Meine Lieben freuten sich mit mir, und der Wanderer pries ihre Schönheit; aber plözlich braußte der Nord daher, zerknikte die liebliche Blume, und strekte ihr schönes Haupt zu Boden. So sinkt auch der Mensch, so sinkt der Held, und Weise, das hungrige Grab verschlingt nn- erbittlich den blühenden Jüngling -- das blau- augigte Mädchen -- den schwarzgelokten Krie- ger -- den Edlen, der Glükliche neben sich schuf.
O, Braga! weine mit mir, komm laß uns wallen zur Urne eines Edlen, deren die Welt, das Vaterland wenige zählt! Ach! um ihn kla- gen der Barden Gesänge, um ihn weint Teu- tonien, denn sein Stolz ist dahin, ruht im finstern Leichenthale. Nenne ihn schüchterne Muse! die du dein Haupt traurig zur Erde senkst; laßt seinen Namen kund werden, ihr Sänger des Nachruhms! daß wir sein An- denken der Nachwelt überliefern, und seine Tha- ten einzeichnen ins Buch der Unvergänglich- keit. Kommt herzu Völker! und ihr Bewohner deutscher Fluren! vernehmts, tod ist Aloys ein Fürst und Vater seines Volks, ja noch mehr, auch Vater der Wittwen und Waisen, Retter der Unschuld, Helfer der Notlei-
Meine Lieben freuten ſich mit mir, und der Wanderer pries ihre Schoͤnheit; aber ploͤzlich braußte der Nord daher, zerknikte die liebliche Blume, und ſtrekte ihr ſchoͤnes Haupt zu Boden. So ſinkt auch der Menſch, ſo ſinkt der Held, und Weiſe, das hungrige Grab verſchlingt nn- erbittlich den bluͤhenden Juͤngling — das blau- augigte Maͤdchen — den ſchwarzgelokten Krie- ger — den Edlen, der Gluͤkliche neben ſich ſchuf.
O, Braga! weine mit mir, komm laß uns wallen zur Urne eines Edlen, deren die Welt, das Vaterland wenige zaͤhlt! Ach! um ihn kla- gen der Barden Geſaͤnge, um ihn weint Teu- tonien, denn ſein Stolz iſt dahin, ruht im finſtern Leichenthale. Nenne ihn ſchuͤchterne Muſe! die du dein Haupt traurig zur Erde ſenkſt; laßt ſeinen Namen kund werden, ihr Saͤnger des Nachruhms! daß wir ſein An- denken der Nachwelt uͤberliefern, und ſeine Tha- ten einzeichnen ins Buch der Unvergaͤnglich- keit. Kommt herzu Voͤlker! und ihr Bewohner deutſcher Fluren! vernehmts, tod iſt Aloys ein Fuͤrſt und Vater ſeines Volks, ja noch mehr, auch Vater der Wittwen und Waiſen, Retter der Unſchuld, Helfer der Notlei-
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Meine Lieben freuten ſich mit mir, und der
Wanderer pries ihre Schoͤnheit; aber ploͤzlich
braußte der Nord daher, zerknikte die liebliche
Blume, und ſtrekte ihr ſchoͤnes Haupt zu Boden.
So ſinkt auch der Menſch, ſo ſinkt der Held,
und Weiſe, das hungrige Grab verſchlingt nn-
erbittlich den bluͤhenden Juͤngling — das blau-
augigte Maͤdchen — den ſchwarzgelokten Krie-
ger — den Edlen, der Gluͤkliche neben ſich ſchuf.
O, Braga! weine mit mir, komm laß uns
wallen zur Urne eines Edlen, deren die Welt,
das Vaterland wenige zaͤhlt! Ach! um ihn kla-
gen der Barden Geſaͤnge, um ihn weint Teu-
tonien, denn ſein Stolz iſt dahin, ruht im
finſtern Leichenthale. Nenne ihn ſchuͤchterne
Muſe! die du dein Haupt traurig zur Erde
ſenkſt; laßt ſeinen Namen kund werden, ihr
Saͤnger des Nachruhms! daß wir ſein An-
denken der Nachwelt uͤberliefern, und ſeine Tha-
ten einzeichnen ins Buch der Unvergaͤnglich-
keit. Kommt herzu Voͤlker! und ihr Bewohner
deutſcher Fluren! vernehmts, tod iſt Aloys
ein Fuͤrſt und Vater ſeines Volks, ja noch
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/179>, abgerufen am 17.02.2025.
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