Umgange und in Erlangung äusserer Achtung, bürgerlicher und andrer Vortheile ihres Zwecks verfehlen, ihr Glück nicht machen; so bringe ich hier weder in Anschlag, daß ein widriges Geschick zuweilen den Besten verfolgt, noch daß eine unglückliche leidenschaftliche oder unge¬ sellige Gemüthsart bey Manchem die vorzüg¬ lichsten, edelsten Eigenschaften verdunkelt.
Nein! meine Bemerkung trifft Personen, die wahrlich allen guten Willen und treue Recht¬ schaffenheit mit mannigfaltigen, recht vorzüg¬ lichen Eigenschaften und dem eifrigen Bestre¬ ben, in der Welt fortzukommen, eigenes und fremdes Glück zu bauen, verbinden, und die dennoch mit diesem Allen verkannt, übersehn werden, zu gar nichts gelangen. Woher kömmt das? Was ist es, daß Diesen fehlt und Andre haben, die, bey dem Mangel wahrer Vorzüge, alle Stufen menschlicher, irdischer Glückselig¬ keit ersteigen? -- Was die Franzosen den Esprit de conduite nennen, das fehlt Jenen, die Kunst des Umgangs mit Menschen, eine Kunst, die oft der schwache Kopf, ohne dar¬ auf zu studieren, viel besser erlauert, als der
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Umgange und in Erlangung aͤuſſerer Achtung, buͤrgerlicher und andrer Vortheile ihres Zwecks verfehlen, ihr Gluͤck nicht machen; ſo bringe ich hier weder in Anſchlag, daß ein widriges Geſchick zuweilen den Beſten verfolgt, noch daß eine ungluͤckliche leidenſchaftliche oder unge¬ ſellige Gemuͤthsart bey Manchem die vorzuͤg¬ lichſten, edelſten Eigenſchaften verdunkelt.
Nein! meine Bemerkung trifft Perſonen, die wahrlich allen guten Willen und treue Recht¬ ſchaffenheit mit mannigfaltigen, recht vorzuͤg¬ lichen Eigenſchaften und dem eifrigen Beſtre¬ ben, in der Welt fortzukommen, eigenes und fremdes Gluͤck zu bauen, verbinden, und die dennoch mit dieſem Allen verkannt, uͤberſehn werden, zu gar nichts gelangen. Woher koͤmmt das? Was iſt es, daß Dieſen fehlt und Andre haben, die, bey dem Mangel wahrer Vorzuͤge, alle Stufen menſchlicher, irdiſcher Gluͤckſelig¬ keit erſteigen? — Was die Franzoſen den Eſprit de conduite nennen, das fehlt Jenen, die Kunſt des Umgangs mit Menſchen, eine Kunſt, die oft der ſchwache Kopf, ohne dar¬ auf zu ſtudieren, viel beſſer erlauert, als der
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Umgange und in Erlangung aͤuſſerer Achtung,
buͤrgerlicher und andrer Vortheile ihres Zwecks
verfehlen, ihr Gluͤck nicht machen; ſo bringe
ich hier weder in Anſchlag, daß ein widriges
Geſchick zuweilen den Beſten verfolgt, noch
daß eine ungluͤckliche leidenſchaftliche oder unge¬
ſellige Gemuͤthsart bey Manchem die vorzuͤg¬
lichſten, edelſten Eigenſchaften verdunkelt.
Nein! meine Bemerkung trifft Perſonen,
die wahrlich allen guten Willen und treue Recht¬
ſchaffenheit mit mannigfaltigen, recht vorzuͤg¬
lichen Eigenſchaften und dem eifrigen Beſtre¬
ben, in der Welt fortzukommen, eigenes und
fremdes Gluͤck zu bauen, verbinden, und die
dennoch mit dieſem Allen verkannt, uͤberſehn
werden, zu gar nichts gelangen. Woher koͤmmt
das? Was iſt es, daß Dieſen fehlt und Andre
haben, die, bey dem Mangel wahrer Vorzuͤge,
alle Stufen menſchlicher, irdiſcher Gluͤckſelig¬
keit erſteigen? — Was die Franzoſen den
Eſprit de conduite nennen, das fehlt Jenen, die
Kunſt des Umgangs mit Menſchen, eine
Kunſt, die oft der ſchwache Kopf, ohne dar¬
auf zu ſtudieren, viel beſſer erlauert, als der
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/37>, abgerufen am 26.04.2024.
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