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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

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chens sehen sollen, wie es an meinen Blikken
hing, wie die reinsten Gefühle der Dankbarkeit
in ihrem Busen aufwallten, und wie sie vergebens
nach Worte haschte, sie auszudrükken. Sie hät-
ten die Aeltern sehen sollen, wie sie in stummen
Entzükken an meinem Halse hingen, wie ich aus
ihren Blikken die reinste Wollust trank, die nur
die Tugend einflösset, wie sie mich ihren Erret-
ter, ihren Freund nannten, und alles hingege-
ben hätten, mir ein Leben voll Wonne und unge-
trübter Freude zu erkaufen, wie sie mit seelenvol-
len Blikken sich hinaufwärts schwangen zum
Thron ihres Gottes, und der zitternde Greis
seine Hände empor hob, und sprach: "Vater!
du hast mich noch hienieden diese Seligkeit em-
pfinden, meine wenigen Stunden, die ich noch
hienieden wallen kann, so ruhig, so heiter her-
auf dämmern lassen, dafür dankt dir meine
Seele -- ich bin bereit dieses Kleid der Sterb-
lichkeit auszuziehen, aber sei du der Unschuld
Vater, und laß den, der sie rettete, glük-
lich sein!" --

Diese rührende Bitte drang bis in das Jn-
nerste meiner Seele, ich küßte dem frommen
Greis die sich noch hervor drängenden Worte vom

S 4

chens ſehen ſollen, wie es an meinen Blikken
hing, wie die reinſten Gefuͤhle der Dankbarkeit
in ihrem Buſen aufwallten, und wie ſie vergebens
nach Worte haſchte, ſie auszudruͤkken. Sie haͤt-
ten die Aeltern ſehen ſollen, wie ſie in ſtummen
Entzuͤkken an meinem Halſe hingen, wie ich aus
ihren Blikken die reinſte Wolluſt trank, die nur
die Tugend einfloͤſſet, wie ſie mich ihren Erret-
ter, ihren Freund nannten, und alles hingege-
ben haͤtten, mir ein Leben voll Wonne und unge-
truͤbter Freude zu erkaufen, wie ſie mit ſeelenvol-
len Blikken ſich hinaufwaͤrts ſchwangen zum
Thron ihres Gottes, und der zitternde Greis
ſeine Haͤnde empor hob, und ſprach: „Vater!
du haſt mich noch hienieden dieſe Seligkeit em-
pfinden, meine wenigen Stunden, die ich noch
hienieden wallen kann, ſo ruhig, ſo heiter her-
auf daͤmmern laſſen, dafuͤr dankt dir meine
Seele — ich bin bereit dieſes Kleid der Sterb-
lichkeit auszuziehen, aber ſei du der Unſchuld
Vater, und laß den, der ſie rettete, gluͤk-
lich ſein!‟ —

Dieſe ruͤhrende Bitte drang bis in das Jn-
nerſte meiner Seele, ich kuͤßte dem frommen
Greis die ſich noch hervor draͤngenden Worte vom

S 4
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[279/0287] chens ſehen ſollen, wie es an meinen Blikken hing, wie die reinſten Gefuͤhle der Dankbarkeit in ihrem Buſen aufwallten, und wie ſie vergebens nach Worte haſchte, ſie auszudruͤkken. Sie haͤt- ten die Aeltern ſehen ſollen, wie ſie in ſtummen Entzuͤkken an meinem Halſe hingen, wie ich aus ihren Blikken die reinſte Wolluſt trank, die nur die Tugend einfloͤſſet, wie ſie mich ihren Erret- ter, ihren Freund nannten, und alles hingege- ben haͤtten, mir ein Leben voll Wonne und unge- truͤbter Freude zu erkaufen, wie ſie mit ſeelenvol- len Blikken ſich hinaufwaͤrts ſchwangen zum Thron ihres Gottes, und der zitternde Greis ſeine Haͤnde empor hob, und ſprach: „Vater! du haſt mich noch hienieden dieſe Seligkeit em- pfinden, meine wenigen Stunden, die ich noch hienieden wallen kann, ſo ruhig, ſo heiter her- auf daͤmmern laſſen, dafuͤr dankt dir meine Seele — ich bin bereit dieſes Kleid der Sterb- lichkeit auszuziehen, aber ſei du der Unſchuld Vater, und laß den, der ſie rettete, gluͤk- lich ſein!‟ — Dieſe ruͤhrende Bitte drang bis in das Jn- nerſte meiner Seele, ich kuͤßte dem frommen Greis die ſich noch hervor draͤngenden Worte vom S 4

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Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/287>, abgerufen am 22.11.2024.