, die ihn des Namens eines wuͤrdigen Patrioten, den ſo viele entwei- hen, wuͤrdig machte; ſeine Nebenmenſchen liebte er als Bruͤder, die gerechte Anſpruͤche an ſeine Mithuͤlfe, an ſeinen Beiſtand haben — Genug, er war Einer der Edlen, auf den das Auge der Gottheit mit Wolgefallen ruht. Jch mußte ihn euch, ſo gut es mein ſchwacher Pin- ſel vermag, ſchildern, um euch das Bekenntniß zu entlokken, daß ein ſolcher Juͤngling, mit ſol- chen Grundſaͤzzen fuͤr alles Gute und Edle, der Liebe eines ſolchen Maͤdchens, wie Julie, werth war. So wie der Magnet das Eiſen an ſich zieht, ſo wird auch eine ſchoͤne Seele bald auf diejenige ſtoſſen, die mit ihr gleiche Geſinnun- gen, gleiche Eigenſchaften beſizt, und eben die- ſes Zuſammenſtoſſen jener edlen Seelen! dieſer unwiderſtehliche Zug, den wir Sim- pathie nennen, gewaͤhrt jene reine vollkomm- ne Liebe, die ein Hauch des allervollkommen- ſten Geiſtes iſt, die den Menſchen vom Thier

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Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/90>, abgerufen am 23.11.2024.