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Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710.

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Gifft worden / und ihm den Stachel / welches ist die Sünde / genommen / und euch alle seines Sieges theilhafft gemachet? Ein Schatten ohne Cörper; solten wir uns für einen Schatten fürchten. Niemand / als etwa ein unmündiges Kind / fürchtet sich für einen gemahleten Bilde / das greßlich aussiehet; oder für einen todten Löwen / der nicht mehr beissen kan. So lasset uns doch nicht mehr Kinder seyn die aus Unverstande sich fürchten / da nichts zu fürchten ist; sondern mit erleuchteten Glaubens-Augen durch die finstern Schatten des Todes sehen / so wird sich die Furcht verliehren. Wenn David / Psalm 23. die Hirten-Treue seines GOttes bedencket / so spricht er gantz getrost: Ob ich schon wandele im finstern Thal / fürchte ich doch kein Unglück / denn du bist bey mir / dein Stecken und Stab trösten mich. Ihr habt aus dem Munde eures Heylandes gleiche Versicherung / Joh. 10. so lasset denn auch die Furcht fahren. Die lieben Alten haben uns diß durch das bekandte Gedicht lehren wollen / von einem grossen Riesen der ein Kind auf seiner Achsel trägt / einen Stab in der Hand hat / und also mitten durchs Meer gehet / dessen Deutung leicht zu finden / wenn wir uns erinnern / wie das Meer oder tieffe Wasser nach der Redens-Art der Schrifft ein Bild sind allerley Widerwärtigkeiten / die den Menschen in Furcht und Sorge setzen / und also auch des Todes / welcher der letzte Feind ist der Gläubigen; Stecken und Stab ein Bild des Wortes GOttes / wie wir aus dem Psalm 23. sehen; das Kind aber bezeichnet Christum / daher sie diesen Riesen Christophorum, das ist / einen Christ-Träger genennet / und dadurch einen jeglichen gläubigen Christen abgebildet / der / weil er Christum trägt in seiner

Gifft worden / und ihm den Stachel / welches ist die Sünde / genommen / und euch alle seines Sieges theilhafft gemachet? Ein Schatten ohne Cörper; solten wir uns für einen Schatten fürchten. Niemand / als etwa ein unmündiges Kind / fürchtet sich für einen gemahleten Bilde / das greßlich aussiehet; oder für einen todten Löwen / der nicht mehr beissen kan. So lasset uns doch nicht mehr Kinder seyn die aus Unverstande sich fürchten / da nichts zu fürchten ist; sondern mit erleuchteten Glaubens-Augen durch die finstern Schatten des Todes sehen / so wird sich die Furcht verliehren. Wenn David / Psalm 23. die Hirten-Treue seines GOttes bedencket / so spricht er gantz getrost: Ob ich schon wandele im finstern Thal / fürchte ich doch kein Unglück / denn du bist bey mir / dein Stecken und Stab trösten mich. Ihr habt aus dem Munde eures Heylandes gleiche Versicherung / Joh. 10. so lasset denn auch die Furcht fahren. Die lieben Alten haben uns diß durch das bekandte Gedicht lehren wollen / von einem grossen Riesen der ein Kind auf seiner Achsel trägt / einen Stab in der Hand hat / und also mitten durchs Meer gehet / dessen Deutung leicht zu finden / weñ wir uns erinnern / wie das Meer oder tieffe Wasser nach der Redens-Art der Schrifft ein Bild sind allerley Widerwärtigkeiten / die den Menschen in Furcht und Sorge setzen / und also auch des Todes / welcher der letzte Feind ist der Gläubigen; Stecken und Stab ein Bild des Wortes GOttes / wie wir aus dem Psalm 23. sehen; das Kind aber bezeichnet Christum / daher sie diesen Riesen Christophorum, das ist / einen Christ-Träger genennet / und dadurch einen jeglichen gläubigen Christen abgebildet / der / weil er Christum trägt in seiner

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Zitationshilfe: Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knopff_todt_1710/40>, abgerufen am 25.04.2024.