daher entstanden Bastarde der Menschheit, de- nen nichts, auch die ehrwürdigen Bande des Bluts nicht heilig waren. -- -- Auch sie wan- deln noch auf Gottes lieben Weltrund, aber wo sie wallen, da verdorren Gras und Kräuter; al- les welkt von ihrem verheerenden Hauch dahin, und geht zur Verwesung über; sie haben Küsse auf den Lippen und Schwerder im Busen, sie sprechen der Gottheit Hohn, und verlachen weise Gesezze -- die Unschuld sinkt unter ihren Strei- chen wehrlos dahin, und die sanften Bande der Liebe, der Freundschaft und des Wolwollens werden in einem Nu getrennt und zerrissen.
O, sei mir willkommen edler Mann! der du die Rechte der Natur und Menschheit vor je- nen Buben vertritst, die sie so so schändlich ent- weihen und zerstören wollen, der du auf ihre Stirnen das Brandmal der Schande und Ver- achtung drükst, damit jeder Bürger es lese und zurükschaudere. Sei mir willkommen, deutscher Mann! biederer Freund! der du Mensch und Bruder bist -- der du ein offenes Herz für Freude und Leid hast, der du es fühlst, wie es im Jnnern krampft und wütet, wann der Mensch unterjocht und bedrükt wird, wie die
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daher entſtanden Baſtarde der Menſchheit, de- nen nichts, auch die ehrwuͤrdigen Bande des Bluts nicht heilig waren. — — Auch ſie wan- deln noch auf Gottes lieben Weltrund, aber wo ſie wallen, da verdorren Gras und Kraͤuter; al- les welkt von ihrem verheerenden Hauch dahin, und geht zur Verweſung uͤber; ſie haben Kuͤſſe auf den Lippen und Schwerder im Buſen, ſie ſprechen der Gottheit Hohn, und verlachen weiſe Geſezze — die Unſchuld ſinkt unter ihren Strei- chen wehrlos dahin, und die ſanften Bande der Liebe, der Freundſchaft und des Wolwollens werden in einem Nu getrennt und zerriſſen.
O, ſei mir willkommen edler Mann! der du die Rechte der Natur und Menſchheit vor je- nen Buben vertritſt, die ſie ſo ſo ſchaͤndlich ent- weihen und zerſtoͤren wollen, der du auf ihre Stirnen das Brandmal der Schande und Ver- achtung druͤkſt, damit jeder Buͤrger es leſe und zuruͤkſchaudere. Sei mir willkommen, deutſcher Mann! biederer Freund! der du Menſch und Bruder biſt — der du ein offenes Herz fuͤr Freude und Leid haſt, der du es fuͤhlſt, wie es im Jnnern krampft und wuͤtet, wann der Menſch unterjocht und bedruͤkt wird, wie die
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daher entſtanden Baſtarde der Menſchheit, de-
nen nichts, auch die ehrwuͤrdigen Bande des
Bluts nicht heilig waren. — — Auch ſie wan-
deln noch auf Gottes lieben Weltrund, aber wo
ſie wallen, da verdorren Gras und Kraͤuter; al-
les welkt von ihrem verheerenden Hauch dahin,
und geht zur Verweſung uͤber; ſie haben Kuͤſſe
auf den Lippen und Schwerder im Buſen, ſie
ſprechen der Gottheit Hohn, und verlachen weiſe
Geſezze — die Unſchuld ſinkt unter ihren Strei-
chen wehrlos dahin, und die ſanften Bande der
Liebe, der Freundſchaft und des Wolwollens
werden in einem Nu getrennt und zerriſſen.
O, ſei mir willkommen edler Mann! der
du die Rechte der Natur und Menſchheit vor je-
nen Buben vertritſt, die ſie ſo ſo ſchaͤndlich ent-
weihen und zerſtoͤren wollen, der du auf ihre
Stirnen das Brandmal der Schande und Ver-
achtung druͤkſt, damit jeder Buͤrger es leſe und
zuruͤkſchaudere. Sei mir willkommen, deutſcher
Mann! biederer Freund! der du Menſch
und Bruder biſt — der du ein offenes Herz fuͤr
Freude und Leid haſt, der du es fuͤhlſt, wie es
im Jnnern krampft und wuͤtet, wann der
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/11>, abgerufen am 23.11.2024.
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