aber unsern Beystand aufdringen -- Einen sol¬ chen Mann schonen sie sorgfältig --
13.
Hüte Dich aber, einen Großen, der An¬ sprüche auf Verstand, Witz, hohe Tugenden, Ge¬ lehrsamkeit, Kunstgefühl, oder worauf es immer sey, macht, hüte Dich, ihn deutlich, oder gar in Gegenwart Andrer merken zu lassen, daß Du Dir bewußt bist, Du übertreffest, Du überse¬ hest, Du verdunkeltest ihn! In der Stille darf er das wohl fühlen, aber er muß es nur allein zu fühlen glauben. Vor allen Dingen ist diese Vorsicht nöthig gegen Vorgesetzte, die ungeschick¬ ter in ihrem Fache sind, als Du. Gern mögen sie Dir Deine bessern Einsichten, gleichsam als prüften sie Dich, abfragen, sich zu eigen machen, Dir nach Gelegenheit Deine eigene Waare wie¬ der verkaufen; doch wehe Dir, wenn Du das rügst, wenn Du nur einmal thust, als merktest Du das, oder gar, wenn Du den unterrichten¬ den Ton gegen sie annimst! -- Wie werden sie Dir das Leben sauer machen! Wie viel werden sie von Dir fordern, das sie selbst nie zu leisten im Stande seyn würden, damit sie Gelegenheit haben, Dich eines Fehlers zu zeugen!
14.
aber unſern Beyſtand aufdringen — Einen ſol¬ chen Mann ſchonen ſie ſorgfaͤltig —
13.
Huͤte Dich aber, einen Großen, der An¬ ſpruͤche auf Verſtand, Witz, hohe Tugenden, Ge¬ lehrſamkeit, Kunſtgefuͤhl, oder worauf es immer ſey, macht, huͤte Dich, ihn deutlich, oder gar in Gegenwart Andrer merken zu laſſen, daß Du Dir bewußt biſt, Du uͤbertreffeſt, Du uͤberſe¬ heſt, Du verdunkelteſt ihn! In der Stille darf er das wohl fuͤhlen, aber er muß es nur allein zu fuͤhlen glauben. Vor allen Dingen iſt dieſe Vorſicht noͤthig gegen Vorgeſetzte, die ungeſchick¬ ter in ihrem Fache ſind, als Du. Gern moͤgen ſie Dir Deine beſſern Einſichten, gleichſam als pruͤften ſie Dich, abfragen, ſich zu eigen machen, Dir nach Gelegenheit Deine eigene Waare wie¬ der verkaufen; doch wehe Dir, wenn Du das ruͤgſt, wenn Du nur einmal thuſt, als merkteſt Du das, oder gar, wenn Du den unterrichten¬ den Ton gegen ſie annimſt! — Wie werden ſie Dir das Leben ſauer machen! Wie viel werden ſie von Dir fordern, das ſie ſelbſt nie zu leiſten im Stande ſeyn wuͤrden, damit ſie Gelegenheit haben, Dich eines Fehlers zu zeugen!
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aber unſern Beyſtand aufdringen — Einen ſol¬
chen Mann ſchonen ſie ſorgfaͤltig —
13.
Huͤte Dich aber, einen Großen, der An¬
ſpruͤche auf Verſtand, Witz, hohe Tugenden, Ge¬
lehrſamkeit, Kunſtgefuͤhl, oder worauf es immer
ſey, macht, huͤte Dich, ihn deutlich, oder gar
in Gegenwart Andrer merken zu laſſen, daß Du
Dir bewußt biſt, Du uͤbertreffeſt, Du uͤberſe¬
heſt, Du verdunkelteſt ihn! In der Stille darf
er das wohl fuͤhlen, aber er muß es nur allein
zu fuͤhlen glauben. Vor allen Dingen iſt dieſe
Vorſicht noͤthig gegen Vorgeſetzte, die ungeſchick¬
ter in ihrem Fache ſind, als Du. Gern moͤgen
ſie Dir Deine beſſern Einſichten, gleichſam als
pruͤften ſie Dich, abfragen, ſich zu eigen machen,
Dir nach Gelegenheit Deine eigene Waare wie¬
der verkaufen; doch wehe Dir, wenn Du das
ruͤgſt, wenn Du nur einmal thuſt, als merkteſt
Du das, oder gar, wenn Du den unterrichten¬
den Ton gegen ſie annimſt! — Wie werden ſie
Dir das Leben ſauer machen! Wie viel werden
ſie von Dir fordern, das ſie ſelbſt nie zu leiſten
im Stande ſeyn wuͤrden, damit ſie Gelegenheit
haben, Dich eines Fehlers zu zeugen!
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/44>, abgerufen am 24.11.2024.
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