Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

mögen zu Grunde gegangen. Der Erwerber und
Vermehrer desselben hatte längst seine männlichen
Rechte eingebüßt, und schwieg -- Seine Frau
wußte ihm die gewisse Verbindung ihrer Tochter
mit dem Baron auf eine so glänzende Art vorzu-
malen, daß er alles, was sie zu Gelangung die-
ses Zweks vornam, billigte! Auf einmal fiel ein
ansehnliches Handlungshaus in B .. und Ca-
rolinens Aeltern
wurden dadurch gänzlich zu
Grunde gerichtet.

Die unvermutete Nachricht hievon riß den
Vater aus der Welt, entriß ihn dem noch war-
tenden Elend -- ein plözlicher Schlagflus, und
er war nicht mehr. -- Nun hatte der Baron
freie Hand, die bisher immer durch die strenge
Tugend des Vaters gebunden war, man gestat-
tete ihm Besuche, und er theilte ansehnliche Ge-
schenke aus, die er von beschnittenen und unbe-
schnittenen Wucherern erschlichen hatte. Caro-
line
litte durch den Tod ihres Vaters viel, eine
Schwermut bemächtigte sich ihrer, die aber ihrer
Schönheit einen neuen Reiz verlieh, und sie,
anstatt zu vermindern, nur noch mehr erhöhte,
und in ein glänzendes Licht sezte. Sie hatte bis-
her den Baron immer in einer gewissen ehrer-

moͤgen zu Grunde gegangen. Der Erwerber und
Vermehrer deſſelben hatte laͤngſt ſeine maͤnnlichen
Rechte eingebuͤßt, und ſchwieg — Seine Frau
wußte ihm die gewiſſe Verbindung ihrer Tochter
mit dem Baron auf eine ſo glaͤnzende Art vorzu-
malen, daß er alles, was ſie zu Gelangung die-
ſes Zweks vornam, billigte! Auf einmal fiel ein
anſehnliches Handlungshaus in B .. und Ca-
rolinens Aeltern
wurden dadurch gaͤnzlich zu
Grunde gerichtet.

Die unvermutete Nachricht hievon riß den
Vater aus der Welt, entriß ihn dem noch war-
tenden Elend — ein ploͤzlicher Schlagflus, und
er war nicht mehr. — Nun hatte der Baron
freie Hand, die bisher immer durch die ſtrenge
Tugend des Vaters gebunden war, man geſtat-
tete ihm Beſuche, und er theilte anſehnliche Ge-
ſchenke aus, die er von beſchnittenen und unbe-
ſchnittenen Wucherern erſchlichen hatte. Caro-
line
litte durch den Tod ihres Vaters viel, eine
Schwermut bemaͤchtigte ſich ihrer, die aber ihrer
Schoͤnheit einen neuen Reiz verlieh, und ſie,
anſtatt zu vermindern, nur noch mehr erhoͤhte,
und in ein glaͤnzendes Licht ſezte. Sie hatte bis-
her den Baron immer in einer gewiſſen ehrer-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0067" n="59"/>
mo&#x0364;gen zu Grunde gegangen. Der Erwerber und<lb/>
Vermehrer de&#x017F;&#x017F;elben hatte la&#x0364;ng&#x017F;t &#x017F;eine ma&#x0364;nnlichen<lb/>
Rechte eingebu&#x0364;ßt, und &#x017F;chwieg &#x2014; Seine Frau<lb/>
wußte ihm die gewi&#x017F;&#x017F;e Verbindung ihrer Tochter<lb/>
mit dem Baron auf eine &#x017F;o gla&#x0364;nzende Art vorzu-<lb/>
malen, daß er alles, was &#x017F;ie zu Gelangung die-<lb/>
&#x017F;es Zweks vornam, billigte! Auf einmal fiel ein<lb/>
an&#x017F;ehnliches Handlungshaus in B .. und <hi rendition="#fr">Ca-<lb/>
rolinens Aeltern</hi> wurden dadurch ga&#x0364;nzlich zu<lb/>
Grunde gerichtet.</p><lb/>
        <p>Die unvermutete Nachricht hievon riß den<lb/>
Vater aus der Welt, entriß ihn dem noch war-<lb/>
tenden Elend &#x2014; ein plo&#x0364;zlicher Schlagflus, und<lb/>
er war nicht mehr. &#x2014; Nun hatte der Baron<lb/>
freie Hand, die bisher immer durch die &#x017F;trenge<lb/>
Tugend des Vaters gebunden war, man ge&#x017F;tat-<lb/>
tete ihm Be&#x017F;uche, und er theilte an&#x017F;ehnliche Ge-<lb/>
&#x017F;chenke aus, die er von be&#x017F;chnittenen und unbe-<lb/>
&#x017F;chnittenen Wucherern er&#x017F;chlichen hatte. <hi rendition="#fr">Caro-<lb/>
line</hi> litte durch den Tod ihres Vaters viel, eine<lb/>
Schwermut bema&#x0364;chtigte &#x017F;ich ihrer, die aber ihrer<lb/>
Scho&#x0364;nheit einen neuen Reiz verlieh, und &#x017F;ie,<lb/>
an&#x017F;tatt zu vermindern, nur noch mehr erho&#x0364;hte,<lb/>
und in ein gla&#x0364;nzendes Licht &#x017F;ezte. Sie hatte bis-<lb/>
her den Baron immer in einer gewi&#x017F;&#x017F;en ehrer-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0067] moͤgen zu Grunde gegangen. Der Erwerber und Vermehrer deſſelben hatte laͤngſt ſeine maͤnnlichen Rechte eingebuͤßt, und ſchwieg — Seine Frau wußte ihm die gewiſſe Verbindung ihrer Tochter mit dem Baron auf eine ſo glaͤnzende Art vorzu- malen, daß er alles, was ſie zu Gelangung die- ſes Zweks vornam, billigte! Auf einmal fiel ein anſehnliches Handlungshaus in B .. und Ca- rolinens Aeltern wurden dadurch gaͤnzlich zu Grunde gerichtet. Die unvermutete Nachricht hievon riß den Vater aus der Welt, entriß ihn dem noch war- tenden Elend — ein ploͤzlicher Schlagflus, und er war nicht mehr. — Nun hatte der Baron freie Hand, die bisher immer durch die ſtrenge Tugend des Vaters gebunden war, man geſtat- tete ihm Beſuche, und er theilte anſehnliche Ge- ſchenke aus, die er von beſchnittenen und unbe- ſchnittenen Wucherern erſchlichen hatte. Caro- line litte durch den Tod ihres Vaters viel, eine Schwermut bemaͤchtigte ſich ihrer, die aber ihrer Schoͤnheit einen neuen Reiz verlieh, und ſie, anſtatt zu vermindern, nur noch mehr erhoͤhte, und in ein glaͤnzendes Licht ſezte. Sie hatte bis- her den Baron immer in einer gewiſſen ehrer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/67
Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/67>, abgerufen am 01.05.2024.