Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.neigte, uud den Gegenständen um sich her So war mein Freund, nur eine schwache Wie muste er mit diesem offnen Herzen al- P 5
neigte, uud den Gegenſtaͤnden um ſich her So war mein Freund, nur eine ſchwache Wie muſte er mit dieſem offnen Herzen al- P 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0241" n="233"/> neigte, uud den Gegenſtaͤnden um ſich her<lb/> Schimmer und Glanz lieh — wie tauſend ge-<lb/> fiederte Saͤnger ſich an ihren lezten Stralen<lb/> lechzten — auch er lechzte ſich an ihrer allbeleben-<lb/> den Fuͤlle, ſein Herz ward zu einem unnennbaren<lb/> Gefuͤhl hingeriſſen, groſſe Thautropfen entſtuͤrz-<lb/> ten dem trunknen Auge, fielen aufs zitternde<lb/> Gras, und geleiteten ihren Niedergang. Dann<lb/> beſuchte er ſtille Haine, durchirrte Wald und<lb/> Wieſe, und that heiſſe Geluͤbde fuͤr Tugend und<lb/> Rechtſchaffenheit. Der <hi rendition="#fr">Urquell der Natur,</hi><lb/> aus dem alles ſtroͤmt, lebt und iſt, ſah ihn wan-<lb/> deln, ſah ihn hingeworfen auf gruͤnenden Ra-<lb/> ſen, und gos <hi rendition="#fr">Freuden</hi> in ſein Herz, <hi rendition="#fr">Freuden,</hi><lb/> die kein Pinſel ſchildern, die keine Sprache aus-<lb/> druͤkken kann, die dem <hi rendition="#fr">Alltags-Menſchen ein<lb/> Raͤtſel,</hi> dem <hi rendition="#fr">Fuͤhlloſen ein Maͤrchen</hi> ſind.</p><lb/> <p>So war mein <hi rendition="#fr">Freund,</hi> nur eine ſchwache<lb/> Kopie ſeines Selbſts — nur Schatten, und hin-<lb/> term Schatten volle lichte Klarheit, die das<lb/> ſchwache ungewonte Auge blendet.</p><lb/> <p>Wie muſte er mit dieſem offnen Herzen al-<lb/> les umfaſſen, mit welcher Waͤrme und Drang<lb/> muſte er ſich an das ſchmiegen, wo ihn ſein Ge-<lb/> fuͤhl hinzog, worauf alle ſeine Erwartungen,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 5</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [233/0241]
neigte, uud den Gegenſtaͤnden um ſich her
Schimmer und Glanz lieh — wie tauſend ge-
fiederte Saͤnger ſich an ihren lezten Stralen
lechzten — auch er lechzte ſich an ihrer allbeleben-
den Fuͤlle, ſein Herz ward zu einem unnennbaren
Gefuͤhl hingeriſſen, groſſe Thautropfen entſtuͤrz-
ten dem trunknen Auge, fielen aufs zitternde
Gras, und geleiteten ihren Niedergang. Dann
beſuchte er ſtille Haine, durchirrte Wald und
Wieſe, und that heiſſe Geluͤbde fuͤr Tugend und
Rechtſchaffenheit. Der Urquell der Natur,
aus dem alles ſtroͤmt, lebt und iſt, ſah ihn wan-
deln, ſah ihn hingeworfen auf gruͤnenden Ra-
ſen, und gos Freuden in ſein Herz, Freuden,
die kein Pinſel ſchildern, die keine Sprache aus-
druͤkken kann, die dem Alltags-Menſchen ein
Raͤtſel, dem Fuͤhlloſen ein Maͤrchen ſind.
So war mein Freund, nur eine ſchwache
Kopie ſeines Selbſts — nur Schatten, und hin-
term Schatten volle lichte Klarheit, die das
ſchwache ungewonte Auge blendet.
Wie muſte er mit dieſem offnen Herzen al-
les umfaſſen, mit welcher Waͤrme und Drang
muſte er ſich an das ſchmiegen, wo ihn ſein Ge-
fuͤhl hinzog, worauf alle ſeine Erwartungen,
P 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |